Radevormwald: Stück des THG thematisiert DDR-Vergangenheit

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Radevormwald: Stück des THG thematisiert DDR-Vergangenheit

In der Stadt Radevormwald im nordrhein-westfälischen Kreis Oberbergischer Kreis hat ein Theaterstück des Theatervereins THG für Aufsehen gesorgt. Das Stück, das in den letzten Wochen aufgeführt wurde, thematisiert die DDR-Vergangenheit und sorgt damit für eine Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte. Die Inszenierung des THG behandelt die Ereignisse der DDR-Zeit und ihre Auswirkungen auf die Menschen, die damals leben mussten. Durch die Aufarbeitung dieser Thematik will das Theaterstück eine Reflexion über die Vergangenheit anregen und die Zuschauer dazu einladen, über die Verantwortung der damaligen Generation nachzudenken.

Radevormwald: Stück des THG bringt DDR-Vergangenheit auf die Bühne

Bücher über das Erwachsenwerden gibt es wie Sand am Meer. Gern genommen werden für den Schulunterricht zeitgenössische Romane, in denen die Protagonisten inmitten eines stressigen Schulalltags in ihrer Highschool ihren Platz im Football- oder Cheerleaderteam gegen andere behaupten, sich sozialen und gesellschaftlichen Widrigkeiten stellen müssen. Häufig sind es Geschichten, in denen die Heranwachsenden sich zum ersten Mal verlieben und sich ausprobieren.

Eine solche Geschichte ist im Grunde auch der Roman „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ von Thomas Brussig, den der diesjährige Literaturkurs am THG als Vorlage für ihr nun aufgeführtes Bühnenstück nutzte. Allerdings hat sich Fabian Stendtke, THG-Deutschlehrer und Verantwortlicher für den diesjährigen Literaturkurs der Oberstufe, mit diesem Roman eine etwas andere „Coming-of-Age“-Geschichte ausgesucht.

Eine, die in den 1970er Jahren eines geteilten Deutschlands spielt und deren Protagonisten jugendliche Ost-Berliner sind, die im Grenzgebiet der Sonnenallee, hinter der Mauer in der DDR aufwachsen. Ein Werk, das neben den klassischen Elementen der Jugendliteratur auf literarische Weise auch ein Teil der deutsch-deutschen Geschichte erzählt.

Coming-of-Age-Geschichte aus der DDR-Zeit: THG-Schüler inszenieren Bühnenstück

Coming-of-Age-Geschichte aus der DDR-Zeit: THG-Schüler inszenieren Bühnenstück

Hauptfigur der Geschichte ist Micha, der Musik liebt, vor allem die in der DDR verbotene Rockmusik des „imperialistischen Westen“, so wie die Bands Rolling Stones, Led Zeppelin oder Pink Floyd. Diese Leidenschaft teilt er mit seiner Clique. Sie alle wissen um die Einschränkungen in der DDR, träumen von einer Rebellion und widersetzen sich auch im Unterricht und mit jugendlichem Leichtsinn hin und wieder dem diktatorischen System.

Einblicke bietet die Romanvorlage auch durch Michas Familie in das Leben in der DDR: ein Vater, der immer wieder Eingaben an den Staat schreibt, um seinen Unmut kundzutun; eine augenscheinlich ans System angepasste Mutter als aufopferungsvolle Hausfrau und schließlich Michas Schwester, eine leicht beeinflussbare junge Frau mit einem sehr volatilen und bedenklichen Männergeschmack.

Besuch erhält die Familie in der Vorlage immer wieder von einem kauzigen Onkel aus dem Westen, der gern allerlei vermeintlich verbotene Produkte in die DDR schmuggelt: Schokolade, Unterwäsche, Damenstrümpfe. Schließlich geht es in der Geschichte auch darum, wie sich Micha in Miriam verliebt und wie er alles versucht, um sie für sich zu gewinnen.

Sonnenallee trifft THG: Schüler erzählen Geschichte von Jugendliebe und Rebellion

Ein ganzes Schuljahr lang hatte der Literaturkurs an einer eigenen Theaterfassung gearbeitet, sich überlegt, welche Kapitel des Romans sie in Szene setzen wollten, um diese Geschichte zu erzählen. Die Verfilmung des Romans, erklärte Pädagoge Fabian Stendtke im Nachgang, habe der Kurs bewusst nicht angesehen. Vielleicht eine gute Entscheidung. Denn einfach war es wahrlich nicht, dieses Stück zu inszenieren.

Die Schüler entschieden sich für wichtige Schlüsselszenen, das Zusammenrotten der Clique in der Sonnenallee, die Situation am Mauer-Grenzübergang, einige Unterrichtseinblicke sowie Dialoge innerhalb der Familie, um die politische Situation und das Lebensumfeld der Protagonisten zu skizzieren. Fehlen durfte natürlich auch nicht das Zusammenkommen von Micha und seiner angebeteten Miriam.

Skizziert wurde auch, wie schwierig es damals war, an Schallplatten der verbotenen Musik zu gelangen. Sie wurden geschmuggelt und zu hohen Geldkursen gehandelt. Die DDR-Fahne sowie ein Foto von Erich Honecker gehörten zur Ausstattung des Familienwohnzimmers, in dem Michas Mutter sich als ordentliche Hausfrau präsentierte.

Der schrullige Onkel wurde durch eine coole Tante ersetzt, die immer wieder Schokolade und Kekse in den Osten schmuggelte. Gleich zu Beginn des Stücks betraten Bauarbeiter die Szenerie, die die Mauer aufbauten, und eine Obermeisterin in Soldatenmontur und mit Slapstick-Nuancen nahm ihren Platz in einer Art Zollhäuschen ein, von dem aus sie Ein- und Ausreise kontrollierte.

Mit Spielfreude und Humor präsentierten die Schüler in einer gelungenen Inszenierung ein außergewöhnliches Stück, das 35 Jahre nach dem Mauerfall traurigerweise wieder an Aktualität gewonnen hat, wie Stendtke zum Abschluss deutlich machte. „Auch heute gibt es leider wieder Mauern und Grenzen, die dicker und stabiler zu sein scheinen als früher.“

Heidi Schulze

Ich bin Heidi, eine Journalistin bei der Webseite Real Raw News. Unsere digitale Generalistenzeitung konzentriert sich auf nationale Nachrichten in Deutschland, sowie auf Themen wie Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuelle Ereignisse. Als Teil des Teams von Real Raw News ist es meine Leidenschaft, fundierte und relevante Berichterstattung zu liefern, um unsere Leser stets auf dem neuesten Stand zu halten. Mit meiner Erfahrung und meinem Engagement für Qualitätsjournalismus strebe ich danach, die Vielfalt der Nachrichtenlandschaft in Deutschland abzubilden und wichtige Themen zu beleuchten.

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