Die Markus-Passion Bachs in der Johanneskirche.
In der bevorstehenden Woche wird die Musikwelt in der Johanneskirche zu einem besonderen Ereignis zusammenkommen. Am kommenden Samstag wird die Markus-Passion, eines der bekanntesten Werke des Barockkomponisten Johann Sebastian Bach, in der Johanneskirche aufgeführt. Diese großartige Komposition, die 1724 erstmals uraufgeführt wurde, ist ein Meisterwerk der klassischen Musik und gilt als einer der Höhepunkte des kirchlichen Musikrepertoires. Unter der Leitung des renommierten Dirigenten Hans-Christoph Rademann wird das Gächinger Kantorei Stuttgart zusammen mit dem Bach-Collegium Stuttgart für eine unvergessliche musikalische Erfahrung sorgen.
Bachs Markus-Passion in der Johanneskirche: Eine große Sache für den Komponisten
Selbst in Bachs gewaltigem Schaffen sind seine Johannes- und Matthäus-Passion herausragende Meisterwerke. Für den tief gläubigen und höchst produktiven Komponisten muss auch die bis heute Rätsel aufgebende, fragmentarisch überlieferte Markus-Passion, Karfreitag 1731 in der Thomaskirche zu Leipzig uraufgeführt, eine große Sache gewesen sein – davon ist Elina Albach überzeugt.
Eine neue Interpretation: Die Markus-Passion Bachs in der Johanneskirche
Die Berliner Cembalistin glaubt nicht, dass Bach für diese Passion, wie bei anderen Stücken durchaus üblich und lange angenommen, bereits vorhandene Musik wiederverwendete und vom Dichter Picander mit neuen Texten versehen ließ. Inzwischen seien viele Stücke, vor allem Choräle, eindeutig der Markus-Passion zuzuordnen: Bach hatte kein Pasticcio aus Versatzstücken im Sinn. Dazu sind auch Johannes- und Matthäus-Passion viel zu unterschiedlich.
Bisherige Rekonstruktionen überzeugen sie nicht. Albach, für Konzeption und Arrangement verantwortlich und an Orgel und Cembalo zu hören, führt daher eine Markus-Passion aus viel Bach, Bearbeitungen und Ergänzungen auf. Dazu gehören das von Bach inspirierte zeitgenössische Streichquartett Punctum von Caroline Shaw und Dissolve, O my heart von Missy Mazzoli für Solo-Violine, souverän und leidenschaftlich gespielt von Geiger Joosten Ellee.
Die Musik wird gekonnt interpretiert von vier exzellenten Streichern, die für Alte Musik passende Instrumente spielen, inklusive der Gambe, die zarter klingt als ein Cello, wunderbar gespielt von Liam Byrne. Dazu kommen Traversflöte, E-Gitarre sowie vier sehr gute Sänger der Choräle und Arien, aus denen Countertenor Terry Wey herausragt. Continuum musiziert präzise und delikat, sauber und stilsicher.
Die Erzählung des dramatischen Bibel-Geschehens übernimmt mangels originaler Rezitative Jürg Halter, der sich im Kirchenraum bewegt und einen sehr menschlichen Jesus zu Wort kommen lässt: Ich bin kein Mythos, ich bin ein Mensch. Sein Jesus ist ein Zeitgenosse, der uns den Spiegel vorhält, ein Zweifler, auch Ankläger, wenn es um Ausgrenzung, Krieg und Missbrauch geht. Ein Jesus, der desillusioniert unter seiner offenbar vergeblichen Mission leidet – und uns doch mit einem Rest Hoffnung auf ein anderes, friedlicheres Leben entlässt.
Text und Musik passen perfekt zusammen, alles ist plausibel verzahnt und wirkungsvoll inszeniert. Eine in dieser Qualität von Spiel, Gesang und Text seltene Verbindung aus alten und neuen Elementen, die vom Publikum nach über zwei Stunden mit Bravo-Rufen und Standing Ovations angemessen belohnt wird.
Info: Das gesamte Festival-Programm gibt es unter www.festival-duesseldorf.de.