- Brasilien: 200 Jahre deutsche Einwanderung - Spuren auf Gebäuden und Traditionen nachkommen
- Deutsche Spuren in Brasilien: 200 Jahre Migration und Traditionen
- Deutsche Traditionen in Brasilien
- Deutsche Sprache und Kultur in Brasilien
- Deutsch-brasilianische Verbindung: Geschichte, Kultur und Wirtschaft
Brasilien: 200 Jahre deutsche Einwanderung - Spuren auf Gebäuden und Traditionen nachkommen
Vor genau 200 Jahren begann die deutsche Einwanderung nach Brasilien, ein Ereignis, das tiefgreifende Spuren in der Geschichte und Kultur des Landes hinterließ. Seitdem haben sich Deutsche in Brasilien niedergelassen und eine eigene Identität entwickelt, die von ihren europäischen Wurzeln geprägt ist. Heute können wir noch immer Zeugnisse dieser Einwanderung in der Architektur, in den Traditionen und Bräuchen finden. In diesem Artikel möchten wir Ihnen die facettenreiche Geschichte der deutschen Einwanderung nach Brasilien näherbringen und Ihnen zeigen, wie sich die Spuren dieser Einwanderung bis heute in der brasilianischen Gesellschaft manifestieren.
Deutsche Spuren in Brasilien: 200 Jahre Migration und Traditionen
Hand in Hand stehen sie im Kreis und halten verschiedene Werkzeuge wie etwa einen Schraubenschlüssel in die Luft. Die menschlichen Figuren dieses neu errichteten Monuments sollen die Einwanderer symbolisieren, die am Aufbau der Stadt São Leopoldo im Süden Brasiliens mitgewirkt haben. Zu diesen gehören auch die Deutschen: Die Stadt ist bekannt als „Wiege der deutschen Einwanderung in Brasilien“ - die ersten von ihnen kamen hier vor genau 200 Jahren an.
Mehrere Tausend Menschen wanderten damals auf der Suche nach einem besseren Leben nach Brasilien aus. Missernten und Perspektivlosigkeit hatten sie dazu gebracht, die weite Reise auf sich zu nehmen. Zugleich suchte Brasilien vor allem für den Süden des Landes nach neuen Siedlern. Diese Region war bis dahin nicht kolonialisiert, Neuankömmlinge sollten dort Infrastruktur aufbauen.
Deutsche Traditionen in Brasilien
Heute haben schätzungsweise sechs Millionen Brasilianer deutsche Vorfahren, wie die Generalkonsulin in São Paulo, Martina Hackelberg, sagt. Das sind knapp drei Prozent der Bevölkerung. Angefangen hatte es mit 300.000 bis 400.000 Deutschsprachigen, die in den verschiedenen Einwanderungswellen nach Brasilien kamen, wie der Historiker und emeritierte Universitätsprofessor Martin Dreher erzählt.
Die Neuankömmlinge pflegten auf der anderen Seite des Atlantiks ihre Traditionen, gründeten unter anderem Gesangs-, Schützen- und Turnvereine. Eines der bekanntesten deutschen Traditionen: das Oktoberfest in Blumenau. Die Stadt im südlichen Bundesstaat Santa Catarina weist mit ihren zahlreichen Fachwerkhäusern einige deutsche Spuren auf.
In diesem Jahr feiert das zweitgrößte Oktoberfest der Welt 40-jähriges Jubiläum. Menschen in Tracht und Dirndl, dazu Spezialitäten wie Spätzle, Brezel, gefüllte Ofenkartoffeln, Bratwurst und natürlich das Münchner Bier - es ist fast wie auf der Theresienwiese, nur auf Portugiesisch.
Deutsche Sprache und Kultur in Brasilien
Brasilien ist nach Angaben der deutschen Botschaft heute das Land mit den meisten Deutschsprachigen außerhalb Europas. Ein bis zwei Millionen Brasilianer sprechen nach Einschätzung des Martius-Staden-Instituts Hochdeutsch und seine Dialekte.
Gerson Neumann, Universitätsprofessor an der Bundesuniversität von Rio Grande do Sul und Nachkomme deutscher Einwanderer, erzählt: „In meiner Gemeinde, wo ich herkomme, kann man noch viele Menschen treffen, die Hunsrückisch sprechen.“ Er kommt aus einem kleinen Ort im Landesinneren, etwa 100 Kilometer von Porto Alegre, Hauptstadt des Bundesstaates Rio Grande do Sul.
In direkter Umgebung würden noch viele Westfälisch sprechen. In Städten wie Pomerode im Bundesstaat Santa Catarina oder in Orten des Bundesstaates Espirito Santo nahe Rio de Janeiro werde Pommersch gesprochen.
Deutsch-brasilianische Verbindung: Geschichte, Kultur und Wirtschaft
Deutsche Unternehmen haben sich bereits in den 50er Jahren angesiedelt und so zum Aufbau der brasilianischen Industrie beigetragen. Rund 1.300 deutsche Unternehmen haben nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) heute ihren Sitz in Brasilien, vor allem im Großraum São Paulo, als größter deutscher Wirtschaftsstandort außerhalb Deutschlands.
2022 lagen die Einfuhren nach Brasilien aus Deutschland bei über 12,89 Milliarden Euro. Es handelt sich vor allem um Maschinen, Fahrzeuge und Kfz-Teile sowie chemische und pharmazeutische Erzeugnisse. Nach Deutschland importiert wurden im selben Jahr Waren im Wert von 9,17 Milliarden Euro. Darunter hauptsächlich mineralische und pflanzliche Produkte sowie Lebensmittel, Getränke und Tabak.
Die deutsche Einwanderung hat Brasilien tiefgreifend geprägt. Heute gibt es in Brasilien laut dem Martius-Staden-Institut rund 350 öffentliche und staatliche Schulen sowie rund 60 Universitäten, die Deutschunterricht anbieten.
Zahlreiche kleinere Veranstaltungen finden dennoch in mehreren Städten Brasiliens statt. Aber welche Spuren haben die Deutschen eigentlich bis heute in dem größten Land Lateinamerikas hinterlassen?
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