Das Umgangsverhalten von Angehörigen bei Organtransplantationen (El comportamiento de los familiares en caso de trasplante de órganos)

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Das Umgangsverhalten von Angehörigen bei Organtransplantationen

In Deutschland nehmen die Zahlen der Organtransplantationen stetig zu, was zu einer zunehmenden Bedeutung der Organspender und ihrer Familienmitglieder führt. Doch wie gehen Angehörige mit der Entscheidung um, einen geliebten Menschen zu organischem Spender zu machen? Welche psychischen und emotionalen Belastungen erleben sie während und nach dem Transplantationsprozess? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt unserer aktuellen Untersuchung zum Umgangsverhalten von Angehörigen bei Organtransplantationen.

Tragisches Ende: Mann stirbt nach Hirnblutung, spendet Organe erstmals

Am Sonntagabend ging Marlene Bayen noch mit Freunden aus. Am Montag rief sie den Notarzt, weil ihrem Mann speiübel war und er nach dem Aufstehen zusammenbrach. Am Mittwoch erhielt sie die Nachricht, dass er an der diagnostizierten Hirnblutung sterben würde. Und am Freitag verabschiedete sie sich von ihrem hirntoten Liebsten im OP-Saal, weil er verfügt hatte, dass er in einem solchen Fall seine Organe spenden wollte.

Organspende: Familie spricht offen über Schmerz und Trost

Organspende: Familie spricht offen über Schmerz und Trost

Die zierliche Frau mit dunklem Haar und hellen Augen schildert an diesem windigen Herbsttag in einem Cafe in Berlin-Friedrichshain die letzten Lebenstage ihres Mannes Jan, der nach seinem Hirntod in einem Krankenhaus im Kiez seine Nieren und seine Leber entnommen bekam. Der Hirntod - der irreversible Ausfall aller Hirnfunktionen bei vorhandener Kreislaufaktivität und künstlich aufrechterhaltener Atmung - ist in Deutschland maßgeblich für die Entscheidung zur Organspende.

So unsinnig kommt einem so ein früher Tod vor, sagt Bayen, die jetzt ihre achtjährige Tochter allein erzieht. Aber ich weiß, dass es drei Menschen irgendwo gibt, die mit einem Teil von meinem Mann weiterleben können. Für uns alle - mich, meine Tochter, seinen Bruder, seine vielen Freunde - war das ein kleiner, ein Mini-Trost. Es war nicht völlig umsonst.

FDP will die Todesdefinition für Organspende erweitern

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Nicht nur Hirntod. Die FDP will die Todesdefinition für Organspende erweitern.

Patientenverfügung: Ein kleiner Trost in der Trauer

Patientenverfügung: Ein kleiner Trost in der Trauer

Erst ein Jahr vor seinem Tod hatte Jan mit ihr zusammen eine Patientenverfügung ausgefüllt. Nach dem Tod seiner Eltern, die zuvor ohne eine solche Verfügung relativ kurz hintereinander gestorben waren, wollte er für seine Angehörigen mehr Entscheidungssicherheit bei seinem eigenen Tod.

Ich habe noch gesagt, 'muss das jetzt sein?' - mein Mann war schließlich gesund und knapp 50 Jahre alt - aber er war da ganz klar und sagte, 'Komm, setz dich, wir machen das jetzt'.

Vorsorge kann erleichternd sein

Heute sei sie ihm unendlich dankbar dafür. Das Leben könne so schnell vorbei sein. Man kann nicht vorhersagen, wann Schluss ist, sagt Bayen. In der ohnehin schon äußerst belastenden Situation habe die Patientenverfügung ihr sehr geholfen. Ich wusste einfach genau, was mein Mann wollte.

Dass eine solche Vorsorge erleichternd sein kann, bestätigt Verena Esch, Oberärztin und Transplantationsbeauftragte am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier. Angehörige sind in der Regel sehr froh, wenn es eine entsprechende Patientenverfügung oder einen Organspendeausweis gibt, weil sie dann nicht selbst entscheiden müssen - sei es nun pro oder contra. Sie wissen, es gibt einen Wunsch, und in den allermeisten Fällen akzeptieren sie das, sagt Esch.

Digitale Datenbank bringt das Thema Organspende kaum voran

Fehlende Spender in NRW. Digitale Datenbank bringt das Thema Organspende kaum voran.

965 Menschen gaben im vergangenen Jahr ein Organ oder mehrere Organe für andere nach ihrem Tod frei, so die koordinierende Deutsche Stiftung Organtransplantation. Das ist ein Anstieg um 11 Prozent im Vergleich zu 2022 - aber noch lange nicht genug: Mehr als 8.000 Menschen warten bundesweit auf ein Spenderorgan.

Selbstlosigkeit immer weniger attraktiv. Nach Einschätzung von Esch hat es auch deshalb in den vergangenen vier Jahren bundesweit eher wenig Organspenden gegeben, weil ihrer Einschätzung nach das Misstrauen in die Medizin seit Corona gestiegen sei. Zudem sei Selbstlosigkeit immer weniger attraktiv. Die Menschen konzentrieren sich mehr auf sich selbst.

Todesdefinition: Wo endet das Leben?

Die Gespräche seien bei der Diagnose Hirntod in der Regel doppelnd belastend. Man muss sagen, dass derjenige sterben wird - und auch, dass er als Organspender infrage käme.

Das liegt daran, dass das Herzkreislaufsystem künstlich aufrecht erhalten wird, bis die Organe entnommen werden. Hirntod trotz künstlicher Beatmung. Auch den letzten Atemzug bekommen Angehörige auf diese Weise nicht mit. Ein hirntoter Mensch, der seine Organe zur Spende bereitstellen will, wird künstlich beatmet, bis etwa Herz, Lunge, Niere oder Leber herausgenommen werden.

Erst danach werden alle Schläuche gezogen und die Beatmung abgeschaltet. Und erst dann stellen sich auch die Todesmerkmale ein - die Haut wird grau, der Leichnam kühlt aus. Der Angehörige darf nicht den Eindruck bekommen, dass der liebste Mensch erst durch die Organentnahme wirklich stirbt, betont Leineweber.

Dankebriefe der Transplantierten

Die Deutsche Stiftung Organspende hat eine Seite ins Leben gerufen, wo sie anonyme Dankebriefe von Transplantierten veröffentlicht. Dort heißt es etwa: Ich hatte keine Hoffnung mehr. Und dann kam der Anruf. Für mich ist ein passendes Herz gefunden. Ein Moment voller Gefühle, überwältigt von der Güte dieses einen Menschen und seiner Familie.

Nicht jeder Angehörige eines Spenders bekommt so einen Brief; nicht jeder will überhaupt genau wissen, wer die Organe erhalten hat. Marlene Bayen weiß nicht mehr, als dass jetzt zwei Männer und eine Frau mit den Nieren und der Leber ihres Mannes weiterleben können. Ihr genügt dieses Wissen. Sie findet Trost darin.

Mein Mann war so ein großartiger Mensch. Er war Fußballfan, liebte Werder Bremen, hatte Freude am Leben und viele Freunde. Und er war sehr sozial engagiert, hat sich viel für andere eingesetzt. Die Spende ist ein großes Geschenk, das er unbekannten Menschen gemacht hat.

Uwe Köhler

Ich bin Uwe, Redakteur bei Real Raw News, einer digitalen Generalistenzeitung mit Schwerpunkt auf nationalen Nachrichten in Deutschland. Bei uns findest du Artikel zu Themen wie Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuellen Nachrichten. Als Teil des Teams von Real Raw News ist es meine Leidenschaft, fundierte und relevante Inhalte für unsere Leser zu erstellen und sie stets über die neuesten Entwicklungen in Deutschland informiert zu halten.

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