Ralf Schumachers Outing: Im Profisport braucht es mehr Vorbilder
Die Öffentlichkeit des ehemaligen Formel-1-Fahrers Ralf Schumacher hat in Deutschland für große Aufmerksamkeit gesorgt. Der 47-Jährige hat sich in einem Interview mit der BILD-Zeitung als schwul geoutet. Damit ist Schumacher einer der ersten prominenten Sportler Deutschlands, der seine sexuelle Orientierung öffentlich gemacht hat. Dieser Schritt ist von großer Bedeutung, denn im Profisport herrscht oftmals ein Klima der Angst und des Schweigens, wenn es um die sexuelle Orientierung geht. Schumachers Coming-out kann daher als Vorbild für viele andere Sportler dienen, die noch immer im Schatten bleiben.
Ralf Schumachers Offenbarung: Im ProfiSport braucht es mehr Vorbilder
Eine prominente Person postet ein Pärchenurlaubsbild vor romantischer Kulisse. Der Blick geht hinaus auf die Weite des Meeres, die Sonne färbt den Himmel feuerrot, dazu ein paar liebevolle Worte – im Grunde Instagramalltag. Doch dieses Bild ist eine Zäsur, im Leben von Ralf Schumacher und in dem von vielen anderen Menschen offensichtlich auch.
Der ehemalige Formel-1-Rennfahrer und Bruder der noch größeren Legende Michael Schumacher liebt einen Mann. 300.000 Instagram-Nutzer reagieren auf sein Bild von Sonntagabend, 20.000 kommentieren gerührt, und das nur in den ersten zwölf Stunden danach. Diese Nachricht scheint auch im Jahr 2024 noch spektakulär.
Dass das so ist, liegt weniger an Ralf Schumacher selbst, sondern vielmehr an seiner Branche und dem gesellschaftlichen Umgang mit dem Thema. In den Profi-Sport-Ligen des Landes, allen voran den Männerdomänen Fußball und Formel 1, gibt es schließlich keinen einzigen aktiven Sportler, der sich je offen schwul oder queer gezeigt hätte.
Ein Schritt in Richtung Normalität
Vereinzelt entschließen sich Profisportler nach ihrer Karriere zu einem Coming-out, Fußballer Marcus Urban vom Zweitligisten Rot-Weiß Erfurt tat das als einer der ersten in Deutschland im Jahr 2007. Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger ist bis heute der einzige Bundesligastar, der öffentlich zu seiner Homosexualität steht. Auch er tut dies erst seit Ende seiner Karriere, das ist nun zehn Jahre her.
Ralf Schumacher lebt in einer Beziehung mit einem Mann. Coming-Out auf Instagram – kein einziger Prominenter folgte Hitzlsperger, der damals betonte, nicht die Angst vor den Fans sei das Problem. Die Stimmung in der Kabine, die abwertenden Kommentare der Mannschaftskollegen seien das, wovor er sich fürchte und der Grund, sich lieber jahrelang zu verstecken.
Dass Ralf Schumacher sich in einem eher auf Einzelkämpfer ausgerichteten Sport mutmaßlich ähnlichem Druck ausgesetzt sah, ist umso trauriger. Erst mit 49 Jahren und als „Akt der Befreiung“, wie seine langjährige Freundin Carmen Geiss schreibt, beendet er das Versteckspiel über seine seit zwei Jahren schon andauernde Beziehung.
Dass der Begriff „Coming out“ (aus dem Englischen „Coming out of the closet“) noch immer auf die eigene Geheimnistuerei anspielt, zeigt das Problem. Schwul, queer oder nicht-hetero zu sein bedarf immer noch einer offiziellen Erklärung als Abgrenzung vom vermeintlichen Normalzustand. Wer bestimmt, was normal ist? Normal sollte es sein, dass Liebe vielfältig ist.
Was sicher hilft, sind Zuspruch und Anerkennung für den Schritt ohne jede Kommentierung und Wertung. Was Cora Schumacher denkt, mit der er 14 Jahre verheiratet war, wie Familienmitglieder und Freunde damit „klarkommen“, all das sind private Dinge, die die Öffentlichkeit nichts angehen.
Wichtig ist das Signal in die Sportwelt: Normalisiert es! Auf den Formel-1-Fahrer müssen endlich weitere, aktive Profisportler folgen, die das Tabu brechen. Nur so kann sich auch im aktiven Betrieb etwas ändern, was tief im Grundgesetz verankert ist: Das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit. Niemand soll Angst vor Diskriminierung haben müssen. Auch nicht im bei den deutschen so beliebten Disziplin Fußball.
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