Die Oper Freischütz von Weber bei den Festspielen in Bregenz.

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Die Oper Freischütz von Weber bei den Festspielen in Bregenz.

Das Festspielhaus Bregenz bereitet sich auf ein Highlight der kommenden Saison vor. Vom 22. Juli bis 21. August 2023 wird die Oper Der Freischütz von Carl Maria von Weber auf der Seebühne in Bregenz zu erleben sein. Diese romantische Oper gilt als eines der bedeutendsten Werke der deutschen Opernliteratur und wird in Bregenz in einer neuen Inszenierung präsentiert. Die Geschichte um den Jäger Max und die Hexe Kaspar wird von einem starken Ensemble dargestellt, das von renommierten Sängern und Musikern unterstützt wird. Fans der Oper und Neugierige sollten sich diese Veranstaltung nicht entgehen lassen!

„Freischütz“ von Weber wird in Bregenz in neuem Gewand präsentiert

Das hat Seltenheitswert auf der Seebühne in Bregenz: Nach der Premiere sind Buhrufe zu hören, die Philipp Stölzl gelten. Er ist für die Inszenierung von Carl Maria von Webers „Freischütz“ in dieser Festspielsaison am Bodensee verantwortlich. Und er nimmt die romantisch vertonte Gruselsage als Gerüst für ein opulentes Spektakel mit Zombies, die aus dem See auftauchen, feuerspuckender Schlange, brennenden Kreisen im Wasser, in Flammen stehenden Rädern einer Kutsche, die von einem Pferdeskelett gezogen wird.

Subtil ist anders, hier wird geklotzt. Nicht wenigen Liebhabern des klassischen Opernformats ist das zu viel. Zumal Stölzl sehr robust ans Libretto herangeht: Viele Dialoge werden neu geschrieben und eine Rolle nicht nur umgedeutet, sondern auch aufgewertet: Der Teufel Samiel – in Webers Fassung eine Nebenfigur – führt als Kommentator in Reimform durch die Oper, erklärt, spottet, durchbricht immer wieder die vierte Wand zum Publikum – und macht deutlich, dass hier nicht alles ernst gemeint ist und Oper auch mal Persiflage sein darf.

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„Freischütz“ ist 2024 und 2025 zu sehen. Die diesjährige Festspielsaison läuft noch bis zum 18. August. 2025 wird erneut der „Freischütz“ gezeigt. Der Vorverkauf für die Aufführungen vom 17. Juli bis 17. August beginnt im Oktober. Info Karten und Infos unter www.bregenzerfestspiele.com.

Das bringt der Inszenierung einiges an Kritik ein. Der Teufel rede zu viel und erkläre selbst das Offensichtliche, durch seine Rolle und die Spezialeffekte werde die Musik zur Nebensache. Dabei liegt in beiden Elementen die große Chance, Menschen für die Oper zu begeistern, die bis jetzt den Kinosaal bevorzugen.

Dass dies bitter notwendig ist, dürfte jedem klar sein, der im Publikum nach rechts und links schaut: Jeder unter 60 Jahren senkt das Durchschnittsalter, es ist also höchste Zeit, sich Sorgen um die Zukunft dieses Kultfestivals zu machen. Und wenn es auf dieser Bühne mal nicht etwas spektakulärer zugehen darf, wo denn bitte dann?

Zumal die Handlung einlädt, in die Vollen zu gehen: Max (Thomas Blondelle) darf seine geliebte Agathe (Elissa Huber) nur heiraten, wenn er beim Probeschuss das Ziel trifft. Weil er leider ein ganz schlechter und von der Dorfgemeinschaft verspotteter Schütze ist, lässt er sich auf einen Pakt mit dem Teufel ein, der ihm in der Grusel-Schlüssel-Szene in der Wolfsschlucht sogenannte Freikugeln gibt, die immer ihr Ziel treffen.

Die letzte dieser Kugeln aber wird ins Herz eines Menschen geleitet – ob Agathe stirbt oder es ein Happy-End gibt, bleibt bei dieser Inszenierung bis zum Schluss offen.

Seit 1946 wird in Bregenz unter dem Understatement-Titel „Spiel auf dem See“ großartige Opernmusik geboten

Der Star war aber immer schon die Bühne selbst – mit all ihren Möglichkeiten, gerade auch jüngere Besucher zu erreichen, die sich dem Opern-Kosmos erst nähern müssen und so vielleicht den Einstieg finden. So waren etwa die Höhepunkte einer Carmen-Inszenierung vor Jahrzehnten nicht die Arien, sondern dass Schmuggler bei den Kämpfen ins Wasser geschubst wurden und auf der Bühne echte Ziegen liefen.

Das gab es in keinem Opernhaus, das machte den Stoff zugänglich – und es weckte Neugier, auch über den Abend hinaus.

Seitdem reizt Stölzl konsequent aus. Für den Besuch dieses „Freischützes“ braucht es weder musikalische Vorkenntnisse, noch muss man sich mit einem Opernführer hingesetzt haben, um der Handlung folgen zu können. Der Teufel als Conférencier nimmt den Besucher an die Hand – und Schauspieler Moritz von Treuenfels macht das mit viel Ironie und Humor wirklich sehr gut.

Harry-Potter-Fans fühlen sich durch das Eröffnungsbühnenbild ins Zauberdorf Hogsmeade versetzt, für die Schlange als Gehilfin des Teufels könnte der Basilisk aus der Kammer des Schreckens Pate gestanden haben. Auch ältere Semester können parodistisch-kulturelle Anleihen entdecken.

Der Teufel erinnert in Mimik und Gestik an Gründgens Mephisto-Interpretation – nur noch besser gelaunt. Und der Fürst, der zum Finale im Barock-Schlitten anreist, hat verblüffende Ähnlichkeit mit dem bayerischen Märchenkönig Ludwig II.

Dazu ein bisschen Geisterbahn, ein bisschen Hitchcock-Vögel, ein bisschen 50er-Jahre-Revue, wenn eine Arie von einem Wasserballett begleitet wird, und ganz viel Feuer und Flamme. Das passt zu einem Spielort, an dem der Besucher eben nicht in die elegante Abendgarderobe schlüpft, sondern sich ein Regencape umbindet.

Und bei dem nicht Chanel der bestimmende Duft des Abends ist, sondern Antibrumm zum Schutz vor Mücken.

Ob eine lesbische Liebesgeschichte zwischen Agathe und ihrer Freundin Ännchen (Gloria Rehm) als künstlerische Freiheit und Modernisierungselement des Regisseurs jetzt zwingend notwendig gewesen wäre, sei dahingestellt.

Doch trotz aller Eingriffe in das Original bleibt der zentrale Konflikt der Oper erhalten, der damals wie heute aktuell ist: Ein Außenseiter muss sich die existenzielle Frage stellen, wie viel Böses er zulassen will, um seine eigenen Ziele zu erreichen.

Nicht zuletzt ist großartige Musik zu hören (Leitung: Erina Yashima) – mit allen Hits, die den „Freischütz“ schon bei der Premiere 1821 zu einem Erfolg und großer Unterhaltung machten.

Vor der Traumkulisse des Bodensees gelingt dies wieder, wenn man bereit ist, sich auf diese Inszenierung einzulassen, und sich selbst als Opernbesucher vielleicht nicht ganz so wichtig nimmt.

Heidi Schulze

Ich bin Heidi, eine Journalistin bei der Webseite Real Raw News. Unsere digitale Generalistenzeitung konzentriert sich auf nationale Nachrichten in Deutschland, sowie auf Themen wie Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuelle Ereignisse. Als Teil des Teams von Real Raw News ist es meine Leidenschaft, fundierte und relevante Berichterstattung zu liefern, um unsere Leser stets auf dem neuesten Stand zu halten. Mit meiner Erfahrung und meinem Engagement für Qualitätsjournalismus strebe ich danach, die Vielfalt der Nachrichtenlandschaft in Deutschland abzubilden und wichtige Themen zu beleuchten.

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