Neusser Schützenfest und Kölner Karneval - Freiheit in Aktion
Das Neusser Schützenfest, eines der größten und ältesten Schützenfeste Deutschlands, und der Kölner Karneval, ein Highlight des rheinischen Karnevals, stehen für eine lange Tradition von Freiheit und Selbstbestimmung. Diese beiden Ereignisse, die jährlich tausende von Besuchern anziehen, bieten eine einzigartige Gelegenheit, die rheinische Kultur und die Freiheitsliebe der Menschen in dieser Region hautnah zu erleben. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Geschichte und Bedeutung dieser beiden Ereignisse und zeigen, wie sie Freiheit in Aktion demonstrieren.
Kölner Karneval und Neusser Schützenfest: Freiheit in Aktion
Jubel in Köln, Freude in Neuss. Das Brauchtum am Rhein hat sich für die queere Community geöffnet. Erstmals stellt in Alaaf-City der schwul-lesbische Karneval das Dreigestirn. Und in Neuss darf der neue Schützenkönig, ebenfalls ein Novum, mit seinem Ehemann aufziehen.
Das wäre allein noch keine gute Nachricht, ginge es den Verantwortlichen nur um die plakative Demonstration ihrer Liberalität: Das wäre wiederum nicht rheinisch. Und tatsächlich sind die Etablierten des Brauchtums über ihren eigenen Schatten gesprungen, gilt schließlich nicht mehr absolut, was über Generationen Maßstab jeglicher Tradition war: Dat hamm wer immer so jemacht.
Bert Römgens: Der erste Schützenkönig jüdischen Glaubens in Neuss
Bert Römgens ist neuer Schützenkönig in Neuss. Er ist der erste Schützenkönig jüdischen Glaubens in Neuss. Für Bert Römgens, den neuen Neusser Schützenkönig, gilt: De Hauptsach es et Hätz ess jood. Der Jubel nach dem erfolgreichen Schuss galt deshalb allein ihm und seinem Schützenzug, der zwölf Nationen vereint. Wen er liebt und woran er glaubt (Römgens ist Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf), ist nach rheinischer Überzeugung Nebensache und damit janz ejal.
Die Neusser Schützen verbindet mit den Kölner Karnevalisten die Historie seit 1823 und das Bewusstsein, dass im Rheinischen Grundgesetz hinterlegt ist: Jeder Jeck ist anders. Das Anderssein aber sollte weder im Negativen noch im Positiven die Entscheidung beeinflussen. Da haben es die Schützen leicht: Der Vogelschuss ist – allen Unkenrufen zum Trotz – Glückssache, nur die Zulassung zum Schießen ist an Bedingungen geknüpft, die allerdings eher pekuniärer Natur sind.
Der Karneval setzt dagegen bei der Prinzenrolle auf den kölschen Klüngel, was mit Beziehungen und Bezügen zu tun hat. Entwicklung setzt die Bereitschaft voraus, Abschied zu nehmen und sich zu öffnen: vom Dat hamm wer noch nie so jemacht. Die tatsächliche Öffnung des Brauchtums für die queere Community ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Wie meine Oma immer gesagt hat: Et ess ja juut jemeint. Unser Autor ist stellvertretender Chefredakteur. Er wechselt sich hier mit Politikredakteurin Dorothee Krings ab.
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