Einweihung von drei neuen Ausstellungen in der Julia Stoschek Collection
Am Freitag, den 12. März 2023, wird die Julia Stoschek Collection, eine der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen Deutschlands, drei neue Ausstellungen eröffnen. Diese Ausstellungen präsentieren aktuelle Werke internationaler Künstlerinnen und Künstler, die die Grenzen der zeitgenössischen Kunst erweitern. Die Besucher können sich auf eine Vielzahl von multimedialen Installationen, Videoarbeiten und Skulpturen freuen, die die Räume der Julia Stoschek Collection in Berlin in ein virtuelles Kunstlabor verwandeln werden. Die Eröffnung dieser Ausstellungen markiert einen weiteren Meilenstein in der Geschichte der Julia Stoschek Collection und verspricht ein unvergessliches Erlebnis für Kunstliebhaber und -kenner.
Julia Stoschek Collection eröffnet drei neue Ausstellungen in Düsseldorf
Bald wird Julia Stoschek 50 und ihr Sammlungshaus in Düsseldorf ist bereits 17 Jahre alt. Damals, als sie in Oberkassel eröffnete, galt sie als Pionierin, weil sie andere Kunst als die Museen zeigen und doch ihr Haus ähnlich einem Museum führen wollte.
Ihre Lieblingskunstgattung ist immer noch jung: zeitbasierte Medien. Das klingt vom Wort her nicht gerade zugänglich, doch die Werke sind es. Stoschek sammelt und zeigt und vermittelt Kunst ihrer Generation: Videos, Filme, Mehrkanalvideoinstallationen, Performance-, Sound- und VR-Arbeiten.
VR heißt Virtual Reality, beschreibt eine computergenerierte Umgebung, die realitätsnahe Erfahrungen bieten kann. Und VR hat uns Menschen im Alltag schneller eingeholt als Stoschek Werke sammeln konnte; bis heute sind es immerhin rund 900.
Das bewegte Bild und die Verortung des Menschen in virtuellen fotografischen und filmischen Zusammenhängen ist Kern des Ganzen. Ein Sammlungsschwerpunkt seit den 1960er-Jahren. Ihr Thema: Leben und Empfinden in Grellheit, Ekstase, Verlorenheit, Makroskopie, Sound und Flüchtigkeit.
„Das bewegte Bild lebt von der Flüchtigkeit wie unsere Gegenwart“, sagt Stoschek, die sich selbst als philanthropische Produzentin sieht.
Drei Ausstellungen sind derzeit zu sehen
Alle imposant, teils ungeheuerlich wegen der emotionalen Amplitude. Beim Eintritt in das weiße coole Kunsthaus ändert man sogleich den Modus des Fortbewegens hin zum Traumwandlerischen.
Die Schritte federn, sind gedämmt durch schwere Teppichböden. Standorte wackeln und Blicke verwischen, labyrinthisch sind imaginäre Räume angelegt, die den Schall letztlich nicht schlucken. Auch das Flimmern und Flacken macht nicht halt vor transparenten Mauern.
Wie in der echten Welt, in der wir uns bewegen. Zur Lynn-Hershman-Schau sind Sitzgelegenheiten aufgebaut, auf jeder Bank liegen bunt leuchtende Kopfhörer – dieser Anblick an sich schon eine Installation.
Ein bisschen weiter gibt es einen Kinosaal mit Filmvorführung, die vorhandenen Barhocker sind stylish, die Klappstühle auch. In einen Raum der überraschenden und überragenden Gruppenausstellung „Digital Diaries“ wurden Kirchenbänke geschleppt.
Mit soviel Stil und Feingeist ist das Haus möbliert, wie es sich ein Museum gar nicht leisten könnte. Das hebt den Wohlfühlfaktor.
Von Anfang an zeigte Julia Stoschek weibliche Kunst, ohne dies extra zu betonen, es war einfach selbstverständlich bis heute und rückt das Bild der zuvor über Jahrzehnte und Jahrhunderte von der Kunstwelt unterbelichteten Künstlerinnen zurecht.
„Double Feature“: Theodoulos Polyviou präsentiert seine historisch-politischen Botschaften
Zu den beiden weiblich geprägten Ausstellungen ist nun ein Zypriote eingezogen, der im Rahmen von „Double Feature“ als Dritter seine historisch-politischen Botschaften in Computer gesteckt und virtuos verwandelt hat, um sie als Video in Form von ortsspezifischen Installationen wieder heraus zu posaunen.
Theodoulos Polyviou, geboren 1989, hat mitunter undurchdringbare schwarz-weiße Räume und Fahrten durch diese aneinandergereiht, was mit einem Architekturwettbewerb in Zypern zu tun hat, der tatsächlich in den 1950er-Jahren stattgefunden haben soll und einen Neubau des Palastes für den Erzbischof von Zypern aufrief.
Dem in Zusammenarbeit mit dem Architekten Loukis Menelaou entstandenen Video „A Palace in Exile“ gehen langjährige Forschungsarbeiten voraus. Die Ebenen springen: Zypern in den 1950er Jahren hier, der Treppenaufgang des Julia-Stoschek-Hauses dort.
Alles sehr grisselig, grau, ungenau, unscharf, fast unschön. Bis die schwarze Katze kommt. Sie schleicht durch den Staub, elegant auf ihren samtenen Pfoten. Der Schwanz schlägt Pirouetten. Es dauert ein wenig, bis das Auge erkennt: Die Katze wird nicht schmutzig. Auch sie ist nicht echt, sondern ein computergeneriertes Tier.
Texte und teils übersetzte Worte flankieren die knapp 20 Minuten dauernde Arbeit. Im Vorführraum ist ein überlebensgroßer Votivkerzenständer aufgebaut, an den Wänden hängt eine Entwurfsskizze für den Palast.
Ganz schön surreal ist dieser Beitrag, ziemlich schwer verständlich. „Hybride Welten“, sagen die Kuratoren, aufgrund der Konstruktionen von virtuellen Räumen innerhalb vorhandener Architektur. Der Künstler spricht von „Techno-Spiritualität“ als seinem zentralen Thema, vom Zusammenspiel ritueller und sakraler Erfahrungen.
Wie bei vielen aktuellen Ausstellungen ist eine kundige Führung zu empfehlen. Im neuen Jahr wird auch bei Julia Stoschek in Düsseldorf umgebaut. Genaueres ist noch nicht zu erfahren – außer, dass eine „funktionelle Anpassung der Architektur“ sowie Barrierefreiheit Thema sind.
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