Kate Winslet: Lee Miller wollte den Krieg mit eigenen Augen sehen

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Kate Winslet: Lee Miller wollte den Krieg mit eigenen Augen sehen

Die britische Schauspielerin Kate Winslet hat in ihrem neusten Projekt eine Rolle angenommen, die ihr sehr am Herzen liegt. In dem neuen Film wird sie die Rolle der Lee Miller, einer amerikanischen Fotografin, spielen, die während des Zweiten Weltkriegs als Kriegsberichterstatterin tätig war. Miller war bekannt für ihre mutigen und schockierenden Bilder, die den Horror des Krieges aufzeigten. Winslet wird in dem Film die Geschichte von Miller erzählen, die es wagte, den Krieg mit eigenen Augen zu sehen, um die Wahrheit über die Grausamkeiten des Krieges zu dokumentieren. Die Schauspielerin ist bekannt für ihre intensiven Rollen und wir dürfen uns auf eine beeindruckende Darstellung freuen.

Kate Winslet: Lee Miller wollte den Krieg mit eigenen Augen sehen

Frau Winslet, Sie spielen in „Die Fotografin“ nicht nur die Hauptrolle, sondern haben diesen Film auch selbst produziert. Was hat Sie am Leben der Fotografin Lee Miller fasziniert?

Winslet: Es begann mit einem Tisch. Ich habe eine Schwäche für alte Küchenmöbel. Eine Freundin, die bei einem Auktionshaus arbeitet, bot mir den Tisch an, der einmal im Haus von Annie und Roland Penrose stand. Um diesen Tisch hatte sich während der 1930er-Jahre die Surrealisten-Szene versammelt: Lee Miller, Man Ray, Max Ernst, Pablo Picasso feierten im Sommer an dem Tisch ihre ausgelassenen Partys. Mit dem Kauf dieses Tisches begann meine Beschäftigung mit Lee Miller. Ich wusste, wer sie war und kannte ihre fotografische Arbeit. Aber ich hatte keine Vorstellung davon, was für eine außergewöhnliche, einflussreiche und zielstrebige Persönlichkeit sie war.

Die wahre Geschichte der Fotografin Lee Miller, die den Krieg mit eigenen Augen sah

Die wahre Geschichte der Fotografin Lee Miller, die den Krieg mit eigenen Augen sah

Lee Miller traf als Frau mittleren Alters 1942 die Entscheidung, nach Frankreich in das Kriegsgebiet zu gehen, um die Geschehnisse für die Leserinnen der britischen „Vogue“ zu dokumentieren. Dieser Teil ihres Lebens hat mich am meisten interessiert. Wie kam es zu dieser außergewöhnlichen Entscheidung?

Winslet: Ich denke, es waren verschiedene Gründe, die Lee Miller antrieben. Zuerst einmal befand sie sich in London während des Blitzkrieges, wo sie eigentlich als Amerikanerin nicht sein sollte. Sie konnte nicht mitansehen, dass die Aufgaben der Frauen im Krieg vornehmlich auf den häuslichen Bereich beschränkt waren. Sie wollte eine aktivere Rolle einnehmen. Lee Miller war eine Frau, die fest davon überzeugt war, dass man die Wahrheit zeigen muss und nichts verheimlichen sollte. Die schreckliche Wahrheit des Krieges wurde durch die Propaganda von den Frauen in Großbritannien ferngehalten. Lee Miller wollte raus und diesen Krieg mit ihren eigenen Augen sehen.

Die Fotografin Lee Miller war eine Frau mit Wahrheitsdrang

Woher kommt dieser Wahrheitsdrang?

Winslet: Sie glaubte nicht daran, dass man Sachen verheimlichen sollte. Als Kind hat sie durch eine Vergewaltigung schreckliche Ungerechtigkeit erfahren. Die sexuelle Missbrauchserfahrung hat jede Entscheidung in ihrem Leben bewusst oder unbewusst beeinflusst. Ihre Suche nach Wahrheit war stets mit den eigenen traumatischen Erlebnissen verbunden, weshalb sie nach dem Krieg auch so stark an dem posttraumatischen Stresssyndrom litt und erst gegen Ende ihres Lebens von der Alkoholsucht loskam.

Die Qualität von Lee Millers Fotografien

Was machte die Qualität von Lee Millers Fotografien aus?

Winslet: Es war ein grundsätzlich anderer Blick. Der Krieg wird viel zu selten aus einem weiblichen Blick heraus gezeigt, weil wir uns vornehmlich Männer in dieser Situation vorstellen. Lee Miller war 1945 eine der ersten Berichterstatterinnen, die das befreite Konzentrationslager in Dachau betreten haben.

Die filmische Reinszenierung der Situation

Welche Herangehensweise hatten Sie bei der filmischen Reinszenierung dieser Situation?

Winslet: Wir haben sehr mit dieser Frage gerungen, wie viel wir von dem Horror der Konzentrationslager zeigen wollen. Wir wollten einen anderen, eigenen Zugang finden. Nicht weil wir besonders clever sein oder etwas Neues erschaffen wollten. Sondern weil die Art, wie die Lager bisher in anderen Filmen gezeigt wurden, sehr spezifisch auf diese Filme zugeschnitten waren. Wir wollten Lee Millers Blick auf die Konzentrationslager gerecht werden.

Die Aktualität von Lee Millers Geschichte

Worin besteht die Aktualität von Lee Millers Geschichte?

Winslet: Als wir mit der Entwicklung des Projektes begonnen haben, konnten wir nicht ahnen, welche Aktualität der Film nun durch den Ukrainekrieg bekommt. Aber ich denke, es ist immer eine gute Zeit, eine wahre Geschichte zu erzählen über eine Frau von historischer Signifikanz, die in vielerlei Hinsicht übersehen wurde. Lee Miller wird oft nur als Ex-Model und ehemalige Muse von Man Ray beschrieben, obwohl das nur ein minimaler Teil ihres Lebens war. Meine Hoffnung ist, dass eine junge Generation durch den Film Lee Miller als die bahnbrechende Fotografin wahrnimmt, die sie tatsächlich war.

Winslet: Mir ist es schon längere Zeit sehr wichtig, mit Fotos, die von mir gemacht werden, positive Botschaften an junge Frauen zu senden. Ich habe genug von all diesen knallengen Abendkleidern auf dem roten Teppich. Für mich ist es wichtig, dass junge Frauen keinen Druck verspüren so auszusehen wie eine Schauspielerin, die dreieinhalb Stunden mit Frisur und Make-up verbracht hat und deren Kleid perfekt auf ihren Körper geschneidert wurde. Junge Frauen sollen nicht danach streben, auf eine bestimmte Weise auszusehen, die in Wirklichkeit eigentlich gar nicht existiert. Wir verschwenden so viel Zeit darauf, uns mit anderen Frauen zu vergleichen und eine negative Meinung darüber zu haben, wie wir aussehen. Wir sollten unsere Energie lieber darauf verwenden, freundlich zu uns und anderen zu sein.

Heidi Schulze

Ich bin Heidi, eine Journalistin bei der Webseite Real Raw News. Unsere digitale Generalistenzeitung konzentriert sich auf nationale Nachrichten in Deutschland, sowie auf Themen wie Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuelle Ereignisse. Als Teil des Teams von Real Raw News ist es meine Leidenschaft, fundierte und relevante Berichterstattung zu liefern, um unsere Leser stets auf dem neuesten Stand zu halten. Mit meiner Erfahrung und meinem Engagement für Qualitätsjournalismus strebe ich danach, die Vielfalt der Nachrichtenlandschaft in Deutschland abzubilden und wichtige Themen zu beleuchten.

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