Kindesmissbrauch auf dem Darknet: Der Leiter des Eckert-Komitees spricht aus
In einem alarmierenden Statement hat der Leiter des Eckert-Komitees, einer Expertengruppe zur Bekämpfung von Kindermissbrauch, auf die dramatischen Auswirkungen des Darknet auf die Sicherheit von Kindern und Jugendlichen hingewiesen. Laut dem Komitee-Leiter wird das Darknet zunehmend als Plattform für die Verbreitung von kinderpornografischem Material genutzt, was zu einer dramatischen Zunahme der Fälle von Kinderschutzverletzungen führt. Der Leiter des Eckert-Komitees fordert daher eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Regierungen, NGOs und Technologieunternehmen, um diesem Problem entgegenzutreten und die Sicherheit der Kinder und Jugendlichen zu gewährleisten.
Leiter des Eckert-Komitees über Darknet-Kindesmissbrauch: Ich denke an die kleinen Seelen
Als Kai-Arne Gailer im vergangenen Jahr von seinen Vorgesetzten im Polizeipräsidium Duisburg gefragt wird, ob er die Ermittlungskommission zum Tatkomplex Kindesmissbrauch im Darknet übernehmen möchte, kommt bei ihm die Erinnerung an einen Fall aus dem Jahr 2017 schlagartig wieder hoch.
„Das erste, was ich mir angucken durfte, waren kinderpornografische Inhalte, die der Tatverdächtige nachts neben dem Herstellen von Blüten konsumiert hat“, erinnert sich Gailer. Dies sei ein Schock für ihn gewesen. „Das habe ich mir einen Tag angeguckt und habe dann zwei Tage nicht geschlafen“, sagt er.
Wegen dieses Falls hinterfragt sich Gailer ehrlich und kritisch, ob er der Aufgabe gewachsen ist, sich erneut entsprechende Aufnahmen anzuschauen, als seine Vorgesetzten ihn im vergangenen Jahr für die Ermittlungen gewinnen wollen. „Verkrafte ich das jetzt? Bin ich reifer geworden? Oder schlafe ich nachts wieder nicht?“, sagt er.
Er spricht sich mit seiner Familie ab. „Ich habe mir die Thematik dann eine ganze Weile lang in Schrift und Bild angeschaut und habe dann für mich entschieden, das funktioniert für mich. Der Aufgabe stelle ich mich“, sagt er.
Akribische Arbeit in den Fall
Akribisch arbeitet er sich in den Fall ein, an dem seine Kollegen schon länger arbeiten. „Das Studium dieses Sachstandes hat mir noch einmal die Dimension verdeutlicht, was da wirklich hinter steckt. Denn hinter jedem Bild, hinter jedem Video, was man da sichtet, steckt tatsächlich ein aktiver Missbrauch eines Kindes, einer kleinen Seele, die sich nicht wehren kann“, sagt er.
Ermittlungen gegen die Darknet-Plattform
Im Rahmen der Ermittlungen gegen die Darknet-Plattform hatte es unter Federführung der Duisburger Ermittlungskommission im September Durchsuchungen in sechs Bundesländern gegeben. In Nordrhein-Westfalen schlugen die Einsatzkräfte nach Informationen aus Sicherheitskreisen in Minden und im Rhein-Kreis Neuss zu.
Insgesamt wurden den Ermittlern zufolge 1517 Asservate wie Laptops und Handys gefunden. Allein die sichergestellten Datenträger füllten 94 Umzugskartons. Die gesamte Datenmenge könne derzeit noch gar nicht abgeschätzt werden.
Auf dem Rechner eines einzigen Beschuldigten seien 13,5 Terabyte auszuwerten – das entspreche etwa 3,4 Millionen Fotos, veranschaulicht NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU).
Tatverdächtige festgenommen
Die Tatverdächtigen sind zwei 45 und 56 Jahre alte Männer aus Nordrhein-Westfalen, ein 43-Jähriger aus Schleswig-Holstein, ein 61-Jähriger aus Baden-Württemberg, ein 62-Jähriger aus Niedersachsen, ein 69-Jähriger aus Rheinland-Pfalz und ein 45-Jähriger aus Bayern. Sechs Verdächtige seien in Untersuchungshaft.
Ermittelt werde gegen sie wegen bandenmäßiger Verbreitung kinderpornografischer Inhalte.
Botschaft an die Täter
Gailer richtet sich mit einer Botschaft während der Pressekonferenz direkt an die Täter: „Sie sind aktiv dabei, das Leid von diesen Kinderseelen zu fördern. Sie zerstören diese Kinderseelen. Sie machen nichts Gutes, egal, was Sie sich da einreden. Ich hoffe, dass sie anfangen darüber nachzudenken, die Angst, jetzt entdeckt zu werden, tatsächlich mal zum Überlegen führt. Noch besteht aktuell die Chance, wenn wir bei Ihnen noch nicht waren, sich zu stellen und Reue zu zeigen. Aber sobald wir da sind, besteht keine Chance mehr. Wenn, dann jetzt.“
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