Langenfeld: Gespräch mit Jürgen Becker vor seinem Auftritt am Schauplatz

Index

Langenfeld: Gespräch mit Jürgen Becker vor seinem Auftritt am Schauplatz

Am kommenden Wochenende wird Jürgen Becker, der bekannte deutsche Schriftsteller und Literaturkritiker, im Rahmen des Kultursommers Langenfeld auf dem Schauplatz in Langenfeld zu Gast sein. Im Vorfeld seines Auftritts hat Becker sich zu einem exklusiven Gespräch bereit erklärt. In diesem Interview gibt er Einblick in seine Arbeit als Schriftsteller und Literaturkritiker und spricht über seine Erwartungen an seinen Auftritt in Langenfeld. Wir haben ihn gefragt, was die Besucher des Schauplatzes am Wochenende erwartet und was ihn selbst an diesem Event interessiert.

Langenfeld auf den Spuren von Jürgen Becker: Ein Gespräch vor seinem Konzert am Schauplatz

Herr Becker, Sie sind oft in Langenfeld aufgetreten, haben mit dem Publikum Kölsch getrunken, sind bei einem Festival Trecker über die Felder in Reusrath gefahren. Haben Sie besondere Erinnerungen an Langenfeld, den Schauplatz und Ihre Auftritte hier?

Jürgen Becker: Nicht nur an den Schauplatz, auch der Schaustall ist mir in bester Erinnerung. Langenfeld kann stolz sein auf seine blühende, fantasievolle Kulturlandschaft. Und bei jeder Anfrage schwingt ein unschlagbares Argument mit: ‚Wilfried Schmickler war auch schon da!‘

Über die Musik und die Kultur

Über die Musik und die Kultur

Als Sie im Rahmen des Festivals ‚Privatspiele‘ vom Schauplatz gebeten wurden, etwas Privates mit dem Publikum zu teilen, kam direkt die Idee einer gemeinsamen Treckerfahrt. Sie sind ein ziemlich begeisterter Motorist, oder? Was ist zur Zeit Ihr Lieblingsgefährt? Und warum?

Jürgen Becker: Eine auf Elektroantrieb umgerüstete Minsk von 1955. Im Kern ist das eine DKW RT 125, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf der ganzen Welt kopiert wurde. In den USA, in Japan, in England und eben auch in Weißrussland, daher der Name der Hauptstadt Minsk. Nach dem Abzug der russischen Truppen ließen diese das rostige Krad achtlos zurück, bis es irgendwann in meine Hände fiel und nun vom Zweitakter befreit lautlos in die Zukunft starten kann. Ich bringe sie zum Schauplatz mit.

Über Politik und Umwelt

Über Politik und Umwelt

Sie sprechen über Kapitalismus, die Kulturgeschichte der Fortpflanzung, haben Kabarett in der Moschee in Duisburg Marxloh gemacht, Sie sind immer sehr politisch in Ihrer Arbeit: Was sind für Sie im Moment die größten politischen Fragen? Und haben Sie vielleicht direkt die Antworten?

Jürgen Becker: Eine Antwort vielleicht nicht, aber für ein großes Problem habe ich einen Vorschlag. Die Klimaforschung ist sich einig: Das Dauerverfeuern fossiler Ressourcen muss schleunigst reduziert werden. Das vermutlich wirksamste Werkzeug ist die CO2-Bepreisung und der Emissions-Zertifikate-Handel. Würden wir diesen nicht nur für Konzerne und Betriebe, sondern auch für Personen einführen, müssten sich die Reichen mit den Armen gut stellen. Wir wissen, die zehn Prozent der reichsten Menschen verursachen über 50 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes. Arme Menschen verursachen kaum klimaschädliche Gase, Obdachlose so gut wie gar keine. Wenn nun ein Reicher nach Ibiza fliegen oder mit seinem 2,7 Tonnen SUV nach Davos fahren will, muss er vorher einem Obdachlosen einige Zertifikate aus dem Hut leiern, sonst wird das nix. Bevor er eine Reise tut, zwei Hunnis in den Hut. Der Vorteil: Arm und Reich kommen in Kontakt. Und viele Obdachlose könnte sich innerhalb kürzester Zeit eine Eigentumswohnung kaufen. Das nennt man dann Housing First. So kommen alle ans Ziel: Die Reichen nach Davos und die Armen, da, wo´s schön warm ist.

Über das neue Programm Deine Disco – Geschichte in Scheiben

Am 11. Oktober sind Sie mit ‚Deine Disco – Geschichte in Scheiben‘ im Langenfelder Schauplatz zu Gast, mögen Sie etwas detaillierter verraten, worum es in Ihrem neuen Programm geht?

Jürgen Becker: Wir sind ja aufgewachsen mit den biblischen Satz: ‚Am Anfang war das Wort.‘ Der ist aber völlig falsch! Am Anfang war die Musik, sie kam vor der Sprache und gibt bis heute unserem Fühlen und Denken Struktur. Wer Musik für eine nette Nebensächlichkeit hält, liegt völlig falsch. Studien belegen: Kinder, die zuverlässig zwei Stunden pro Woche Musikunterricht haben, sind besser in Mathe, in Englisch, Französisch und später dann auch besser im Bett! Kann uns also die Wirkmächtigkeit der Musik helfen, die drängenden Probleme der Zeit zu lösen? Diese Frage beantworte ich in ‚Deine Disco‘ im Schauplatz.

Über Musik und Erinnerungen

Was ist Ihr peinliches Lieblingslied im Moment?

Jürgen Becker: In meiner Jugend nannte man Ihn den Heintje für Besserverdienende: Reinhard Mey. Und er singt mit 81 immer noch. Einen Ohrwurm ist mir ein bisschen peinlich, aber ich werde ihn nicht los: ‚So viele Sommer mit dir verbracht, mit dir geliebt und geweint und gelacht. Lass uns den Sommertag heut‘ glücklich leben, wie viele Sommer mag es noch geben?‘

Können Sie sich an den ersten bewusst wahrgenommen Song erinnern?

Jürgen Becker: Backe Backe Kuchen, der Bäcker hat gerufen. Wer will guten Kuchen backen, der muss haben sieben Sachen. Ich frage im Schauplatz, wer die sieben Sachen noch kann!

Abschluss

Zum Abschluss mal was ganz Generelles: Ist eigentlich noch Zukunft übrig?

Jürgen Becker: Die Zukunft ist nichts anderes als das Resultat unseres individuellen Handelns. Durch die enorme Kraft der Musik können wir den Glauben an unsere Fähigkeit reaktivieren, dass wir unsere Zukunft selbst gestalten können. Nach dem Programm sagen mir die Leute häufig: Das hat richtig gut getan!

Info: Jürgen Becker präsentiert am 11. Oktober Deine Disco – Geschichte in Scheiben im Schauplatz Langenfeld. Tickets und weitere Informationen finden Sie auf der Website des Schauplatzes.

Heidi Schulze

Ich bin Heidi, eine Journalistin bei der Webseite Real Raw News. Unsere digitale Generalistenzeitung konzentriert sich auf nationale Nachrichten in Deutschland, sowie auf Themen wie Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuelle Ereignisse. Als Teil des Teams von Real Raw News ist es meine Leidenschaft, fundierte und relevante Berichterstattung zu liefern, um unsere Leser stets auf dem neuesten Stand zu halten. Mit meiner Erfahrung und meinem Engagement für Qualitätsjournalismus strebe ich danach, die Vielfalt der Nachrichtenlandschaft in Deutschland abzubilden und wichtige Themen zu beleuchten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Go up