Kanzlerkandidatur: Das unzukünftig schlagende Duell von zwei älteren Männern (Otra posible traducción: Kanzlerkandidatur: Das unattraktive Duell zwis

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Kanzlerkandidatur: Das unzukünftig schlagende Duell von zwei älteren Männern

Die Kanzlerkandidatur hat begonnen und erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland stehen sich zwei ältere Männer als Hauptkontrahenten gegenüber. Die Frage, wer das Amt des Bundeskanzlers übernehmen wird, wird in den kommenden Wochen und Monaten von den Deutschen entschieden. Doch bereits jetzt zeichnet sich ab, dass das Duell zwischen den beiden Kandidaten nicht gerade als zukunftsweisend oder attraktiv bezeichnet werden kann. Vielmehr scheint es, als ob die Deutschen zwischen zwei alteingesessenen Politikern wählen müssen, die nicht gerade für Innovation und Veränderung stehen. Wie wird sich dies auf die politische Landschaft Deutschlands auswirken?

Das unattraktive Duell: Zwei ältere Männer streben nach der Kanzlerkandidatur an

Die Deutschen mokieren sich gerne über die verrückte Politik in den USA. Dass es in einem Land mit 340 Millionen Menschen nur einen 78-Jährigen und einen 81-Jährigen geben sollte, die als Präsident in Frage kommen, hat zu viel Spott und Häme geführt. Jetzt hat der Amtsinhaber Joe Biden verzichtet, und schon ist in Vizepräsidentin Kamala Harris eine Kandidatin entstanden, die den Wahlkampf der Demokraten befeuert und eine Bannerträgerin der Hoffnung ist.

Nun sieht auf einmal Deutschland alt aus – im wahrsten Sinne des Wortes. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der wohl im kommenden Jahr wieder antreten wird, erreicht dann ein Alter von 67 Jahren, sein Herausforderer Friedrich Merz (CDU) wird sogar 70. Beide sind seit über 25 Jahren als Spitzenpolitiker tätig, der eine wurde früh als Scholzomat belächelt, der andere scheint angetrieben von der Verletzung, den Machtkampf mit der Ostdeutschen Angela Merkel Anfang der 2000er Jahre verloren zu haben.

Welch eine Auswahl

Welch eine Auswahl

Zwei Männer im Rentneralter bewerben sich um die wichtigste Position in Deutschland, dem führenden Staat in Europa. 28 BilderDas ist Olaf Scholz28 BilderFoto: dpa/Kay Nietfeld Nun ist Altersdiskriminierung nicht zulässig. Die Menschen bleiben länger jung und gesund. Warum sollte ein rüstiger 70-Jähriger nicht die Republik führen?

Doch neben dem Alter sind es auch die mangelnde Beliebtheit, die fehlende Emotionalisierung und die zurückgestutzten Erwartungen, die beide Bewerber ausstrahlen. Sie gelten als kalte Techniker der Macht, durch und durch verkopft, Merz neigt sogar zum Jähzorn, was ihn in harten außenpolitischen Auseinandersetzungen womöglich unberechenbar macht.

Die Hoffnungsträger fehlen

Die Hoffnungsträger fehlen

Beide verkörpern weder Hoffnung noch wecken sie Fantasien oder lösen gar Begeisterung aus. Ein Schub für Wirtschaft und Gesellschaft scheint von ihnen nicht auszugehen. Wie anders wirkten da Sozialdemokraten wie Willy Brandt oder Gerhard Schröder, aber auch Christdemokraten wie Helmut Kohl oder Angela Merkel. Selbst wenn die beiden letzteren anfangs unterschätzt wurden: Eine gewisse jugendliche Dynamik konnte man ihnen nicht absprechen.

Scholz dagegen hat sich in drei Jahren Kanzlerschaft verbraucht. Sagen, was man tut, tun, was man sagt. Diesen Leitspruch seines Parteifreundes Johannes Rau, des früheren NRW-Ministerpräsidenten und späteren Staatsoberhaupts, beherzigt er nicht. Denn er sagt nicht, was er tut. Und es schleicht sich immer mehr der Verdacht ein, dass er auch nicht tut, was er sagt.

Friedrich Merz: Ein Wiedergänger

Friedrich Merz: Ein Wiedergänger

Der Fall Merz ist nochmal anders gelagert. Er wirkt wie ein Wiedergänger, rhetorisch brillant, politisch gewieft. Aber er hat noch nie einen großen Wahlkampf geführt, noch nie ein politisches Amt verwaltet, sieht man vom Fraktionsvorsitz bei der Union von 2000 bis 2002 einmal ab. Er will es sich beweisen, dass er das Zeug zum Regierungschef des wichtigsten europäischen Landes hat.

Aber was hat diese Selbstfindung mit den Interessen Deutschlands zu tun. Um ein Wort des früheren US-Außenministers Henry Kissinger zu bemühen: Er muss Deutschland dahin führen, wo es noch nie vorher war. Das gelingt nur, wenn er Emotionen, Dynamik und Aufbruch freisetzen kann. Davon ist aber wenig zu spüren.

Die Frauen sehen anders

Gerade bei den Frauen, die ein feineres Gespür für Zukunftsthemen haben als Männer, liegt er mit 23 Prozent Zustimmung abgeschlagen hinter Scholz, der wenigstens auf knapp 30 Prozent kommt. Bei den jüngeren Frauen liegt Merz noch weiter hinten.

Es ist bezeichnend, dass in der jüngsten Umfrage von Forsa für die Senderfamilie RTL/N-TV fast die Hälfte der Befragten keinen der beiden in einer von unserer Verfassung nicht vorgesehenen direkten Abstimmung zum Kanzler wählen würde.

Die Alternative

Beliebt sind andere Personen. Bei der SPD ist es nach einer Erhebung der Forschungsgruppe Wahlen von Anfang September Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius. Der ist mit 64 Jahren nicht wesentlich jünger als Scholz, aber er wirkt zugewandter, direkter und empathischer.

Bei der Union ist es Markus Söder (CSU), der robuste Ministerpräsident von Bayern, der nicht nur von den christdemokratischen Wählern mehr geschätzt wird als der spröde Sauerländer mit der messerscharfen Rhetorik.

In jedem Fall fehlt dem deutschen Wahlkampf im kommenden Jahr der Kamala-Effekt. Es gibt auch unter 84 Millionen Bundesbürgern keine jüngeren und emotionaleren Kandidaten, die so etwas wie Hoffnung nach außen tragen können.

Es treten vielmehr zwei gesetzte ältere Herren an, voller Intelligenz und politischer Erfahrung. Aber sie werden beide beim Publikum nicht die Bereitschaft wecken, mit den enormen Herausforderungen der Zukunft wie Friedenssicherung, Klimawandel, digitale Revolution und stürmischer Migration fertig zu werden.

Aufbruchstimmung sieht anders aus. Vielleicht müssen die Parteien der Mitte – denn die Grünen und die FDP haben zwar jüngere Spitzenpolitiker, die aber auch nicht unbedingt für Zukunft stehen – mehr auf die Förderung ihrer Talente achten. Das erfordert von den Amtsinhabern gelegentlich Verzicht, um es den Hoffnungsträgern nicht allzu schwer zu machen.

Die SPD hat den Parteivorsitzenden Lars Klingbeil und den beredten Generalsekretär Kevin Kühnert, die Union die beiden jugendhaft wirkenden Ministerpräsidenten Daniel Günther (Schleswig-Holstein) und Hendrik Wüst (NRW). Wer genauer schaut, dürfte auch aufstrebende und fähige Frauen finden.

Zurzeit hat Deutschland die Rolle der USA übernommen, mit wenig zukunftsweisenden älteren Männern anzutreten. Man wird sehen, wohin die das Land führen.

Heidi Schulze

Ich bin Heidi, eine Journalistin bei der Webseite Real Raw News. Unsere digitale Generalistenzeitung konzentriert sich auf nationale Nachrichten in Deutschland, sowie auf Themen wie Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuelle Ereignisse. Als Teil des Teams von Real Raw News ist es meine Leidenschaft, fundierte und relevante Berichterstattung zu liefern, um unsere Leser stets auf dem neuesten Stand zu halten. Mit meiner Erfahrung und meinem Engagement für Qualitätsjournalismus strebe ich danach, die Vielfalt der Nachrichtenlandschaft in Deutschland abzubilden und wichtige Themen zu beleuchten.

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