Düsseldorf: Unbewohnbares Haus soll durch Neubau ersetzt werden, Mieter streiten sich

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Düsseldorf: Unbewohnbares Haus soll durch Neubau ersetzt werden, Mieter streiten sich

In der Landeshauptstadt Düsseldorf bahnt sich ein umstrittener Vorgang an: ein unbewohnbares Haus soll durch einen Neubau ersetzt werden. Die Pläne haben bei den Mietern jedoch für heftigen Widerstand gesorgt. Die Bewohner des Hauses in Frage fordern, dass ihre Mietrechte gewahrt bleiben und dass sie nicht einfach vor die Tür gesetzt werden. Doch die Stadtverwaltung und die Investoren sehen in dem Neubau eine Chance, das Viertel aufzuwerten und die Wohnqualität zu verbessern. Der Streit zwischen den Beteiligten eskaliert und wirft Fragen nach der Zukunft des Viertels und der Rechte der Mieter auf.

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In dem Eckhaus an der Mauerstraße 32 leben zehn Haushalte zusammen, teils seit über 40 Jahren. Es ist eine diverse Gemeinschaft, Jung und Alt, mit migrantischem Hintergrund und ohne, man unterstützt und schätzt sich gegenseitig.

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Der Eigentümer DUS Invest XXII, hinter dem das Kö-Unternehmen PrivatCapital steht, hat eine Verwertungskündigung für die dort lebenden Mieterinnen und Mieter ausgesprochen. Diejenigen mit langen Mietverträgen haben noch fast ein Jahr Zeit, etwas Neues zu finden. Die mit weniger als fünf Jahren Mietdauer müssen bereits zum 31. Juli 2024 ausziehen.

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Der Plan des Immobilieninvestors: Das Haus aus den 1920er Jahren soll abgerissen werden. „Der Neubau gewährleistet doppelte Wohnfläche, ist energetisch optimiert und altersgerecht geplant“, schreibt PrivatCapital auf Anfrage. Entstehen sollen zwölf familiengerechte Mietwohnungen mit ebenso vielen Tiefgaragenstellplätzen für E-Autos. Auch liegt eine Abrissgenehmigung der Stadt bereits vor.

Die Hausgemeinschaft weist auf ein Urteil von März 2024 hin. Darin steht, dass „das Interesse des Mieters am Verbleib in der Wohnung den wirtschaftlichen Interessen der Vermieterin überwiegt“.

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„Wir sind traurig, dass unsere tolle Hausgemeinschaft jetzt aufgelöst werden soll“, sagt Petra Geers, die seit 19 Jahren hier lebt. Sie berichtet, dass das Haus im Dezember 2020 an den neuen Vermieter überging. Im August 2021 folgte eine Mieterhöhung. „Seitdem sind keine Schäden aufgetreten, die Investitionen erfordert hätten. Dennoch argumentiert DUS Invest mit Verlusten.“

Im Mai dieses Jahres folgte schließlich die Kündigung. „Wir haben Härtefall-Anträge gestellt und Widerspruch gegen die Kündigungen eingereicht“, sagt Geers. Außerdem hat sich die Hausgemeinschaft an das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum gewandt, das den Fall nun publik macht.

Johannes Dörrenbächer, Sprecher des Bündnisses, sagt: „Hier wurde nur geschaut, wie viel mehr Quadratmeter durch den Neubau entstehen. Was das für die Bewohner bedeutet, interessiert offenbar nicht.“

Der Stadtsprecher betont, dass keine Luxuswohnungen entstehen und alle rechtlichen Vorgaben eingehalten werden. Aber letztlich ist Luxus Auslegungssache.

Von den jetzigen Mieterinnen und Mietern werden sich viele die neuen Wohnungen kaum leisten können. Diese werden deutlich größer ausfallen als die bestehenden, was nach Angaben der Stadt rechtlich machbar sei und in keinem Widerspruch zum Wohnraumstärkungsgesetz oder der Düsseldorfer Wohnraumschutzsatzung stehe.

Helmut Schneider, ebenfalls Sprecher des Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum, sagt: „Das mag rechtlich gesehen so zutreffen – und die Stadt erteilt dem Renditestreben solcher Unternehmen damit eine Legitimation. Doch an dieser Stelle ist festzuhalten, dass das Agieren schlicht unmoralisch ist und die Mieter einzig als Renditehemmnis gesehen werden.“

„Die wenigen Sozialwohnungen, die es gibt, fallen schneller aus der Bindung wieder hinaus, als neue geschaffen werden können.“ Dass Wohnraum dennoch weiterhin nicht verstärkt in städtischer oder öffentlicher Hand liege, sondern damit privatwirtschaftlich gehandelt werde, müsse sich in Zukunft ändern.

Für die Mieterinnen und Mieter beginnt nun eine schwierige Zeit. „Am Ende wird vor Gericht und mithilfe von teuren Gutachten entschieden werden, ob die Verwertungskündigung rechtens ist“, sagt Dörrenbächer. Für viele werde sich die Suche nach bezahlbarem Wohnraum schwierig gestalten. Die Kosten in unmittelbarer Nähe seien hoch, die Wohnungen begehrt. Auch die psychische Belastung werde steigen, weiß er aus Erfahrung.

„Schlussendlich steht die Mauerstraße 32 nur stellvertretend für viele Häuser, die zu Rendite- und Spekulationsobjekten geworden sind.“

Uwe Köhler

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