Wermelskirchen: Naturschützer fordern Mitbestimmung im Waldbau
Im rheinischen Wermelskirchen eskaliert der Konflikt zwischen den Verantwortlichen des Waldbaus und den Naturschützern. Letztere fordern eine stärkere Mitbestimmung bei der Gestaltung des neuen Waldkonzepts. Die Umweltschützer befürchten, dass die geplanten Maßnahmen schwere Auswirkungen auf die ökosystemare Vielfalt des Waldes haben werden. Sie kritisieren, dass sie nicht ausreichend in die Planungen einbezogen wurden und Forderungen nach Transparenz und Mitsprache ignoriert werden. Die Auseinandersetzung wirft Fragen über die Zukunft des Waldes und die Rolle der Zivilgesellschaft bei der Gestaltung der Umwelt auf.
Wermelskirchen: Naturschützer fordern Mitspracherecht bei Waldplanung
Friedhelm Hürten, Waldexperte der Naturschutzgruppe BUND, hat eine kleine Wanderrunde vorbereitet, die auf dem Parkplatz in Pohlhausen beginnt. Zuallererst müssen wir uns bewusst machen, was unter der Erde passiert, sagt er beim Blick in die Baumkronen.
Er erzählt von Pilzen und Mikroorganismen, von nicht sichtbaren Verbindungen, die den Wald prägen. Nur, wenn wir uns damit beschäftigen, verstehen wir auch, was hier oben passiert, versichert Hürten.
Waldexperte Friedhelm Hürten: Dauerwald ist Schlüssel zur nachhaltigen Waldwirtschaft
Genau das wünscht er sich: Verständnis und Respekt für den Wald. Und deswegen hat er – wenige Wochen nach dem großen Wald-Aktionstag im Juni – erneut zur Exkursion eingeladen. Das Interesse ist verhalten – zwei Vereinskameradinnen vom BUND sind gekommen.
Ihr Fokus gilt am Samstagmorgen vor allem dem Thema Dauerwald: eine Hochwalform zur forstlichen Holzproduktion, die sich streng an dem Wald als lebendem Organismus orientiert. Statt ganze Waldflächen zu ernten, wird so nachhaltig geplant, dass der Mischwald jedes Jahr andere Holzarten zur Ernte freigibt.
Es geht also durchaus um eine wirtschaftliche Nutzung, erinnert
Wermelskirchen: BUND fordert Verständnis und Respekt für den Wald
Der Wald hat viele Funktionen: Ziele Waldwirtschaft, Ökosystem und Naherholung. Die Menschen setzen viele Erwartungen in den Wald. Die einen wollen vor allem Geld verdienen, die anderen vor allem unbeschwert Wandern und wieder andere rechnen ihm eine große Bedeutung im Kampf gegen den Klimawandel zu.
Der BUND erinnert: Im städtischen Wald hat das Gemeinwohl Vorrang. Die Exkursion mit Friedhelm Hürten führt fürs Erste nur wenige Meter in den Wald: Hier findet Naturverjüngung statt, erläutert er und deutet auf die Pflanzen, die unter den Bäumen wachsen.
Buchen und Eichen haben sich hier selbst ausgesät. Und damit haben sie das Grundprinzip des Dauerwaldes im Grunde schon umgesetzt, erklärt der Naturschützer.
Die Ergebnisse der aktuellen Bundeswaldinventur wundern Friedhelm Hürten vom BUND nicht. Der Bericht hatte vor wenigen Tagen darüber informiert, dass der Wald zum ersten Mal seit Jahrzehnten mehr CO2 abgebe als aufnehmen.
Das war abzusehen, sagt Hürten. Zu viele Fichtenflächen seien abgeräumt worden. Zurückgeblieben sei ein Boden, der für keine gute CO2-Bilanz sorge.
Der BUND-Experte spaziert weiter und erzählt von den Stürmen rund um Kyrill 2007, die viele Bäume zu Fall brachten. Viele dieser Flächen wurden nicht wieder bepflanzt, erzählt er und deutet auf Fotos, die er im Gepäck hat.
Genau dort könne man heute wunderbar ansetzen, um Dauerwald zu entwickeln. Der brauche nämlich den menschlichen Einsatz: Auf den Sturmflächen hat längst auch eine Naturverjüngung stattgefunden, erzählt er.
Wenn jetzt vorsichtig eingegriffen werde, um den wertvollen Pflanzen genug Raum zum Wachsen zu geben, könnten sich zukunftsfähige Flächen entwickeln. Viele Bäume, die jetzt nachgewachsen sind, haben sich den neuen Bedingungen schon angepasst, sagt er mit Blick auf den Klimawandel.
Grundsätzlich benötige die Natur den Menschen eher nicht, ist sich der Naturschützer sicher. Aber in dieser Klimasituation brauche es nun mehr Einsatz auf diesen Flächen, um zukunftsfähige Waldwirtschaft auf den Weg zu bringen.
Das System Wald ist sehr langsam, erinnert Hürten. Deswegen braucht er jetzt unsere Unterstützung, um perspektivisch arbeiten zu können.
Der BUND hat bereits einen Förderantrag gestellt, um diese Arbeiten zu unterstützen und auf den Flächen seltene, heimische Baumarten zu fördern.
Ohnehin wünschen sich die Naturschützer mehr Mitspracherecht, wenn es um die Waldplanung geht, das werde in anderen Städten schon ganz selbstverständlich umgesetzt.
Genauso wichtig ist es uns, dass das Prinzip des Dauerwaldes viel präsenter in der Gesellschaft wird, betont Martina Hegmann.
Deswegen werde der BUND auch künftig zu Exkursionen in den Wald einladen.
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