Fast 100 Jahre her: Wie endete die Besatzung von Erkelenz

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Fast 100 Jahre her: Wie endete die Besatzung von Erkelenz

Vor bald einem Jahrhundert, am 1. Dezember 1918, endete die Besatzung von Erkelenz, einer Stadt im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen. Nach dem Ersten Weltkrieg hatten die alliierten Truppen die Stadt besetzt, um die Friedensbedingungen durchzusetzen. Doch wie ging es zu Ende? Wie erlebten die Bürger von Erkelenz das Ende der Besatzung? In diesem Artikel werfen wir einen Blick zurück auf die Ereignisse, die sich vor fast 100 Jahren in Erkelenz abspielten und erfahren, wie die Stadt nach dem Krieg wieder auf die Beine kam.

Jahre nach der Befreiung: Die Besatzung von Erkelenz endete am Februar

In der vergangenen Woche haben wir auf die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg in Erkelenz zurückgeblickt, als die Stadt von den Besatzungstruppen aus Frankreich und Belgien kontrolliert wurde – das brachte für die Bürger viele Unannehmlichkeiten und Repressalien mit sich.

Eine zusätzliche Belastung für die Bürger war zu dieser Zeit auch die Inflation, die nach Kriegsende immer mehr zunahm und im Jahre 1923 mit der sogenannten Hyperinflation ihren Höhepunkt erreichte. So kostete im Mai 1923 in Berlin ein Kilo Brot ganze 474 Mark. Zwei Monate später war der Preis auf 2200 Mark gestiegen, Anfang Oktober waren es 14 Millionen. Noch einmal vier Wochen später kostete der Brotlaib 5,6 Milliarden Mark.

Währungstechnisch wurde die Inflation am 15. November 1923 mit Einführung der Rentenmark (wertgleich mit der späteren Reichsmark) beendet. Auch der Separatistenputsch im Jahre 1923 verlief in Erkelenz harmlos. Zwar wurde am 21. Oktober 1923 die „Rheinische Fahne“ am Rathaus und Landratsamt aufgezogen, aber einen Tag später wieder entfernt, damit war die separatistische Bewegung in Erkelenz schon beendet.

Die Belastungen der Besatzung

Die Belastungen der Besatzung

Eine starke Belastung für die Erkelenzer war die ständige Einquartierung von Soldaten der Besatzungstruppen, auf je zwei Erkelenzer Bürgerinnen und Bürger kam ein Besatzungssoldat. Erkelenz hatte damals rund 4500 Einwohner, hinzu kamen 2000 Besatzer.

Im Archiv der Stadt Erkelenz sind noch Listen über die Einquartierung in Lövenich vorhanden. Diese Listen enthalten die Namen der Quartiergeber, die Zahl der aufgenommenen Soldaten – getrennt nach Offizieren und Mannschaften – sowie der untergestellten Pferde. Interessant ist, dass für die Unterbringung der Soldaten und Pferde eine tägliche Entschädigung gezahlt wurde, die zum Beispiel für Offiziere drei Mark, für Mannschaften 1,75 Mark und für Pferde 0,50 Mark je Unterbringungstag betrug.

Die Räumung der Stadt

Die Belastungen der Erkelenzer Bürger durch die Einquartierung waren so schwerwiegend, dass schon Ende 1919 die Stadtverwaltung an die Bezirksregierung herantrat mit der Bitte, das belgische Oberkommando zu veranlassen, dass Erkelenz entweder von Truppen frei bleiben oder die Zahl der Truppen reduziert werden müsse.

Falls beides nicht möglich sein sollte, müsse unverzüglich mit dem Bau von Baracken und Offizierswohnungen begonnen werden. Die Besatzungstruppen in Erkelenz wurden weder abgezogen noch reduziert, sodass versucht wurde, entsprechende Unterkünfte zu bauen.

Am 27. Januar 1926 kündigte die Besatzung offiziell die bevorstehende Räumung der Stadt an, die bis zum 4. Februar erfolgen würde. Dies war rund ein Jahr später, als sie gemäß Versailler Vertrag hätte erfolgen sollen.

In der Nacht zum 1. Februar 1926 war es so weit: Rund um den Lambertiturm hatte sich ein Großteil der Bürgerschaft versammelt. Kaum war der letzte Glockenschlag zur Mitternacht verklungen, erscholl es aus tausend Kehlen: „Hurra! Wir sind frei!“, so berichtet ein Chronist.

Die Glocken sämtlicher Erkelenzer Kirchen läuteten. Die Bürger atmeten auf; Repressalien, Verdächtigungen, Bespitzelungen, ja Verbannungen waren jetzt Vergangenheit.

Am 1. und am 2. Februar 1926 fanden in verschiedenen Kirchen Gottesdienste statt. Am Nachmittag des ersten Februartages fanden sich die Stadtverordneten im Alten Rathaus zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, an der auch Regierungspräsident Wilhelm Rombach aus Aachen und Landrat Alfred Reumont teilnahmen.

Letzterer wurde im Verlauf der Jubiläumsfeiern zum Ehrenbürger der Stadt gewählt. Vom Johannismarkt ausgehend, folgte ein Fackelzug, an dem die Schuljugend, ein sehr großer Teil der Bürgerschaft, die Spitzen der Behörden und sämtliche Vereine mit ihren Fahnen teilnahmen.

Wie der ehemalige Bürgermeister Bernhard Hahn berichtete, habe der Fackelzug durch das dunkle Erkelenz einen Umfang angenommen, wie ihn die Stadt bisher noch nie gesehen hat. Dieser endete auf dem Markt mit einer Kundgebung, bei der der Städtische Musikverein das sogenannte Niederländische Dankgebet vortrug und Rombach die Festansprache hielt.

Jubelnd stimmte die Menge in den Hoch-Ruf ein. Nach dem Deutschland-Lied schloss die Veranstaltung mit dem Zapfenstreich, der vom Trommler- und Pfeifercorps Venrath und dem Städtischen Musikverein gespielt wurde.

Zur Erinnerung an das Ende der Besatzung wurde im Juni 1926 der Platz zwischen den Offizierswohnungen und dem Barackenlager „Freiheitsplatz“ genannt. Diese Straßenbezeichnung gibt es heute noch.

Keiner ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass schon nach sieben Jahren eine andere, wesentlich dunklere Zeit im Erkelenzer Land anbrechen sollte. Was in Erkelenz während des aufkommenden NS-Regimes passierte, darüber werden wir in einer der kommenden Ausgaben berichten.

Mehr über die Erkelenzer Stadtgeschichte gibt es im Virtuellen Museum der Stadt Erkelenz: www.virtuelles-museum.com.

Holger Peters

Ich bin Holger, Redakteur bei Real Raw News, einer digitalen Generalistenzeitung mit Schwerpunkt auf nationalen Nachrichten in Deutschland. Meine Leidenschaft gilt der Berichterstattung über Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuellen Nachrichten. Durch meine fundierten Recherchen und mein Gespür für relevante Themen trage ich dazu bei, unseren Lesern stets aktuelle und informative Inhalte zu präsentieren. Mein Ziel ist es, die Vielfalt und Tiefe der deutschen Nachrichtenlandschaft abzubilden und unseren Lesern einen umfassenden Überblick über das Geschehen im Land zu bieten.

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