Rheinberg: Solvay verkauft das alte Werksgelände in Ossenberg

Rheinberg: Solvay verkauft das alte Werksgelände in Ossenberg

In einer überraschenden Wendung hat das belgische Chemieunternehmen Solvay beschlossen, das alte Werksgelände in Ossenberg zu verkaufen. Dieser Schritt markiert das Ende einer Ära, in der Solvay eine bedeutende Rolle in der regionalen Wirtschaft spielte. Das Werksgelände, das seit Jahrzehnten ein zentraler Bestandteil der Gemeinde war, wird nun einem neuen Eigentümer übergeben. Der Verkauf des Geländes wird voraussichtlich zu Veränderungen in der lokalen Wirtschaftslandschaft führen und möglicherweise neue Chancen für die Entwicklung der Region eröffnen. Die Bewohner von Rheinberg verfolgen gespannt die Entwicklungen und hoffen auf einen positiven Ausgang dieser Transaktion.

Solvay verkauft historisches Werksgelände in Ossenberg: Sorgen und Hoffnungen der Bewohner

Niemand wohnt länger in der Ossenberger Solvay-Siedlung als Heinz Rulofs. 1938, vor 86 Jahren also, wurde er an der Winkelstraße geboren und lebt noch heute dort, wenn auch in einem anderen Haus. „Zwei oder drei Jahre haben meine Frau und ich mal woanders gewohnt, sonst war ich meine Leben lang hier“, erzählt der Ossenberger. Und immer gerne. In seinem Alter noch mal umzuziehen kommt für ihn nicht in Frage. Mehr als verständlich also, dass Heinz Rulofs so wie vielen seiner Nachbarn der Schreck in die Glieder fuhr, als er vor wenigen Tagen die Post öffnete und las, dass das Chemie-Unternehmen die alte Werkssiedlung verkaufen will. Knapp 30 Häuser, 1905 gebaut, ein Stück Ossenberger Geschichte, über Jahrzehnte gewachsene Nachbarschaftsstrukturen. Nun sollen die kleinen Häuschen bald in andere Hände kommen. Da fragten sich viele der Mieter: Und wie soll das gehen? Was wird aus uns?

Verkauf der Werkssiedlung in Ossenberg: Was bedeutet das für die Mieter?

„Nach eingehender Überprüfung und Evaluierung hat der Konzern beschlossen, die Werkssiedlung Rheinberg-Ossenberg zu verkaufen“, heißt es in einem Schreiben, das allen betroffenen Nachbarn zugegangen ist. „Diese Entscheidung hat Auswirkungen auf alle Mieterinnen und Mieter, die in der Siedlung leben.“ Um alles in Ruhe zu besprechen, was es zu besprechen gibt, waren alle Mieter in die Alpener Burgschänke eingeladen worden. Mehr als 60 Frauen und Männer kamen dort am Mittwochnachmittag hin. Als Ansprechpartner standen ihnen in erster Linie Solvay-Werkleiter Norbert Mülders und Oliver Peeters, Inhaber der Eck Immobilienverwaltungsgesellschaft, zur Verfügung. Eck verwaltet die Siedlung sei rund 20 Jahren im Auftrag von Solvay.

Rheinberg in Aufregung: Solvay verkauft alte Werkssiedlung in Ossenberg

Norbert Mülders sagte den Bewohnern klipp und klar: „Wir sind ein Chemie-Unternehmen und keine Immobiliengesellschaft. Wir machen seit Jahren Defizite mit der Siedlung. Wir sind ein internationaler Konzern und stehen mit anderen im Vergleich. Die wirtschaftliche Situation ist auch für Solvay nicht leicht. Darauf müssen wir uns einstellen.“ Die Entscheidung für einen Verkauf sei gefallen. Man habe keine andere Möglichkeit gesehen, gestand der Werkleiter.

Bewohner in Ossenberg bangen um ihre Zukunft: Solvay verkauft Werkssiedlung

Ob Solvay denn Mitarbeitern des Unternehmens günstige Kredite geben werde, fragte Gesamtbetriebsratsvorsitzender Marc Siepen den Werkleiter. Das nicht, so Mülders, aber man vermittle an Banken, die faire Konditionen einräumen. Bei der Preisgestaltung spielten weniger die Gebäude, sondern vor allem Grund und Boden die ausschlaggebende Rolle. Baute man Häuser wie die an der Winkelstraße heute neu, so rechnete es Oliver Peeters vor, müsse man schon 300.000 Euro auf den Tisch legen.