Japan: Kaninchen bevölkern die Insel Okunoshima.

Japan: Auf der Insel Okunoshima leben Kaninchen

Die idyllische Insel Okunoshima, auch bekannt als Kanincheninsel, beherbergt eine ungewöhnliche Population von Kaninchen. Diese niedlichen Tiere streifen frei umher und sind zu einem beliebten Touristenziel geworden. Die Ursprünge dieser ungewöhnlichen Situation reichen zurück in die Zeit des Zweiten Weltkriegs, als die Insel als geheime Produktionsstätte für Giftgas diente. Die genauen Umstände, die zur Ansiedlung der Kaninchen auf der Insel führten, sind bis heute nicht vollständig geklärt. Doch die Bewohner und Besucher der Insel erfreuen sich an der freundlichen Gesellschaft der Tiere und tragen so zur Erhaltung dieses einzigartigen Ökosystems bei.

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Kaninchenparadies auf Japanisch: Die süßen Bewohner von Okunoshima begeistern Besucher

Eigentlich müsste diese kleine Insel Happy Island heißen. Nicht wegen der traumhaften Umgebung in der japanischen Seto-Inlandsee allerdings. Nicht wegen der Palmen, der weißen Sandstrände und der vielen anderen Inseln, die auf Okunoshima immer wieder im südseehaften Panorama liegen. Nein, die Gründe für die permanente Glückshormon-Ausschüttung hier sind ganz andere. Sie sind ziemlich klein, haben flauschiges Fell und lange Ohren und eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen ist dauerhaftes Mümmeln, denn bei der geringsten Aussicht auf Futter kommen sie meist in Gruppen beschleunigt angehoppelt: die wilden und gleichsam zahmen Kaninchen auf Rabbit Island.

Seit Jahrzehnten haben die Tierchen die kleine Insel vor dem westjapanischen Festland nahe Hiroshima eingenommen und sind dort allein durch geballtes Niedlich-Sein zur Attraktion geworden. Allen Besuchern, die nach einer 20-minütigen Fahrt von der Fähre strömen, sind auf die Begegnung mit den zuckersüßen Langohren entsprechend vorbereitet. Im Souvenirshop an der Fährstation kann man sich vor der Abfahrt mit kleinen Papiertüten voll mit Futter versorgen. Viele haben aber auch einfach Gemüse gekauft. Ganz klassisch natürlich: Karotten. Ein Japaner hat einen riesigen Kohlkopf unter dem Arm.

Eigentlich soll man Kohl zwar nicht füttern. Doch kaum hat der Vater mit seinen zwei Kindern die Insel betreten, werden sie umlagert. „Es wird vermutet, dass es mehr als 1000 Kaninchen gibt – wahrscheinlich auch noch mehr“, sagt Guide Mariko Doi. Tendenz steigend. Natürliche Feinde hingegen, die gäbe es nicht. Dafür aber unverhältnismäßig viele verlassene Tennisplätze. Und ein einziges Hotel, in dem sich Insel-Gäste nach der Kaninchen-Futter-Orgie selber mit Oktopus oder Soba-Nudeln stärken und mit einer Flut an unwiderstehlichen Andenken eindecken können.

Niedliche Langohren auf Rabbit Island: Ein Paradies für Kaninchenliebhaber

Bei der Inselumrundung zu Fuß wird aber auch schnell deutlich, dass es sich bei Okunoshima keinesfalls um ein ungetrübtes Paradies handelt. Die Geschichte wird überschattet von einem äußerst finsteren Kapitel, das einen denkbar mächtigen Kontrast zur unschuldigen Bunny-Begeisterung liefert. „Früher war diese Insel Sperrgebiet“, erklärt Mariko und zeigt ein paar alte Fabrikruinen. Ab 1938 wurde sie von Seekarten entfernt und über sie gesprochen werden sollte auch nicht. Unter Geheimhaltung wurde von 1929 bis 1945 hier schließlich vom japanischen Militär Giftgas produziert – unter äußerst gefährlichen Bedingungen für die Arbeiter, viele von ihnen zwangsverpflichtete Koreaner.

Ein kleines Museum erinnert an die Zeit und auf der Insel entdeckt man im dichten Grün noch einige Spuren in diese Vergangenheit, die mit der Sprengung der Anlagen endete. Warum es auf der Insel so viele Kaninchen gibt, weiß niemand. Foto: Sascha Rettig

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Okunoshima: Die geheimnisvolle Insel der Kaninchen in der Seto Inlandsee

Eigentlich würde der Rundgang kaum mehr als eine Stunde dauern – müsste man nicht ständig verzückt anhalten und mehr und mehr Häschen füttern und fotografieren. Wie die Tiere allerdings auf diese Insel gekommen sind? „Das ist nach wie vor ein Mysterium“, erklärt Guide Mariko. Manche glauben, sie wurden von Schulkindern ausgesetzt. Manche halten an der Theorie fest, es handele sich um Nachkommen der freigelassenen Versuchskaninchen aus dem Labor. Was ist das nur für eine seltsame, winzige Insel am anderen Ende der Welt, denkt man sich, als die Fähre nach diesem Super-Niedlich-Rausch wieder in Richtung Wirklichkeit ablegt und auch der große Kohlkopf des Japaners weggemümmelt ist. Surrealer als unter Hunderten Kaninchen kann man sich wahrscheinlich nicht in Osterstimmung bringen.

Heike Becker

Ich bin Heike, Journalistin bei Real Raw News, einer digitalen Generalistenzeitung mit Fokus auf nationalen Nachrichten in Deutschland. Bei uns dreht sich alles um Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuelle Nachrichten. Meine Leidenschaft gilt dem Schreiben und der Berichterstattung über relevante Themen, die unsere Leserinnen und Leser interessieren. Mit fundierten Recherchen und einem kritischen Blick auf aktuelle Geschehnisse möchte ich dazu beitragen, dass unsere Leserschaft stets bestens informiert ist und sich eine fundierte Meinung bilden kann.

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