Wegberg: Eine Theaterkultur mit langen Traditionen im Klinikum

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Wegberg: Eine Theaterkultur mit langen Traditionen im Klinikum

Im Herzen des Kreises Heinsberg befindet sich ein Klinikum, das eine besondere Tradition aufweist - die Theaterkultur. Seit vielen Jahren ist das Theater im Klinikum Wegberg ein fester Bestandteil des Kulturlebens der Stadt und Umgebung. Zahlreiche Aufführungen von Schauspiel, Musik und Tanz haben in diesem Theater stattgefunden und die Menschen in der Region begeistert. Doch die Geschichte des Theaters reicht noch weiter zurück. Bereits in den 1950er Jahren gab es erste Theatergruppen, die sich im Klinikum formierten und auftraten. Heute ist das Theater ein wichtiger Teil der Kulturarbeit im Klinikum und bietet Patienten, Mitarbeitern und Besuchern eine willkommene Abwechslung vom Alltag.

Theatertradition in Wegberg: Von Karnevalsspielen bis Weltliteratur

Von den Anfängen bis heute: Eine Theaterkultur mit Geschichte

Nur wenige Schauspieler der nach dem Zweiten Weltkrieg so erfolgreich agierenden Klinkumer Theatergruppe leben überhaupt noch. Einer von ihnen, Heinz-Josef Karduck, ist vor Kurzem verstorben.

Die ersten Auftritte

Die ersten Auftritte

Genauer gesagt gab es 1857 ein Possenspiel des Gesangvereins Klinkum zu Karneval. Ein Possenspiel war ein derbes Lustspiel, meist mit Unfug und Schabernack verbunden. Bereits Giacomo Casanova (1725-1798) beschrieb die derbe Komik beim Bühnenspiel, das auf Verwechslungen, ulkigen Zufällen und Übertreibungen beruhte.

Die ersten Veranstaltungen fanden im Saal des Wirtes Maassen statt, dies war bis zum Abbruch des großen Hofes am Düsterwaldweg die Gastwirtschaft „Alt Klinkum“.

Theater-Angebot heute

Theater in Wegberg: Neben Klinkum gab es in anderen Wegberger Ortschaften ebenfalls ein Laienschauspiel, so in Tüschenbroich, in Rath-Anhoven oder in Harbeck. Heute führt diese Tradition nur noch die 1930 gegründete Schwalmbühne Harbeck fort – mit neuen modernen Stücken im Forum Wegberg, meist zur Weihnachtszeit.

Die Stadt Wegberg bietet darüber hinaus ein Theater-Abo mit Gastbühnen und zum Teil prominenter Besetzung für weitere kulturelle Highlights an.

Die Entwicklung der Theatergruppe

Zunächst waren es noch unregelmäßige Veranstaltungen, erst sechs Jahre später kam ein Trauerspiel in drei Akten zur Aufführung. Vermutlich spielte dabei der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 eine Rolle, der Auftritte verhinderte.

Im darauffolgenden Jahr wurde die Spielstätte gewechselt, die Bühne war nun im Saale Kauven. Später entstand daraus die Schreinerei Heinrichs Am Tömp, heute die Firma Neue Energie Wegberg.

Hier gab es die ersten gestaffelten Eintrittspreise. Es wurde nach Steh- und Sitzplätzen unterschieden. Gespielt wurde Tancred, ein Trauerspiel in fünf Akten. Die Vorlage dazu lieferte Goethe, der die Tragödie von Voltaire übersetzte.

Der Einfluss des katholischen Gesellenvereins

Wenige Jahre später schlossen sich die Laienschauspieler aus Klinkum dem 1869 vom Wegberger Kaplan Wolf gegründeten Sankt-Joseph-Verein an. Nun fanden durch den katholischen Gesellenverein auch Aufführungen zur Weihnachtszeit im Saal Langerbeins statt.

Das Programm wurde hier immer mehr ausgeweitet, gespielt wurde nun an Karneval, zu Weihnachten, zum Stiftungsfest, zum Namenstag des Präses oder auch zur Papstfeier 1871, der Kulturkampf in Deutschland hatte gerade seinen Höhepunkt erreicht. Papst Pius IX. hatte sich mit der Verkündung des „Infallibilitätsdogmas“ in Glaubensfragen für unfehlbar erklärt.

Das Theaterleben im 20. Jahrhundert

Als „Theaterdirektor“ wurde 1876 der Klinkumer Weber Johann Heinrichs bezeichnet. 20 Jahre später traten die Klinkumer Spieler geschlossen aus dem St. Joseph-Verein aus und gründeten 1897 den Gesangsverein Eintracht Klinkum, aus dem dann 1914 der Pfarrverein Eintracht wurde.

Frauen durften da noch nicht auf die Bühne. So schlüpften Männer in die Frauenrollen und Kleider. Besonders Franz Theißen füllte diese Rollen gut aus.

Leiter dieser neuen Theatergruppe wurde der Lehrer Heinrich Palm. Er sorgte dafür, dass das weihnachtliche Theaterspiel beibehalten wurde. Er zeichnete auch dafür verantwortlich, dass klassische Stücke zur Aufführung kamen, besonders nach dem Ersten Weltkrieg.

Der Weg zum Erfolg

So gab es 1921/22 eine Wallenstein-Aufführung mit 25 Akteuren, der Eintritt kostete sechs, für die besseren Plätze zehn Mark. Oder Ostern 1924 das Trauerspiel von Roul Konen „Der junge König“ mit 36 Personen, Leo Maßen spielte die Hauptrolle.

Dechant Gottfried Plaum, ein großer Förderer des Spiels, sorgte für einen besonderen Moment. Er lud zu einer dieser Aufführungen den Autor des Stückes nach Klinkum ein. Das Stück lief auch am Schauspielhaus in Köln, so kam Konen mit gemischten Gefühlen zur Dorfbühne.

Doch zum Schluss der Vorführung rief er alle 50 Ensemblemitglieder zu sich, bedankte sich für die Leistung und betonte, dass sein Werk so wiedergegeben wurde, wie er es sich vorstellte.

Die Nachkriegszeit

Der erste Regisseur nach dem Zweiten Weltkrieg war Josef Karduck bis 1951, dann übernahm der Lehrer Josef Merkens, allerdings für nur ein Jahr. Ab 1953 war es dann der Gastwirt und spätere Bürgermeister Fritz Jakobs, der Regie führte.

Er wandte sich französischen, spanischen und italienischen Autoren zu, um dem Publikum einen europäischen Rundblick zu verschaffen. Nach dem Mitgliederverzeichnis von 1957 gab es 269 Mitglieder.

Ein genaues Ende des Vereins ist nicht festgehalten, das Sparbuch des Theatervereins Eintracht Klinkum wurde 1967 aufgelöst. Den letzten Bericht zum Theaterverein gab es im Jahre 1969.

Die Wegberger Literaturtage

Bezogen auf die in Kürze stattfindenden Wegberger Literaturtage, bemühten sich schon früh Spielleiter wie Heinrich Palm, sein späterer Schwiegersohn und Lehrer Franz Jacob Schmitz vor und nach dem Ersten Weltkrieg, sowie Josef Karduck, der spätere Gemeindedirektor von Wegberg und Gottfried „Fritz“ Jakobs im kleinen Dorf Klinkum mit einer großen Schar an Laiendarstellern, dem Publikum Weltliteratur auf eine andere Art näherzubringen.

Einer Klinkumerin, Anneliese Lambertz, gelang dabei der Sprung von der Dorfbühne auf die großen Bühnen in Deutschland. Sie hatte nicht nur eine gute Gesangsstimme. Über das Opernhaus in Rheydt und Engagements in Hildesheim und Bern war sie zuletzt an der Staatsoper in Hamburg (1969) engagiert.

Holger Peters

Ich bin Holger, Redakteur bei Real Raw News, einer digitalen Generalistenzeitung mit Schwerpunkt auf nationalen Nachrichten in Deutschland. Meine Leidenschaft gilt der Berichterstattung über Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuellen Nachrichten. Durch meine fundierten Recherchen und mein Gespür für relevante Themen trage ich dazu bei, unseren Lesern stets aktuelle und informative Inhalte zu präsentieren. Mein Ziel ist es, die Vielfalt und Tiefe der deutschen Nachrichtenlandschaft abzubilden und unseren Lesern einen umfassenden Überblick über das Geschehen im Land zu bieten.

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