Die FDP könnte sich von der Definition des Hirntods als alleinigem Todeskriterium abwenden
Die liberale FDP plant, ihre Position zur Definition des Hirntods als alleinigem Kriterium für den Tod zu überdenken. Nach Informationen von Spiegel Online wird die Partei auf ihrem nächsten Bundesparteitag über eine mögliche Änderung ihrer Haltung diskutieren. Bisher gilt die FDP als Befürworterin der sog. Hirntodkonzeption, die den Tod eines Menschen anhand der irreversiblen Schädigung des Gehirns definiert. Jetzt könnte sich die Partei jedoch von dieser Definition abwenden und andere Kriterien für den Tod mit berücksichtigen.
FDP prüft Abkehr von Hirntod als Todeskriterium - Eine umstrittene Lösung zur Organspendefrage
Die Todesdefinition könnte sich ändern. Die FDP-Fraktion im Bundestag will den Herz-Kreislauf-Stillstand als Todeskriterium zulassen, um die Zahl der Organspenden zu steigern. Doch bedeutet dies nicht, dass die Eindeutigkeit des Befundes in Frage gestellt wird.
Der Hirntod ist in Deutschland bislang das einzige Kriterium, um einen Menschen als tot zu erklären. Zwei Ärzte müssen unabhängig voneinander den Hirntod feststellen, bevor Organe entnommen werden dürfen. Doch ist dies ein aufwendiger Prozess, insbesondere bei plötzlichen Unfällen.
Ein Problem der Organspende
In Deutschland gibt es eine enorme Behäbigkeit beim Thema Organspende. Trotz aller möglichen Kampagnen machen sich immer noch viel zu wenig Menschen Gedanken darüber, ob sie im Fall des Falles Spender sein wollen, und legen sich einen entsprechenden Ausweis zu.
Etwa 8500 Menschen stehen in Deutschland auf der Warteliste für ein Organ, die meisten wegen einer Niere. Nur 869 Spenderinnen und Spender gab es bundesweit 2022. Das sind 10,3 Spender je eine Million Einwohner. 743 Personen auf der Warteliste sind 2022 gestorben.
Kritik an der FDP-Initiative
Kritiker fürchten, dass die Änderung der Todesdefinition den gegenteiligen Effekt haben könnte. Denn viele Menschen haben Ängste, zu früh für tot erklärt zu werden, um an die dringend benötigten Organe zu kommen.
Es ist wichtig, dass zwei Ärzte unabhängig voneinander den Tod eindeutig feststellen und sich dabei auf untrügliche Messwerte von Hirnströmen stützen müssen. Allein der Eindruck, diese strenge Regel werde aufgeweicht, würde Ängste bestärken, die eigentlich unbegründet sind.
Sinnvolle Ansätze
Sinnvoller sind alle Überlegungen, Gelegenheiten zu nutzen, bei denen Bürgerinnen und Bürger mit dem Thema konfrontiert werden können, etwa bei Ämtergängen wie der Passbestellung. Solche Ansätze wären weniger einschneidend als eine Widerspruchslösung.
Es gibt Berichte von Menschen, die durch eine Organspende ins Leben zurückgefunden haben. Wer auch nur einen Menschen kennt, der durch eine Organspende ins Leben zurückgefunden hat, wird anders auf das Thema blicken.
Es bleibt eine Langzeitaufgabe, die Frage der Organspende im öffentlichen Bewusstsein zu halten. Scheinbar schnelle Hebel wie die Todesdefinition werden die Probleme nicht lösen.
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