Das Porträt Herbert Kickls - Von 'Sprüchemacher' zum Bundeskanzler in Österreich?
In Österreich wächst die Aufmerksamkeit rund um die Figur Herbert Kickls, der von vielen als umstrittener Politiker wahrgenommen wird. Vom ehemaligen Sprüchemacher der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) zu einem möglichen Bundeskanzler in Österreich - wie konnte es so weit kommen? In diesem Porträt werfen wir einen Blick auf den Werdegang Kickls, seine politischen Positionen und die Kontroversen, die ihn begleiten. Wir fragen uns, ob der rechte Populist tatsächlich ein realistischer Kandidat für das höchste Amt in Österreich ist und was das für die Zukunft des Landes bedeutet.
Herbert Kickls steigender Stern: Von Sprüchemacher zum Bundeskanzler?
Der 55-Jährige, der vor drei Jahren die Führung der EU- und islamkritischen Partei übernommen hatte, steht am Höhepunkt seiner Karriere. Bei der Nationalratswahl am Sonntag wurden die Blauen, die bereits seit Jahrzehnten zur politischen Landschaft in Österreich gehören, erstmals bei einer Parlamentswahl stimmenstärkste Kraft.
Der neue Bundeskanzler: Wer ist Herbert Kickl, der FPO-Chef?
Kickl, der in einer Kärntner Arbeiterfamilie aufwuchs, war jahrelang eine Art Chefstratege der FPÖ, blieb aber selbst eher im Hintergrund. Nach dem Abitur absolvierte er den Wehrdienst und begann anschließend die Studien Publizistik und Politikwissenschaften sowie Philosophie, die er nicht abschloss. Schon früh begann er für die FPÖ zu arbeiten. 2006 zog er als Abgeordneter ins Parlament ein.
Bei seinen Reden zeigt er sich aggressiv und provozierend. Er ist kein brillanter Rhetoriker, fällt aber oft mit hämischen und einprägsamen Sprüchen auf. Er selbst beschreibt sich als Freund der bildlichen Sprache.
Kickl auf dem Weg ins Kanzleramt: Doch sind die Chancen auf einen Erfolg realistisch?
Um in das Kanzleramt einzuziehen, müsste Kickl aber noch einige Hürden überwinden. Erstens muss der FPÖ-Chef von Bundespräsident Alexander Van der Bellen den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten. Das Staatsoberhaupt beauftragt damit traditionell den Wahlsieger. In der Verfassung festgeschrieben ist das nicht.
Zweitens braucht die FPÖ einen Koalitionspartner. Doch für fast alle Parteien ist die lautstark nach Remigration rufende Partei ein No-Go. Vor allem Rechtsextremisten, aber auch Vertreter der AfD sprechen von Remigration, wenn sie Abschiebung oder Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund meinen.
Einzig die ÖVP, die schon mehrfach mit den Blauen regiert hat, kann sich eine Neuauflage vorstellen. Die Konservativen sind auch der Wunschpartner der FPÖ, schließlich gibt es in den Programmen zahlreiche Überschneidungen: Von der Migrations- bis hin zur Wirtschafts- und Klimapolitik.
Der amtierende Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) schließt allerdings eine Zusammenarbeit mit Kickl selbst aus. Er kenne viele vernünftige Kräfte in der FPÖ, sagte Nehammer bei einer Fernsehdebatte. Kickl habe sich jedoch radikalisiert und in Verschwörungstheorien verfangen.
Dass die FPÖ ihren Parteichef opfert, gilt als unwahrscheinlich. In Medien wurde vor der Wahl spekuliert, welchen Posten Kickl abseits der Regierungsbank übernehmen könnte, etwa jenen des Nationalratspräsidenten.
Herbert Kickl: Ein Freund der bildlichen Sprache
Kickl selbst beschreibt sich als Freund der bildlichen Sprache. Als Wahlkampfmanager und Redenschreiber war er für die kritisierten Slogans Daham statt Islam oder Mehr Mut für unser Wiener Blut - zu viel Fremdes tut niemandem gut verantwortlich.
Für Kritiker grenzwertig, er selbst sieht das anders: Ich glaube, dass ich zwar manchesmal an die Grenze, aber nie darüber hinaus gegangen bin.
Kickl als Einzelgänger
Kickl gilt zudem als Einzelgänger. Auf Veranstaltungen und Partys lässt er sich im Unterschied zu seinen Vorgängern kaum blicken. Seine Anhänger beschreiben ihn als volksnah und bodenständig.
In Vertrauens- und Beliebtheitrankings liegt er allerdings meist auf einem der letzten Plätze. Interviews gibt er selten und wenn, nur ausgewählten Medien.
Schreibe einen Kommentar