Goethe: Widersprüchlich, abgründig und im Alter missmutig

Der widersprüchliche, abgründige und im Alter missmutige Goethe ist ein faszinierender Einblick in das Leben des berühmten Dichters. In einer neuen Biografie werden Facetten seines Wesens beleuchtet, die bisher im Schatten seiner literarischen Werke standen. Goethe, bekannt für seine Vielseitigkeit und sein geniales Schaffen, offenbart in seinen späteren Jahren auch eine verborgene Seite: Er wird zunehmend mürrisch und pessimistisch. Diese zerrissene Persönlichkeit wirft ein neues Licht auf den Menschen hinter den bahnbrechenden Werken. Die Biografie zeigt, wie auch Genies mit den Widrigkeiten des Alters zu kämpfen haben und dass hinter der glanzvollen Fassade oft eine dunkle Realität lauert.

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Thomas Steinfeld präsentiert neue GoetheBiografie: Ein Blick auf das widersprüchliche Leben des Dichters

Frisch von der Leipziger Buchmesse brachte Thomas Steinfeld sein neues Buch ins Düsseldorfer Goethe-Institut. „Goethe. Porträt eines Lebens, Bild einer Zeit“ ist ein 640-Seiten-Band, den der langjährige Journalist und vielfache Buchautor aber nicht in der Reihe anderer Biografien des Dichterfürsten stellen möchte: „Höchstens neben dessen eigene, denn jeder Tag seines Lebens ist dokumentiert.“

Goethe neu interpretiert: Thomas Steinfeld enthüllt die abgründigen Facetten des Dichterfürsten

Eigentlich wollte Steinfeld nur über den Naturforscher Goethe schreiben, sagte er bei der Buchvorstellung, aber der Verlag habe ihm geraten, diesen Aspekt in einer kritischen Lebensbeschreibung hervorzuheben, denn das habe bisher noch keine getan. Den Beginn des voluminösen Bandes, dessen Umfang auch in Leipzig Erstaunen auslöste, macht die berühmte Kanonade von Valmy vom 20. September 1792. Goethe hat sie als Begleiter des Herzogs Karl August von Sachsen-Weimar erlebt und in seinem autobiografischen Bericht „Kampagne in Frankreich“ beschrieben.

Thomas Steinfeld bestreitet die Echtheit dieses Ausspruchs, wie er überhaupt sehr Vieles kritisch hinterfragt. Schon der Begriff „Epoche“ ist ihm suspekt: „Epoche bedeutet einen Zeitpunkt, nicht einen Zeitverlauf.“ Dennoch nennt der Autor die Verbindung von Goethes Leben mit der Zeitgeschichte als eines der Motive, die ihn zur mehrjährigen Recherche und dann zum Schreiben veranlasst haben.

Einen weiteren Denkansatz bildete natürlich die Naturforschung, vor allem aber Goethes lebenslange Skepsis, „die vielleicht sogar ein Nihilismus war.“ Im Alter habe der Dichter eine „Neigung zu Missmut, Bitterkeit, Resignation“ entwickelt. Verbunden mit dem gelegentlich auftretenden Wunsch, Weimar zu verlassen, „wenn er nur wisse, wohin“.

Insgesamt aber gilt Steinfelds Goethe-Porträt, wie er in Düsseldorf erläuterte, „dem aufgeschlossenen, freien, universal gebildeten, gelegentlich widersprüchlichen, manchmal abgründigen, oft isolierten, stets aber hellen Geist.“ Über die sehr positive Aufnahme der Rezensenten freut sich der Autor natürlich. Vor allem über solche, die dem Buch bescheinigen, es sei sachlich: „Da habe ich mich erkannt gefühlt.“

Info: Thomas Steinfeld: „Porträt eines Lebens, Bilder einer Zeit“. Rowohlt, 784 Seiten, 38 Euro

Heike Becker

Ich bin Heike, Journalistin bei Real Raw News, einer digitalen Generalistenzeitung mit Fokus auf nationalen Nachrichten in Deutschland. Bei uns dreht sich alles um Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuelle Nachrichten. Meine Leidenschaft gilt dem Schreiben und der Berichterstattung über relevante Themen, die unsere Leserinnen und Leser interessieren. Mit fundierten Recherchen und einem kritischen Blick auf aktuelle Geschehnisse möchte ich dazu beitragen, dass unsere Leserschaft stets bestens informiert ist und sich eine fundierte Meinung bilden kann.

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