Paul Celans und Ilana Shmuelis Briefe von Krefeld treten auf die Bühne

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Paul Celans und Ilana Shmuelis Briefe von Krefeld treten auf die Bühne

Die deutsche Literaturgesellschaft wird bald Zeuge eines einzigartigen Ereignisses werden, wenn die Briefe des berühmten Dichters Paul Celan und der israelischen Dichterin Ilana Shmueli aus dem Archiv der Stadt Krefeld erstmals auf die Bühne treten. Diese bisher unveröffentlichten Briefe bieten einen tiefen Einblick in die Gedanken und Gefühle zweier bedeutender Persönlichkeiten der Literaturwelt. Die Briefe, die zwischen 1964 und 1966 geschrieben wurden, dokumentieren die Entwicklung einer engen Freundschaft zwischen Celan und Shmueli und geben Auskunft über ihre künstlerischen und philosophischen Überzeugungen. Die bevorstehende Aufführung dieser Briefe verspricht ein einzigartiges Erlebnis für alle Literaturfreunde zu werden.

Paul Celans Briefe an Ilana Shmueli: Ein berührendes literarisches Vermächtnis wird auf die Bühne gebracht

Der Briefwechsel von Paul Celan und Ingeborg Bachmann ist ein großartiges literarisches Vermächtnis. Weitaus weniger bekannt, aber sehr berührend sind die Briefe, die der Dichter und Ilana Shmueli einander schrieben – seine Jugendfreundin, die er nach Jahrzehnten, wenige Monate vor seinem Tod wiedergetroffen hatte.

Ein schwieriges, aber auch berührendes Erlebnisbericht

Die Briefe von Celan und Shmueli stehen im Mittelpunkt der konzertanten Lesung „Sag, dass Jerusalem ist“ am Donnerstag, 19. September, 20 Uhr, im Theater. Unter der musikalischen Leitung von Roman Salyutov (Leiter des Sinfonieorchesters Bergisch Gladbach) spielen Agnes Grube (Oboe) und Roman Salyutov (Klavier) Werke von Gustav Mahler, Felix Mendelssohn Bartholdy, Viktor Ullmann, Mordechaj Gebirtig und Maurice Ravel. Sprecher ist Hanno Dinger.

Die Geschichte hinter den Briefen

Die Geschichte hinter den Briefen

1965 trifft Paul Celan in seiner Wahlheimat Ilana Shmueli wieder. Beide sind in Czernowitz, das damals zu Rumänien gehörte, in jüdischen Familien aufgewachsen und waren in ihrer Jugend befreundet. Das Leben im Ghetto hat sie geprägt. Dann haben sie sich aus den Augen verloren.

Celan und Shmueli: Eine enge Freundschaft

Celan ist nicht zuletzt durch das Gedicht „Todesfuge“ in die Oberliga der deutschen Dichter der Nachkriegszeit aufgestiegen, aber psychisch stark angeschlagen. Er hat den Holocaust überlebt, seine Eltern wurden ins Zwangsarbeiterlager in Michailowka deportiert. Der Vater starb dort an Typhus, die Mutter wurde erschossen. Seine Wurzeln in Czernowitz und im Judentum haben Celan in seinem Werk geprägt. Shmueli, war mit ihrer Familie in das damalige Palästina ausgewandert und hat alle Phasen des alsbald gegründeten Staates Israel mit seiner Bedeutung für Gesellschaft, Kultur und Politik erlebt.

Sie lädt ihn ein. Im Herbst 1969 reist Celan zum ersten und einzigen Mal nach Jerusalem. Mit dieser Reise verdichtet sich ihre Korrespondenz: 130 Briefe sind erhalten. Britta Shulamit Jakobi hat sich auf Spurensuche eines schwierigen, hoch emotionalen Verhältnisses begeben und dafür auch die 20 Jahre nach Celans Tod aufgeschriebenen Reflexionen Schmuelis – „Sag, dass Jerusalem ist“ – verwendet.

Ein Erlebnisbericht, der die Zuneigung und Liebe von Ilana Shmueli und Paul Celan widerspiegelt

Die darin beschriebenen Aspekte, Empfindungen und Gedanken „lassen Paul Celan in weiterem Licht erscheinen und in einer weiteren Vielschichtigkeit erkennen“. Es ist ein Erlebnisbericht, der auch die Zuneigung und Liebe von Ilana Shmueli und Paul Celan füreinander widerspiegelt.

Die dunkle Seite von Celans Leben

Die Düsternis und die Schwere seiner Auseinandersetzungen mit dem Leben – insbesondere mit dem Judentum – spiegelt sich in Celans Werk. Dem Leben ist er psychisch nicht mehr gewachsen. In den 1960er Jahren wird er mehrmals in psychiatrische Kliniken eingewiesen. Er hat Wahnvorstellungen. Einmal hätte er in einem solchen Zustand fast seine Ehefrau ermordet. Das Paar trennte sich daraufhin räumlich – blieb aber verbunden.

Das Ende von Celans Leben

Wie und wann genau Celan gestorben ist, ist bis heute nicht geklärt. Am 1. Mai 1970 hat man seine Leiche bei Courbevoie in der Seine gefunden. Vermutlich war er am 20. April 1970 zwölf Kilometer stromaufwärts am Pont Mirabeau in Paris in den Fluss gesprungen. Sein Grab befindet sich auf dem Cimetière parisien de Thiais.

Das Projekt „Sag, das Jerusalem ist“ hatte mit einer Radioaufzeichnung des WDR im Februar 2021 Premiere. In Krefeld gibt es ein Nachgespräch, das Sandra Franz, Leiterin der NS-Dokumentationsstelle, moderiert.

Heike Becker

Ich bin Heike, Journalistin bei Real Raw News, einer digitalen Generalistenzeitung mit Fokus auf nationalen Nachrichten in Deutschland. Bei uns dreht sich alles um Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuelle Nachrichten. Meine Leidenschaft gilt dem Schreiben und der Berichterstattung über relevante Themen, die unsere Leserinnen und Leser interessieren. Mit fundierten Recherchen und einem kritischen Blick auf aktuelle Geschehnisse möchte ich dazu beitragen, dass unsere Leserschaft stets bestens informiert ist und sich eine fundierte Meinung bilden kann.

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