Jom Kippur: Das Fest der Erniedrigung und Erneuerung

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Jom Kippur: Das Fest der Erniedrigung und Erneuerung

Am 10. Tischri, dem höchsten Feiertag des jüdischen Kalenders, feiern Juden weltweit Jom Kippur, das Fest der Erniedrigung und Erneuerung. Dieser heilige Tag ist eine Zeit der Rückkehr zu Gott, der Buße und der Versöhnung. Während des 25-stündigen Fastens suchen die Gläubigen nach Vergebung für ihre Sünden und bitten um Vergebung für die vergangenen Verfehlungen. In den Synagogen finden feierliche Gottesdienste statt, bei denen die Gemeinde gemeinsam betet und singt. Jom Kippur ist ein Tag der Reflexion und der Erneuerung, an dem die Juden ihre Bindung an die Tradition und ihre Verantwortung gegenüber Gott und der Gemeinschaft bekräftigen.

Jom Kippur: Eine Feier der Vergebung und Gemeinschaft

Jom Kippur: Eine Feier der Vergebung und Gemeinschaft

Heute ist Jom Kippur – der Versöhnungstag. Jedes Jahr zu Beginn von Jom Kippur in der Synagoge erteilen wir uns, als jüdische Gemeinschaft, feierlich die Erlaubnis, mit Sündern zu beten, sogar drei Mal, um sicherzustellen, dass jeder die Botschaft versteht. Es ist eine sehr ungewöhnliche Art, das gemeinsame Gebet zu beginnen.

Wir rezitieren diesen Satz recht flott, aber er ist die Essenz von Jom Kippur und der religiösen Gemeinschaft, wie sie in der jüdischen Tradition wahrgenommen wird. Der Satz ist radikal, denn er postuliert nicht einfach, dass wir alle Sünder seien und trotzdem miteinander beten dürfen – nein, an Jom Kippur tolerieren wir eben auch die Sünder.

Im Kern geht es in dem Satz nicht (nur) um Sünder, sondern um uns und die anderen und die Unterscheidung zwischen beiden Kategorien. Wir tolerieren die Sünder, die anderen, diejenigen, die wir für wahrhaft falsch halten, die wir nicht mögen, denen wir sonst aus dem Weg gehen, nicht nur, sondern wir stehen an diesem heiligsten Tag sogar im Gebet an ihrer Seite.

Eigentlich möchte man meinen, dass eine vollkommen homogene Gemeinschaft von Menschen, die sich mögen und gemeinsame Werte haben, für eine echte religiöse Erfahrung unerlässlich ist. Aber unsere Tradition lehrt uns das Gegenteil: Wir brauchen diejenigen, mit denen wir nicht einer Meinung sind, die Sünder, die anderen. Ihre Anwesenheit eröffnet uns allen die Möglichkeit, das Gesamtbild zu sehen, etwas aus einem völlig anderen Blickwinkel zu betrachten und daraus etwas Neues zu lernen.

Bei Jom Kippur geht es um die Gemeinschaft, nicht nur um eine individuelle Bußerfahrung. Es ist ein kollektiver Akt der Reinigung. Der einleitende Satz ist die Einladung, die Gemeinschaft in ihrer Gesamtheit zu sehen.

Wer sind die Menschen, denen wir normalerweise aus dem Weg gehen, die wir nicht mögen, für falsch halten? Genau sie bringen Ganzheit in die jüdische Gemeinschaft. Sie bringen uns alle näher zu Gott.

Unser Autor ist Vorsitzender der Liberalen Rabbinervereinigung und leitet die Liberale Jüdische Gemeinde Luxemburgs. Er wechselt sich hier mit der katholischen Theologin Dorothea Sattler, der evangelischen Religionslehrerin Anne Schneider und dem Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide ab.

Holger Peters

Ich bin Holger, Redakteur bei Real Raw News, einer digitalen Generalistenzeitung mit Schwerpunkt auf nationalen Nachrichten in Deutschland. Meine Leidenschaft gilt der Berichterstattung über Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuellen Nachrichten. Durch meine fundierten Recherchen und mein Gespür für relevante Themen trage ich dazu bei, unseren Lesern stets aktuelle und informative Inhalte zu präsentieren. Mein Ziel ist es, die Vielfalt und Tiefe der deutschen Nachrichtenlandschaft abzubilden und unseren Lesern einen umfassenden Überblick über das Geschehen im Land zu bieten.

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