Praxisärzte gegen Lindners Telefonkrankschreibungsvorschlag
Die Praxisärzte in Deutschland haben sich gegen den Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Karl Linder ausgesprochen, wonach Krankheitsscheine per Telefon ausgestellt werden sollen. Laut dem Vorschlag soll es möglich sein, dass Patienten sich künftig ohne vorherige ärztliche Untersuchung per Telefon krankschreiben lassen können. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat jedoch ernste Bedenken gegen diesen Vorschlag geäußert und warnt davor, dass dies zu einer Verschlechterung der Patientenversorgung führen könnte. Die KBV fordert stattdessen eine gründliche ärztliche Untersuchung vor der Ausstellung eines Krankheitsscheines.
Praxisärzte warnen vor Abschaffung der Telefonkrankschreibung
Der Vorsitzende des Deutschen Ärztetages, Markus Beier, hat vor der Abschaffung der Telefonkrankschreibung gewarnt. In einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur erklärte er, dass die Einführung dieser Regelung medizinisch und versorgungspolitisch eine absolut richtige und sinnvolle Entscheidung gewesen sei.
Keine Bestätigung für Missbrauch
Beier widersprach den Unterstellungen, dass sich Menschen mit der Telefonkrankschreibung einen schlanken Fuß machten. Aus der täglichen Arbeit könne man diese Behauptung nicht bestätigen.
Lindner will Telefonkrankschreibungen wieder abschaffen
Bundesfinanzminister Lindner hatte zuvor erklärt, dass er die Telefonkrankschreibungen wieder abschaffen wolle. Er sagte, dass man für die Krankmeldung zukünftig wieder zum Arzt gehen müsse und dies nicht einfach nur telefonisch erledigen könne. Lindner wolle niemandem vorwerfen, die Regelung auszunutzen. Es gebe jedoch eine Korrelation zwischen dem jährlichen Krankenstand in Deutschland und der Einführung der Maßnahme, die als guter Bürokratieabbau gedacht war.
Verbandschef warnt vor Gefährdung
Beier warnte dagegen vor der Gefährdung einer Regelung, die unsere Praxen wie auch unsere Patientinnen und Patienten gerade in den extremen Infektmonaten entlastet und eine der wenigen politischen Maßnahmen ist, die aktuell wirklich Bürokratie reduziert.
Elektronische Übermittlung von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen
Es sei bekannt, dass sich die gestiegene Zahl der Krankschreibungen in großen Teilen auf die elektronische Übermittlung der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zurückführen lasse. Dadurch würden nun auch Krankschreibungen erfasst, die die Kassen früher nie erreicht hätten.
Telefonische Krankschreibung in der Corona-Pandemie
Die Möglichkeit, sich per Telefon krankschreiben zu lassen, war in der Corona-Pandemie eingeführt worden. Im Dezember 2023 beschloss der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken eine dauerhafte Regelung. Patientinnen und Patienten können sich dann telefonisch krankschreiben lassen, wenn sie in der Praxis bekannt sind und keine schweren Symptome haben.
Überprüfung der Maßnahme
Im Zuge ihrer Wachstumsinitiative für die Wirtschaft hat die Bundesregierung wegen des erhöhten Krankenstands eine Überprüfung der Maßnahme vereinbart.
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