Festspiel Alte Musik Knechtsteden: Gregorianische Nacht mit The Gesualdo Six
Am Samstag, den 17. Juli 2022, erwartet die Besucher des Festspiels Alte Musik Knechtsteden ein besonderes Konzert-Erlebnis. Die renommierte Vokalensemble The Gesualdo Six präsentiert eine Gregorianische Nacht, die die Zuhörer auf eine Reise durch die Welt der sakralen Musik des Mittelalters mitnehmen wird. Die Engländer setzen sich aus erfahrenen Sängern zusammen, die sich auf die Interpretation von alter Musik spezialisiert haben. In der Kirche St. Viktor in Knechtsteden werden sie Werke von Komponisten wie Hildegard von Bingen und Gregorianischen Chorälen präsentieren. Ein Abend, der die Besucher in die Atmosphäre einer anderen Zeit entführt.
Gregorianische Nacht mit The Gesualdo Six: Eine musikalische Reise durch die Zeit
Den Zuhörern in der voll besetzten Basilika war es am Donnerstagabend bei der Gregorianischen Nacht des Festivals Alte Musik Knechtsteden von Beginn des Konzertes an klar: Sie waren Zeugen eines musikalischen Ereignisses der absoluten Spitzenklasse.
Sich eine Stunde in höchster musikalischer Klasse in andere Welten zu begeben – darauf versteht sich das britische Vokalensemble „The Gesualdo Six“. Kein Orchester, keine Orgel hätte es besser machen können. So ruhig wie bei diesen Gesängen war es im Zuschauerraum der Basilika noch nie. Noch nicht einmal ein Hüsteln war zu vernehmen, und die Handys waren sämtlich ausgeschaltet.
Klagelieder des Alten Testaments bildeten den Kern des Programms. Unter der unmerklichen Leitung von Owain Park, Bass, sangen Guy James und Alastair Austin, beide Countertenor, Joseph Wicks und Josh Cooter, Tenor sowie Michael Craddock, Bariton. Mit der Basilika war der ideale Resonanzboden gefunden für die tiefen literarischen Anleihen aus der Bibel.
Die Klagelieder, so war zu lesen, gelten mit als die eindrucksvollsten Dichtungen des Alten Testaments. Wer mochte, konnte die aus dem vokalreichen Latein übersetzten Leiderfahrungen des jüdischen Volkes deutsch verfolgen. Der Appell ans Glaubensvolk blieb nicht aus. „Kehr um zum Herrn, Deinem Gott.“ Bitterste Klage wie „Meine Seele ist zu Tode betrübt“ löste sich ab mit der Feststellung, dass bei Jesu Tod Finsternis hereinbrach. So kam auch das Neue Testament zu seinem Recht.
Countertenöre, Tenöre und Bariton verbanden sich zu einer staunenswert dichten Einheit. Überflüssig zu sagen, dass jeder Ton saß und Dramatisches weder zu übersehen noch zu überhören war. Die ganz großen Gregorianik-Autoren wie Thomas Tallis, Carlo Gesualdo und Tomás Luis de Victoria lieferten die Notenvorgaben. Sie wurden von den Sängern aufgegriffen und auf deren Weise interpretiert.
Es schien, als hätten die gregorianischen Gesänge, die einst überwiegend hinter dicken Klostermauern zu hören waren, ihre Heimat gefunden. Am Donnerstagabend bildeten bei dieser überragenden Klasse der Sänger Vokalmusik und textliche Botschaft eine untrennbare Einheit. Geradezu himmlisch muteten die Lamentationen an, die um Beistand begehrten. Jenseitiges schimmerte nicht nur durch.
Wie um alles lässt sich solches Unbeschreibliche überhaupt beschreiben? Viel mehr als Worte erledigte das der lang anhaltende Applaus, der eine Zugabe forderte und die große Traube von Menschen, die sich anschließend um den Tisch, an dem Tonträger der „The Gesualdo Six“ angeboten wurden, versammelten.
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