Der Literaturnobelpreis: Südkoreanerin Han Kang eine glänzende Wahl

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Der Literaturnobelpreis: Südkoreanerin Han Kang eine glänzende Wahl

Die diesjährige Verleihung des Literaturnobelpreises hat viele Überraschungen bereitgehalten, aber keine hat so sehr für Aufsehen gesorgt wie die Wahl der südkoreanischen Autorin Han Kang. Die 49-Jährige hat sich mit ihren Werken, die sich zwischen Lyrik, Prosa und Essay bewegen, einen Namen gemacht und ist damit die erste Südkoreanerin, die diese renommierte Auszeichnung erhält. Ihre Werke, die sich mit Themen wie Geschichte, Erinnerung und Identität auseinandersetzen, haben eine weltweite Anerkennung erfahren und werden nun auch noch mehr Beachtung finden. Wir gratulieren Han Kang zu dieser glänzenden Wahl und freuen uns auf weitere großartige Werke dieser talentierten Autorin.

Der Literaturnobelpreis: Südkoreanerin Han Kang eine glänzende Wahl

Die Schwedische Akademie zu Stockholm hat einmal mehr ihre Eigenständigkeit demonstriert und folgte nicht all den Einflüsterungen, die im Vorfeld einer Nobelpreisverleihung so die Runde machen. Die südkoreanische Schriftstellerin Han Kang ist es also geworden, die in diesem Jahr mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt und um elf Millionen schwedische Kronen reicher wird – das sind umgerechnet 970.000 Euro.

Nobelpreis für Literatur geht an Südkoreanerin Han Kang

Nobelpreis für Literatur geht an Südkoreanerin Han Kang

Verleihung in Stockholm: Literaturnobelpreis geht an Südkoreanerin Han Kang

Dass sie von den zuletzt eher glücklos agierenden englischen Buchmachern kaum gehandelt wurde und ihre bislang ins Deutsche übersetzten Bücher nicht unsere Bestsellerlisten beherrschten, sagt nichts über die Wirkung ihrer literarischen Stimme aus – erst recht nicht über die Güte ihrer Geschichten. Diese sind, man muss es so lapidar sagen, 2016 in die Welt ausgezogen und haben in vielen Ländern ihre Leser gefunden. Das war vor acht Jahren, als ihr Buch „Die Vegetarierin“ mit dem International Man Booker Prize geehrt wurde.

Die schwedische Akademie wählt Han Kang aus

Die schwedische Akademie wählt Han Kang aus

Die Autorin Han Kang wurde 1970 in Gwangju geboren. Im Alter von zehn Jahren zog sie mit ihrer Familie nach Seoul. Sie studierte koreanische Literatur an der Yonsei-Universität. Mit Han wird erstmalig eine Schriftstellerin aus Südkorea mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

Ihre Bücher Zu ihren Werken gehören unter anderem die Romane „Deine Kalten Hände“ (2002), „Die Vegetrarierin“ (2016), „Menschenwerk“ (2019) und „Griechischstunden“ von 2011.

Südkoreanische Schriftstellerin Han Kang erhält Nobelpreis

Südkoreanische Schriftstellerin Han Kang erhält Nobelpreis

Der Nobelpreis Er ist mit elf Millionen Kronen dotiert, das sind umgerechnet 970.000 Euro. Traditionell wird der Preis im Stockholmer Konzerthaus am 10. Dezember verliehen – dem Todestag des Stifters Alfred Nobel (1833-1896)

Als eine Art Nachruhm konnte man das bezeichnen, da das Buch bereits 2007 in Südkorea erschienen und somit bei zum Zeitpunkt der Auszeichnung bereits neun Jahre alt war. Solche Zeitverschiebungen finden sich bei vielen Werken von Han Kang, wodurch eine so wichtige Literatur zwar keinen Schaden nimmt, der Entwicklungsgeschichte einer Autorin aber in absurder Zeitverzögerung hinterherhinkt.

Han Kang: Eine glänzende Wahl für den Nobelpreis für Literatur

Han Kang: Eine glänzende Wahl für den Nobelpreis für Literatur

In 25 Sprachen ist „Die Vegetarierin“ bislang übersetzt worden, ein Indiz dafür, dass sich Menschen in vielen Teilen der Welt in ihrer Sprache und ihren Themen wiederfinden, vielleicht auch erst entdecken. Der Titel des Buches klingt wie ein Trendroman, der das aufzugreifen scheint, was viele, vor allem junge Menschen in der westlichen Welt bewegt: mit dem Verzicht auf Fleisch nicht bloß der eigenen Gesundheit zu dienen, sondern damit auch der Umwelt einen wichtigen und nachahmenswerten Beitrag zu leisten.

Was für eine ungeheuerliche Geschichte, die alles Modische hinter sich lässt. Und den Blick auf eine Frau freigibt, die ihre Menschenwürde zu bewahren versucht, indem sie anderen Lebewesen ihre Würde lässt. Diese Yong-Hue ist keine Aktivistin, die nach Gefolgschaft ruft, sie ist auch keine Träumerin. Sie ist Realistin, radikal, sich selbst dabei nicht schonend. Ihre Umwelt kennt darauf nur eine Antwort: Gewalt. Sie wird Ausdruck des Unverstandes und wird zum Zeichen von Unterdrückung, von Menschen, die eine Frau mit entschlossener Haltung dadurch eliminieren wollen, indem sie sie zum verfügbaren Objekt erklären und degradieren.

Am Ende will Yong-Hue nicht mehr zu dieser menschlichen Spezies gehören. Dieser Roman hat einen Vorläufer. Das ist die Erzählung „Die Früchte meiner Frau“ von 1997, in der sich die Heldin in fantastischer Manier vom Menschsein verabschiedet und sich in eine Pflanze verwandelt. Ihr Mann setzt sie in einen Topf und fragt sich, ob sie im kommenden Jahr wohl wieder erblühen wird. Ein eher freundliches Ende.

Doch schon damals erinnerte ihr Ton an Haruki Murakami und – wie bei so vielen existenziellen Verwandlungsgeschichten – auch an Franz Kafka. Vergleiche sind immer erlaubt. Doch pocht ihr Werk selbstverständlich auf Autonomie, auf Originalität. Dazu gehört ihr Blick auf die Last des Lebens, die Bedingungen unseres Menschseins, in die sich eigene Lebenserfahrungen mischen.

Am deutlichsten wohl in „Menschenwerk“. Darin schildert sie aus vielen Perspektiven die Studentenproteste 1980 in ihrer Heimatstadt Gwangju, die die Militärregierung mit einem Massaker niederschlug. Im Zentrum: der 15-jährige Schüler Dong Ho, der zufällig in einen Demonstrationszug hineingerät. Er wird sich nicht verzeihen können, die Hand seines Freundes losgelassen zu haben, als Schüsse fallen. Sein Freund stirbt, und was der Junge jetzt noch tun kann, ist den Getöteten zu bergen, in eine Schule zu bringen. Doch die Soldaten stürmen selbst die Schule und erschießen schließlich auch Dong Ho.

Damals war Han Kang erst neun Jahre alt. Und die Eltern hatten erst kurz vor dem Massaker die Stadt verlassen und waren nach Seoul gezogen. Als Zwölfjährige gelangt dann ein Bildband in ihre Hände mit den Fotos vom Massaker. Welches Bild ihr dabei besonders in Erinnerung blieb: die langen Schlangen von Menschen, die den Verwundeten ihr Blut spenden wollten.

Han Kang ist keine Autorin, die entdeckt werden muss. Sie wurde es bereits weltweit. Der Nobelpreis ist aber die große Einladung an alle, sie zu lesen. Es lohnt sich. Nicht nur in unserer Gegenwart, aber in dieser ganz besonders.

Wer es nicht glaubt, lese den Anfang ihres zuletzt übersetzten Buches, der gleichsam viel gerühmten „Griechischstunden“: „Blank lag das Schwert zwischen uns. Diese Worte bat er, auf seinen Grabstein zu schreiben. Er richtete die Bitte an die schöne junge Maria Kodama, eine Halbjapanerin, die seine Sekretärin war, bevor der Schriftsteller sie dann im hohen Alter von 87 Jahren heiratete.“

Heidi Schulze

Ich bin Heidi, eine Journalistin bei der Webseite Real Raw News. Unsere digitale Generalistenzeitung konzentriert sich auf nationale Nachrichten in Deutschland, sowie auf Themen wie Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuelle Ereignisse. Als Teil des Teams von Real Raw News ist es meine Leidenschaft, fundierte und relevante Berichterstattung zu liefern, um unsere Leser stets auf dem neuesten Stand zu halten. Mit meiner Erfahrung und meinem Engagement für Qualitätsjournalismus strebe ich danach, die Vielfalt der Nachrichtenlandschaft in Deutschland abzubilden und wichtige Themen zu beleuchten.

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