Junge Menschen befürchten Krieg, jedoch zeigt Studie keine Tendenz zu Rechtsruck
Laut einer aktuellen Studie befürchten viele junge Menschen in Deutschland einen Krieg in naher Zukunft. Die Angst vor einem eskalierenden Konflikt ist unter den Jugendlichen weit verbreitet. Doch trotz dieser Befürchtungen zeigen die Ergebnisse der Studie keine Tendenz zu Rechtsruck unter den jungen Menschen. Im Gegenteil, die Mehrheit der Befragten äußert sich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Die Studie liefert somit ein positives Signal für die Zukunft der Demokratie in Deutschland.
Die größten Ängste von Jugendlichen: Krieg und Armut, aber Optimismus bleibt konstant
Die jüngste Shell-Jugendstudie zeigt, dass die Angst vor einem Krieg in Europa bei Jugendlichen stark zugenommen hat. Im Vergleich zu 2019 hat sich die Angst fast verdoppelt und steht mit 81 Prozent an erster Stelle. An zweiter Stelle steht die Angst vor Armut, die 67 Prozent der Befragten angeben.
Kein Rechtsruck, aber Potenzial: Die Studie zeigt auch, dass Jugendliche politisch interessiert sind und Mädchen zum ersten Mal genauso wie Jungs. Insgesamt ist das angegebene politische Interesse von 41 auf 51 Prozent gestiegen. Bei der politischen Orientierung gibt jeder Vierte der männlichen Befragten an, eher rechts oder rechts zu sein – 2019 war es noch jeder Fünfte.
Zufriedenheit in Ost und West
Rund 75 Prozent der Jugendlichen sagen, sie seien mit der Demokratie zufrieden – laut Studienleiter Mathias Albert keine Selbstverständlichkeit, nach einem so einschneidenden Erlebnis wie der Corona-Krise. Hier gibt es allerdings starke Unterschiede zwischen West (77 Prozent) und Ost (60 Prozent). Im Osten geht die Zufriedenheit zurück.
Bildung bei Männern und Frauen
Familienministerin Lisa Paus (Grüne) sagt bei der Vorstellung der Studie zu der teilweise großen Zustimmung für autoritäre Positionen: Das ist ein klarer Auftrag für die Politik, dass wir die politische Bildung stärken sollten. Studienautorin Gudrun Quenzel unterstreicht die Unterschiede zwischen Geschlechtern: Junge Frauen drücken ihre Sorgen politisch anders aus. Sie würden mehr in die eigene Bildung investieren und soziale Ungleichheit tendenziell als Hauptproblem sehen. Männer hingegen würden weniger in ihre Bildung investieren und hätten oft das Gefühl, bei Transformationen in der Gesellschaft verlieren zu können.
Wie woke ist die Jugend?
Erstmals wurden in der Studie auch sogenannte Zeitgeist-Themen erfasst: Für wie wichtig werden etwa gendergerechte Sprache oder eine bunte Gesellschaft erachtet? Das Ergebnis: Junge Frauen zeigen sich progressiver als junge Männer. 33 Prozent der weiblichen Befragten sind für das Gendern, bei den männlichen nur 12 Prozent. Insgesamt lehnen 42 Prozent der Jugendlichen das Gendern ab, 35 Prozent ist das Thema egal.
Die Jugend ist optimistisch: Trotz der Ängste und Sorgen bleibt der Optimismus der Jugendlichen konstant. Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, zuversichtlich in die Zukunft zu schauen.
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