Filmbewertung Sleeping Dogs mit Russell Crowe: Rückkehr aus der Vergessenen Welt
In der Welt des Kinos ereignet sich ein lang ersehntes Comeback: Russell Crowe, der Oscar-prämierte Schauspieler, kehrt mit dem neuen Thriller Sleeping Dogs zurück auf die Leinwand. Nach einer längeren Pause vom Filmgeschäft nimmt Crowe die Rolle eines ehemaligen Soldaten ein, der in eine Welt der Gewalt und des Verbrechens gezogen wird. Der Film, der auf einem Bestseller-Buch basiert, verspricht Action, Spannung und Drama in Hülle und Fülle. Sleeping Dogs ist ein packender Thriller, der den Zuschauer auf eine Reise in die dunkle Seite der Gesellschaft mitnimmt. Wir haben uns den Film näher angesehen und berichten, ob Russell Crowe mit seiner Rückkehr ins Kino auch unsere Erwartungen erfüllt hat.
Russell Crowe in Sleeping Dogs: Ein Rückkehrer aus der Vergessenen Welt
Klebeband ist das wichtigste Hilfsmittel im Leben des ehemaligen Polizisten Roy Freeman (Russell Crowe). Die ganze Wohnung hängt voller Memos, die mit dickem Filzstift auf Panzertape geschrieben sind. „Mein Name ist Roy Freeman“ steht über dem Spiegel. Am Waschbecken darunter sind Warm- und Kaltwasserhahn beschriftet. Auf dem Kühlschrank steht, wie lange das Fertigessen aufgewärmt werden muss. In der Mikrowelle findet sich die eingeschmolzene TV-Fernbedienung. Roy hat Alzheimer in einem fortgeschrittenen Stadium, aber auch eine breite Narbe auf dem kahlrasierten Schädel unter dem Verband.
Ein experimentelles, medizinisches Verfahren verspricht Heilung und die allmähliche Wiederherstellung der Erinnerung. Demenz ist in unseren überalternden Gesellschaften ein zentrales Thema, das auch im Kino auf verschiedenste Weise Eingang findet. Vor drei Jahren wurde Anthony Hopkins für „The Father“ mit dem Oscar ausgezeichnet, in dem er einen Demenzkranken spielte, dem mit dem Verfall des Gedächtnisses sein ganzes Leben zwischen den Fingern zerrinnt.
Der Film Sleeping Dogs
Adam Coopers Noir-Thriller „Sleeping Dogs“ bewegt sich genau in die entgegengesetzte Richtung, indem er nicht die zunehmende Amnesie ins Zentrum der Erzählung rückt, sondern die langsame Rückkehr aus dem Land des Vergessens. Der Film ist eine lose Adaption des internationalen Bestseller-Romans „Das Buch der Spiegel“ von Eugene Chirovici, erschienen 2017.
Die Ärztin empfiehlt Puzzle zur Stimulation des Gehirns, aber schon bald steht Roy bei seinem Gedächtnistraining vor einer deutlich größeren Herausforderung: Die Anwältin einer Hilfsorganisation für verurteilte Straftäter steht eines Tages vor der Tür. Vor zehn Jahren hatten Roy und sein Kollege Jimmy (Tommy Flanagan) in einem Mordfall ermittelt und den drogensüchtigen Einbrecher Isaac (Pacharo Mzembe) mit unsanften Methoden zum Geständnis gedrängt. Der Häftling, dessen Todesurteil demnächst vollstreckt werden soll, beschwört nun seine Unschuld und bittet Roy die Untersuchung noch einmal aufzunehmen.
Ein vages, schlechtes Gewissen regt sich in dem ehemaligen Cop, der sich an den Fall kaum erinnern kann. Und so arbeitet er sich noch einmal in die Akten ein, kontaktiert den früheren Kollegen und stößt auf ein unfertiges Manuskript, das ein kürzlich verstorbener Zeuge als „literarische Erinnerung“ veröffentlichen wollte. Roys Lektüre wird zum Auftakt einer lang gezogenen Rückblende, in welcher der Mord an dem angesehenen College Professor Joseph Wieder (Marton Csokas) aufgerollt wird.
Zusammen mit seiner brillanten Assistentin Laura Baines (Karen Gillan) arbeitete der Hirnforscher an einem pharmazeutischen Verfahren, mit dem das menschliche Unterbewusstsein manipuliert werden soll. Kurz vor dem Tod des Professors hatte Laura die Forschungsergebnisse für sich allein geltend gemacht, an denen auch das US-Verteidigungsministerium interessiert ist.
Ein Film-Noir-Revival
Neben der ehrgeizigen Wissenschaftlerin präsentiert Regisseur und Co-Drehbuchautor Cooper mit deren eifersüchtigem Liebhaber und einem undurchsichtigen Kriegsveteranen eine veritable Auswahl an Verdächtigen, die fast schon eines Miss-Marple-Films würdig wäre. Allerdings wird hier die klassische Whodunit-Dramaturgie durch eine Hauptfigur verkompliziert, deren gesundheitlicher Zustand sie zu einem unzuverlässigen Erzähler macht.
Kameramann Ben Nott taucht die Szenerie in stilvolle Grau- und Sepiatöne. Und natürlich gibt es auch mit Karen Gillians Figur der hochbegabten Assistentin eine waschechte Femme Fatale im Wissenschaftsbetrieb, die Manipulation im Hauptfach studiert hat und für ihr berufliches Fortkommen über Leichen geht. Ungebrochen wird hier das Stereotyp einer gewissenlosen Karrierefrau bedient und in allzu schrillen Farben ausgemalt.
Dem gegenüber steht Russell Crowes kraftvoll-entspannte Präsenz, die den Ruhepuls des Filmes bestimmt und so manche Ungereimtheit im Plot vergessen lässt. Crowe erweist sich hier als Meister des differenzierten Understatements und zeichnet das nuancenreiche Porträt eines Mannes, der sich unbeholfen in die eigene Vergangenheit vortastet. Seine Performance atmet die wohltuende Reife eines Schauspielers, der sich nichts mehr beweisen muss, aber genau weiß, was er tut.
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