Remscheid: Der tägliche Wahnsinn vor dem Schulportal

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Remscheid: Der tägliche Wahnsinn vor dem Schulportal

Die Schulstadt Remscheid steht derzeit im Fokus der Öffentlichkeit, und das aus gutem Grund. Vor dem Schulportal herrscht täglich das reine Chaos. Eltern, Schüler und Lehrer kämpfen täglich um einen sicheren und geordneten Schulweg. Die Verkehrssituation ist aus dem Ruder gelaufen, und die Sicherheit der Kinder steht auf dem Spiel. Die Frage, wie es so weit kommen konnte, beschäftigt viele. Waren es die fehlenden Parkplätze, die unzureichende Verkehrsführung oder einfach die Überforderung der Schulstraße? Wir werfen einen Blick auf die Hintergründe und suchen nach Lösungen für das tägliche Wahnsinn vor dem Schulportal.

Remscheid: Der tägliche Verkehrskrieg am Schulportal

Remscheid: Der tägliche Verkehrskrieg am Schulportal

Von Henning Röser

Bis 7.50 Uhr an diesem herbstlichen Spätsommermorgen wirkt die Wolfstraße wie eine ruhige Wohnstraße mit der für den Stadtbezirk Hasten so typischen Hanglage. Dann beginnt die Invasion der Elterntaxis. Wie an der Perlenschnur gezogen biegen Autos von der Ronsdorfer Straße in die steile Nebenstraße ein, fahren den Berg hinab, um – möglichst nahe am Schultor – ihr Kind aussteigen zu lassen.

Info: Kostenlose Fahrt im Bus am Wochenende

Wann? Vom 16. bis 22. September hat die Stadt im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche zahlreiche Aktionen rund um das Thema organisiert. Die Spanne reicht vom Rollatoren-Training bis zum Ampelquiz an 72 Lichtzeichenanlagen. Freie Fahrt: Am Wochenende können die Busse der Stadtwerke kostenlos genutzt werden.

Schon das kurze Anhalten sorgt dafür, dass sich dahinter eine Fahrzeugschlange bildet. Die entsteht kurz darauf auch in der Gegenrichtung. Denn die Wolfstraße ist eine Sackgasse, heraus geht es nur auf dem Weg, auf dem man hineingefahren ist. Ergebnis: Doppelstau auf engstem Raum, mittendrin Kinder, die sich durch die Blechlawine wuseln.

Das sei für die Kinder eine sehr gefährliche Situation, sagt vom Bezirksdienst der Polizei Hasten. Der Bezirksbeamte ist wichtiger Partner der Schule, wenn es um die Schulwegsicherung geht. Erkennen Lehrer oder Eltern Mängel auf dem Schulweg, etwa eine Baustelle oder einen gesperrten Gehweg, kümmert er sich. Regelmäßig führt ihn seine Streife auch vor Ort.

Herzhoff zeigt auf einen Abschnitt der Wolfstraße, wo ein Halteverbot eingerichtet wurde. Der so geschaffene Platz soll eigentlich dazu dienen, dass die Straße befahrbar bleibt. Es dauert aber nicht lange, da parkt dort das nächste Elterntaxi.

Mehr als eine Million Kilometer mit dem Bürgerbus

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Für die Schulpflegschaft ist die Verkehrssituation vor der Schule schon seit Jahren ein Thema, sagt der Vorsitzende der Schulpflegschaft, Michael Werth. Auf die Homepage der Schule hat die Pflegschaft aktuell ein Video gestellt, das die Eltern noch vor dem ersten Elternabend für das Problem sensibilisieren soll. Im persönlichen Gespräch zeigen sich viele auch durchaus aufgeschlossen, in der Praxis ändert sich dann aber wenig.

„Der erste Regentag war eine Katastrophe, die Autos haben sich bis Fort Blücher zurückgestaut, weil alle hier reinfahren wollten“, sagt Werth. Die Regel sei: Je schlechter das Wetter, desto schlimmer die Autosituation.

Eine Elternlotsin leitet die Kinder im oberen Bereich der Wolfstraße sicher über die Straße. Foto: Jürgen Moll

Dabei gibt es Angebote, die das tägliche Chaos entschärfen könnten. Oben an der Ronsdorfer Straße ist eine Eltern-Kind-Haltestelle eingerichtet, wo die Eltern anhalten und die Kinder aussteigen lassen können. Den kurzen Fußweg zur Schule sichern dann Elternlotsen. Das sei ein Signal an die Eltern, sagt Herzhoff: „Wenn ihr eure Kinder oben an der Straße rauslasst, sind die hier sicher aufgehoben.“

Eine Botschaft, die an vielen Eltern aber vorbeigeht, berichtet Sabrina Peinecke, die ihr Kind gerade zu Fuß zur Schule begleitet hat. Wenn sie im Lotsendienst Eltern im Auto auf das Thema entspricht, werde sie oft beleidigt, berichtet sie.

Wenn Eltern argumentierten, dass der Schulweg zu unsicher sei, um die Kinder zu Fuß gehen zu lassen, sei das „ein Scheinargument“, sagt Line Jungbluth von der Stadtschulpflegschaft. Für sie liegt das Problem „in der Bequemlichkeit der Erwachsenen“. Wer wirklich wolle, dass seine Kinder zu Fuß zur Schule gehen, der müsse dafür früher aufstehen, um die Kinder für den Weg vorzubereiten.

Dass dies viel zu wenig stattfindet, bedauert die Medizinerin. Denn der Schulweg sei gut für die Bewegung und die Aufmerksamkeit der Kinder und biete ihnen zudem ein wichtiges Lernfeld.

Organisiert hat den Sensibilisierungsbesuch an diesem Morgen Luisa Schlarb. Die Klimaschutzmanagerin der Stadt will zusammen mit ihrem Kollegen Lukas Gregori die Eltern an der Grundschule Siepen auf umweltfreundlichere Mobilitätsformen hinweisen. Doch die Broschüren, die sie den Fahrer der Elterntaxis präsentieren, finden wenig Abnehmer.

Dabei gebe es an der Grundschule Siepen viele Kinder, die kurze Wege zum Unterricht haben, berichtet die kommissarische stellvertretende Schulleiterin Kathrin Wilms. Immer wieder mal bilden sich auch Gehgemeinschaften, ergänzt Michael Werth. Dabei begleitet ein Elternteil gleich mehrere Kinder, die zusammen zu Fuß zur Schule gehen. Leider seien die Gemeinschaften oft nicht von Dauer.

Dirk Werner

Als Redaktionsleiter von Real Raw News habe ich eine umfangreiche Erfahrung im Journalismus gesammelt. Mit einem starken Fokus auf nationale Nachrichten in Deutschland decke ich als digitaler Generalist Themen wie Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuelle Ereignisse ab. Mein Ziel ist es, unseren Lesern stets fundierte und relevante Informationen zu liefern und sie mit spannenden Geschichten zu begeistern. Mit meiner langjährigen Expertise in der Branche stehe ich für eine professionelle und qualitativ hochwertige Berichterstattung.

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