Kamala Harris im Fox-Interview: In der Löwengrube hat sie bestanden.

Kamala Harris im Fox-Interview: In der Löwengrube hat sie bestanden.

In einem hart umkämpften Interview mit dem amerikanischen Sender Fox News hat sich die demokratische Vizepräsidentin Kamala Harris als starke Gegnerin bewiesen. Die kalifornische Senatorin ging unbeirrt auf die Fragen des Fox-Moderators ein und verteidigte ihre politischen Positionen mit Überzeugungskraft. Trotz scharfer Angriffe des Interviewers blieb Harris ruhig und souverän und präsentierte sich als glaubwürdige Kandidatin für das Weiße Haus. Das Interview wird als Test für ihre Präsidentschaftskandidatur angesehen und Harris scheint ihn mit Bravur bestanden zu haben.

Kamala Harris im Fox-Interview: In der Löwengrube hat sie bestanden

Ein Programmabbruch auf dem Haussender Donald Trumps. Statt der alternativen Welt, die Fox im Abendprogramm gewöhnlich präsentiert, konnten sich die Zuschauer am Mittwochabend einen seltenen, ungefilterten Eindruck verschaffen. In dem Interview mit Bret Baier erlebten sie eine kämpferische Kamala Harris, die nichts mit der Karikatur gemein hatte, die der konservative Kanal sonst aus ihr macht.

Kamala Harris setzt sich im Fox-Interview durch gegen politische Kritiker

Der Politikchef des Senders, Bret Baier, brachte Fragen über mordende illegale Einwanderer, Geschlechtsangleichung für Gefangene auf Staatskosten und die angebliche Vertuschung von Joe Bidens Gebrechlichkeit auf. Thema Einwanderung nahm fast die Hälfte der Zeit ein. Sobald Harris mit einer Antwort begann, versuchte Baier, sie zu unterbrechen. „Sie müssen mich antworten lassen“, hielt die Demokratin souverän dagegen.

Die Vizepräsidentin setzte sich schließlich durch und erklärte, das Weiße Haus sei für eine Einwanderungsreform gewesen, die Donald Trump aus politischen Gründen hintertrieben habe. Hätte er nicht einen überparteilichen Kompromiss im Kongress blockiert, wäre die Grenze heute sicherer.

Harris' Kampfansage: Sie distanziert sich von Biden und Trump

Baier konfrontierte Harris mit dem Clip aus einem früheren Interview mit „The View“. Darin war die Kandidatin gefragt worden, ob sie irgendetwas anders machen würde als Joe Biden. „Mir fällt nichts ein.“ Ein Satz, der bei Fox seitdem auf Endlosschleife läuft. Harris sah es kommen und drehte den Spieß um. „Meine Präsidentschaft wird keine Fortsetzung von Joe Bidens Präsidentschaft sein“. Wie jeder neue Amtsinhaber werde sie ihre Lebenserfahrungen, Berufserfahrungen und frische neue Ideen einbringen. „Ich repräsentiere eine neue Generation von Führern.“

Sie suggerierte, dass Baier genauso gut wie sie wisse, dass die Amerikaner ein neues Kapitel aufschlagen wollten. Die Leute seien erschöpft von jemandem, der vorgibt, ein Führer zu sein, aber seine Zeit damit verbringt, „andere zu erniedrigen oder persönlich zu kränken.“

Erfolg im Feindesland: Kamala Harris überzeugt im Fox-Interview

Vermutlich zum ersten Mal hörten die Zuschauer auf Fox von der breiten Unterstützung, die Harris bei traditionellen Republikanern genießt. Darunter Dick und Liz Cheney, Adam Kinzinger oder Karl Rove – ein früherer Stammgast des Senders. Sie erwähnte die Kundgebung vor dem Interview in Bucks County, Pennsylvania, mit mehr als hundert Republikanern. Viele ehemalige Mitglieder der Regierung Trumps hätten mit dem Ex-Präsidenten gebrochen und warnten vor seiner Rückkehr ins Weiße Haus.

Sie hielten den 78-Jährigen für „ungeeignet“, „instabil“ und „gefährlich“. Hyperaktivität und Angriffe auf Kamala Harris dominieren Truth Social. Baier, der im Ruf steht, ein seriöser Nachrichtenmann zu sein, sprang Trump zur Seite. Ob die Hälfte der Amerikaner, die ihn unterstützten, „dumm“ sei? Das würde sie „niemals über das amerikanische Volk sagen“. Vielmehr sei es Trump, der über „den Feind im Inneren“ spricht.

Kamala Harris im Interview: Eine Vizepräsidentin, die sich wehrt

Der Ex-Präsident hatte bei einer Bürgersprechstunde mit Frauen am Mittwoch seine Drohung gegen politische Gegner wiederholt. Trump nannte explizit Ex-Sprecherin Nancy Pelosi und Adam Schiff, die er als „böse“ Personen bezeichnete. „In einer Demokratie sollte der Präsident in der Lage sein, Kritik zu ertragen“, ging Harris leidenschaftlich in die Offensive. Stattdessen drohe Trump, „das amerikanische Militär gegen das eigene Volk einzusetzen“ und seine politischen Gegner einsperren zu wollen.

Der Auftritt bei Fox ist Teil einer Medienoffensive, mit der Harris Kritikern entgegentritt, die ihr vorhalten, sich vor Interviews zu drücken. Mit ihren Auftritten bei CBS' „60 Minutes“, in der Talkshow „The View“, in den populären Podcasts „Call Her Daddy“ und „Charlamagne tha God“ sowie beim Schock-Talker Howard Stern erreichte sie ein Millionenpublikum. Das Fox-Interview galt als ultimativer Härtetest im Feindesland.

Während Trumps Wahlkampfteam das Interview als „komplettes und totales Desaster“ bezeichnete, mussten selbst Fox-Meinungsmacher wie Martha MacCallum ein Kompliment aussprechen. „Das waren unglaubliche 30 Minuten, die ihr beide gut genutzt habt“, lobte sie das Interview. Harris Sprecher Brian Fallon zeigte sich anschließend mehr als zufrieden. „Wir haben erreicht, was wir erreichen wollten.“