Ehrenrettung Ed Wood - Der schlechteste Regisseur aller Zeiten?

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Ehrenrettung Ed Wood - Der schlechteste Regisseur aller Zeiten?

Der Name Ed Wood ist in der Filmgeschichte untrennbar mit dem Begriff des schlechtesten Regisseurs aller Zeiten verbunden. Doch ist diese Bezeichnung wirklich gerecht? Ed Wood, der Mann hinter Kultfilmen wie Glen or Glenda und Bride of the Monster, hat sich in den 1950er und 1960er Jahren einen Namen gemacht, der bis heute für kitschige, amateurhafte und gleichzeitig faszinierende Filme steht. Doch Ed Wood war mehr als nur ein schlechter Regisseur. Er war ein Visionär, ein Pionier des Underground-Kinos und ein Mann, der trotz aller Widrigkeiten und Rückschläge nie aufgeben wollte. In diesem Artikel wollen wir die Ehrenrettung Ed Woods in die Wege leiten und einen Blick auf das Leben und Werk dieses einzigartigen Regisseurs werfen.

Der unerbittliche Ed Wood

Der Regisseur, dessen Filme die Kulturgeschichte prägen

Eines der ersten Motive, das der zwölfjährige Edward Wood Davis Junior mit seiner Videokamera filmt, ist der Zeppelin „Hindenburg“ kurz vor dessen katastrophaler Explosion am 6. Mai 1937. Es ist ein bizarrer Zufall – doch Woods spätere Filme sind weit bizarrer.

Thematisch sowieso; oft geht es um Außerirdische und atomare Verstrahlung, verrückte Professoren, Vampire, Zombies, Tentakelmonster und Hexen – gern auch alles auf einmal.

Ehrenrettung für den schlechtesten Regisseur aller Zeiten

Ehrenrettung für den schlechtesten Regisseur aller Zeiten

Zur Kultfigur für Trash-Fans wurde Ed Wood aber mit der unbeholfenen Umsetzung seiner irren Drehbücher. „Plan 9 aus dem Weltall“ etwa, urteilte die BBC, sei kein handelsübliches „B-Movie – oder C-, D-, oder E-Movie“, sondern der „Gipfel cineastischer Schrecklichkeit“.

Die Dialoge sind hölzern, die Requisiten aus Pappe. Der Anführer der Aliens trägt ein Ritterkostüm. In den Szenen passt wenig zusammen, fröhlich wechseln etwa Tag und Nacht. Ein Film wie ein Fiebertraum.

Die ungewöhnliche Geschichte von Ed Wood

Die ungewöhnliche Geschichte von Ed Wood

Sämtliche Darsteller sind unfähig, obwohl der große Bela Lugosi („Dracula“) mitspielt. Das liegt daran, dass Lugosi nicht bloß vor Ausstrahlung, sondern bereits vor Drehbeginn gestorben war.

Um trotzdem mit dem großen Namen werben zu können, verwendet Wood zufällig entstandene Privataufnahmen – und besetzt Lugosis Rolle nach mit einem Chiropraktiker, der Lugosi kein Stück ähnelt. Woods „geniale“ Idee: Der Mann verdeckt bei jedem Auftritt sein Gesicht mit einem Umhang.

Der Dilettant des Films

Der Dilettant des Films

Aufs Abstellgleis führten Wood letztlich nicht nur seine Talentlosigkeit, sein Alkoholproblem oder seine möglichen psychischen Probleme nach dem Zweiten Weltkrieg, für den er sich mit 17 freiwillig gemeldet hatte.

All das war nicht unüblich. Und seine Neigung zur Travestie (Frauenunterwäsche, Angora-Pullover) wurde erst posthum bekannt.

Verdächtig war im zynischen Hollywood vor allem sein Enthusiasmus. Der Schauspieler Carl Anthony erinnert sich: „Wenn es jemanden gab, der Kinofilme aß, trank und träumte, dann war es Ed Wood. Das war sein Leben – 24 Stunden am Tag.“

Am 10. Oktober wäre Ed Wood 100 Jahre alt geworden. Er starb am 10. Dezember 1978, gerade obdachlos geworden, im Alter von nur 54 Jahren an einem Herzinfarkt.

Er hinterließ nur den „Inhalt eines alten Lederkoffers“, schreibt Woods Biograph Rudolph Grey. „Der Rest seiner persönlichen Habe war auf Müllhalden gelandet.“

Ein Triumph der Dennoch-Kunst

Ein Triumph der Dennoch-Kunst

1995 erschien Tim Burtons tolle Liebeserklärung „Ed Wood“ mit Johnny Depp in der Hauptrolle; für seine Darstellung des abgewrackten Bela Lugosi holte Martin Landau den Oscar.

1996 folgte die Doku „The Haunted World of Ed Wood“.

Als schlechtester Regisseur aller Zeiten gilt Wood seit dem Buch „The Golden Turkey Awards“ von Harry und Michael Medved von 1980.

Ein Beispiel für die Dennoch-Kunst ist Hellmuth Karasek, der Ed Wood als Großmeister dieser Kunst adelt.

Leben und Werk von Edward Davis Wood Junior aus Poughkeepsie, New York lassen sich nicht nur als Komödie oder Tragödie, sondern auch als Triumph verstehen. Natürlich war er ein Dilettant – aber was für einer!

Mit enormem Optimismus, langem Atem und vor allem Hingabe. Er tat, was er liebte. Und ließ sich nicht davon abbringen. Allen Umständen zum Trotz und unbeeindruckt von den Urteilen Dritter.

Wer kann das schon von sich behaupten?

Heike Becker

Ich bin Heike, Journalistin bei Real Raw News, einer digitalen Generalistenzeitung mit Fokus auf nationalen Nachrichten in Deutschland. Bei uns dreht sich alles um Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuelle Nachrichten. Meine Leidenschaft gilt dem Schreiben und der Berichterstattung über relevante Themen, die unsere Leserinnen und Leser interessieren. Mit fundierten Recherchen und einem kritischen Blick auf aktuelle Geschehnisse möchte ich dazu beitragen, dass unsere Leserschaft stets bestens informiert ist und sich eine fundierte Meinung bilden kann.

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