Prostitution in Deutschland: Experten diskutieren über das Verbot der Sexarbeit
In Deutschland wird derzeit eine hitzige Debatte über die Legalität der Prostitution geführt. Zahlreiche Experten aus verschiedenen Fachbereichen haben sich zu Wort gemeldet, um über die Verbot der Sexarbeit zu diskutieren. Die Frage, ob die Prostitution komplett verboten oder nur streng reglementiert werden soll, teilt die Meinungen. Während einige argumentieren, dass ein Verbot die Sicherheit der Prostituierten erhöhen würde, sehen andere darin eine Verletzung der persönlichen Freiheit. Die Diskussion wirft Fragen auf, wie Deutschland seine Prostitutionspolitik in Zukunft gestalten soll.
Expertise streitet über Verbot von Sexarbeit in Deutschland: Nordisches Modell im Fokus
Die Diskussion über das sensible Thema birgt viel Zündstoff. Das zeigen schriftliche Stellungnahmen, die der Bundestag vorab zu einer öffentlichen Anhörung im Familienausschuss an diesem Montag veröffentlicht hat.
Das nordische Modell, das die Bestrafung von Freiern und die Schließung von Bordellen vorsieht, sehen die Befürworter als das wirksamste Mittel gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution. Die Gegner rechnen bei einer Anwendung dieses Modells in Deutschland mit einem Abdriften von noch mehr Prostituierten in die Illegalität.
Nach dem zuerst in Schweden eingeführten Modell ist der Kauf sexueller Dienstleistungen illegal, der Verkauf von Sex bleibt dagegen straffrei. Prostituierte erhalten Hilfe, um sich eine neue Existenz aufzubauen.
Prostitution in Deutschland: Experten diskutieren über das Verbot von Sexarbeit
Claire Quidet von der Nid-Bewegung, die sich in Frankreich um Prostituierte kümmert, hält in ihrer Stellungnahme für den Ausschuss fest: „Unserem Verein ist es durchaus bewusst, dass einige Menschen ihr Recht einfordern, in der Prostitution tätig sein zu dürfen.“ Man müsse sich aber die Frage stellen, ob man wirklich in einer Gesellschaft leben wolle, in der „weiterhin die Sexualität von Männern den Rahmen vorgibt“.
Brigitte Schmid-Hagenmeyer, Psychotherapeutin, verweist auf das enorme Ausmaß der Gewalt in der Prostitution. Die Wahrscheinlichkeit, eine posttraumatische Belastungsstörung zu entwickeln, sei für Prostituierte mehr als doppelt so hoch wie für Kriegsopfer.
Alexander Dierselhuis, Polizeipräsident von Duisburg, geht davon aus, „dass die Bekämpfung der Rotlicht-Kriminalität mit einem Sexkauf-Verbot deutlich erfolgreicher gestaltet werden dürfte als dies bisher der Fall ist“.
Der Verein Neustart, der Frauen in der Prostitution in Berlin Unterstützung anbietet, spricht sich ebenso für das „nordische Modell“ aus. Er bilanziert, das 2017 in Kraft getretene Prostituiertenschutzgesetz habe das Ziel, Frauen vor Ausbeutung, Gewalt und Zuhälterei zu schützen, verfehlt.
Gegen den Antrag der Union positionieren sich der Deutsche Städtetag und die Gewerkschaft der Polizei. Die Berliner Anwältin Margarete Gräfin von Galen hält ein Sexkauf-Verbot für verfassungswidrig. Sie schreibt: „Wenn es Missstände gibt, müssen die Länder mehr Mittel für den Vollzug der bestehenden Gesetze bereitstellen.“
Neue Möglichkeiten gegen Menschenhandel
Die Experten diskutieren über neue Möglichkeiten, um Menschenhandel und Zwangsprostitution in Deutschland zu bekämpfen. Einigkeit besteht darin, dass dringend Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Situation der Prostituierten zu verbessern.
Die öffentliche Anhörung im Familienausschuss wird zeigen, ob die Politik bereit ist, neue Wege zu gehen, um die Prostitution in Deutschland zu reglementieren und die Menschenhandel zu bekämpfen.
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