Der stillschweigende Tod eines Alleinstehenden aus Leichlingen

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Der stillschweigende Tod eines Alleinstehenden aus Leichlingen

In der rheinischen Stadt Leichlingen ereignete sich ein erschütternder Vorfall, der die gesamte Bevölkerung in Schock und Trauer versetzt hat. Ein Alleinstehender aus der Stadt wurde tot in seiner Wohnung aufgefunden. Die Umstände seines Todes sind noch immer rätselhaft und die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Die Polizei hat bereits erste Erkenntnisse gesammelt, aber noch keine offizielle Stellungnahme abgegeben. Die Bewohner von Leichlingen sind bestürzt über den stillen Tod eines ihrer Mitbürger und fragen sich, wie ein solches Unglück hatte passieren können. In den kommenden Tagen werden weitere Details über den Vorfall bekannt gegeben werden.

Stillgegeben: Der Tod eines Alleinstehenden aus Leichlingen

Nein – eine große Beerdigung mit Empfang wird es am 9. August nicht geben. Keine Würdenträger, die Gutes zu berichten wissen, die an den Verstorbenen und sein gesellschaftliches Engagement erinnern und auch keine Posts in den Sozialen Netzwerken. Man nennt das etwas beschönigend: Beerdigung im kleinen Kreis.

Zwei Schwestern kommen zur Beerdigung aus Niedersachsen und Baden-Württemberg, und seine Neffen werden da sein. In den meisten Fällen ist der Abschied einfach still. So auch in diesem Fall. Mein Onkel Herbert ist tot. Ein Mann ist mit 82 Jahren gestorben.

Ein Leben in Leichlingen

Ein Leben in Leichlingen

In Schwiddern in Ostpreußen im Krieg geboren, vertrieben und in Niedersachsen groß geworden, war Herbert ein vor Gesundheit strotzender Landwirt, überzeugter Single, Eigenbrötler und Familienmensch. Seit 50 Jahren lebte er in Leichlingen, hatte für Bayer auf dem Versuchsgut Höfchen bis zur Rente gearbeitet.

Er war immer mit dem Auto unterwegs und besuchte seine Familie – ob Mutter, Schwestern oder Cousins. Herbert besuchte sie alle gerne – nur selbst wollte er in seinem Apartment keinen Besuch haben. Keine Feiern mit Freunden und Kollegen – lieber für sich allein sein.

Ruhig gelegen

Ruhig gelegen

Vor 30 Jahren war er nach Balken gezogen – ruhig gelegen und doch zu Fuß schnell in der Stadt und zur Arbeit. Seine Schwester wohnte bereits in Leichlingen, und sie hatte ja drei Kinder. Somit hatte er seinen lokalen Kontakt – seine familiäre Anlaufstelle.

Es war auch sein Weg der schnellen Geselligkeit – einfach mal auf einen Kaffee oder Mittagessen vorbeischauen. Uns Kinder zu Familienbesuchen mitnehmen, uns ein paar Mark für die Kirmes zustecken oder mal eben die Schwester abholen und mit dem Fahrrad durchs Bergische starten. Einfach ein toller Bruder und ein toller Onkel.

Vereinsamung

Doch dann starb seine „kleine Schwester“, und die Neffen waren mittlerweile in die Ferne gezogen. Ein Stück Familie: Gunnar Gmilkowsky als Kind mit seinem Onkel Herbert. Neben der Rente war der Verlust seiner Schwester ein großer Schritt zur Vereinsamung, und diese Einsamkeit veränderte auch sein Wesen.

Er war weder bei der Freiwilligen Feuerwehr noch im Karnevalsverein. Er hatte auch keinen festen Freundeskreis, mit dem man sich traf, keine ehemaligen Kollegen – darauf verwendete er keine Energie. Er war auch kein Vieltelefonierer, und mit dem Alter fuhr er auch kaum mit dem Auto.

Keine Feierlichkeiten

Nein, er wollte auch nichts von „Essen auf Rädern“ „Betreutem Wohnen“ oder gar Seniorenresidenz hören. Stattdessen ging er seit seiner Rente jeden Tag spazieren. Immer in die Stadt für ein Mittagessen und für zwei Bierchen in seinen Kneipen.

Nein, er war keiner der Sprücheklopfer an der Theke – kein beliebter Stammgast, den alle kennen und der zu Geburtstagen eingeladen wird. Er war der freundlich Lächelnde, der Unscheinbare, der Ruhige, der Zuhörer – halt der Herbert.

Der Abschied

Nachdem meine Mutter in Leichlingen gestorben war, habe ich mich um ihn gekümmert. Doch es ist etwas anderes, wenn man sich um die Eltern oder um seinen Onkel kümmert. Da ist mehr Distanz. Was ich sagen kann, und da bin ich schon etwas stolz, ich war immer für ihn da.

Doch Herbert rief nicht zu Geburtstagen an, oder weil er einsam war. Er rief nur an, wenn der Fernseher flimmerte, Briefe beantwortet und etwas repariert werden musste. Er rief auch nicht an, wenn er gestürzt war und sich eine ordentliche Wunde zugezogen hatte.

Zum Glück hatte er sehr nette Nachbarn in Balken, die ihm immer hilfreich zur Seite standen, ganz besonders als das Hochwasser vor drei Jahren Balken traf. Sein Stadtteil, sein Keller und sein Auto waren abgesoffen und Herbert nicht erreichbar.

Am 6. Juli bekam ich in meinem Urlaub in Italien dann wieder eine Nachricht. Seine Nachbarn hatten Herbert seit ein paar Tagen nicht mehr auf dem täglichen Weg in die Stadt gesehen. Man machte sich Sorgen und klemmte eine Zeitung in seine Tür, um zu sehen, ob er sich regt. Doch als ich am darauffolgenden Tag seine Tür öffnete, war Herbert tot. Er war einfach gestorben – alleine.

Für mich war er mehr – er war mein Onkel – ich kannte ihn.

Heidi Schulze

Ich bin Heidi, eine Journalistin bei der Webseite Real Raw News. Unsere digitale Generalistenzeitung konzentriert sich auf nationale Nachrichten in Deutschland, sowie auf Themen wie Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuelle Ereignisse. Als Teil des Teams von Real Raw News ist es meine Leidenschaft, fundierte und relevante Berichterstattung zu liefern, um unsere Leser stets auf dem neuesten Stand zu halten. Mit meiner Erfahrung und meinem Engagement für Qualitätsjournalismus strebe ich danach, die Vielfalt der Nachrichtenlandschaft in Deutschland abzubilden und wichtige Themen zu beleuchten.

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