Selbsthilfegruppe für Angehörige von Borderline-Patienten in Brüggen gestartet
Die Selbsthilfegruppe für Angehörige von Borderline-Patienten in Brüggen hat offiziell ihre Arbeit aufgenommen. Diese Initiative richtet sich an Familienangehörige und Partner von Menschen, die an der Borderline-Persönlichkeitsstörung leiden. Durch die Gründung dieser Gruppe soll ein wichtiger Schritt in Richtung Unterstützung und Hilfe für diejenigen getan werden, die oft selbst noch mehr leiden als die Betroffenen selbst. Die Gruppe bietet eine Plattform, auf der sich Angehörige austauschen, Erfahrungen teilen und gemeinsam Lösungen finden können, um besser mit der Krankheit umzugehen.
Selbsthilfe für Angehörige von Borderline-Patienten: Gruppe in Brüggen startet
Als Sandra (Name geändert) das erste Mal eine blutverschmierte Klinge fand und feststellen musste, dass sich ihre älteste Tochter damit selber Verletzungen zugefügt hatte, brach für sie eine Welt zusammen. „Ich habe mich gefragt, was habe ich falsch gemacht, dass es dazu kommt? Mir war klar, hier läuft irgendetwas aus dem Ruder“, erzählt die Mutter.
Als sie mit ihrer Tochter darüber reden wollte, stieß sie auf Abwehr. Die 16-Jährige wollte nicht reden. Vielmehr verschloss sich die Jugendliche in sich und zog sich immer weiter zurück. Die Schule stand hinten an. Krankmeldungen waren an der Tagesordnung. Die Selbstverletzungen, innere Anspannungen, Gefühlsschwankungen – das alles sind Symptome des Borderline-Syndroms, einer bestimmten Form der Persönlichkeitsstörung.
„Ich war von der Situation völlig überfordert. Wie schlecht muss es einem Kind gehen, das sich selbst verletzt, weil es dadurch seinen innerlichen Schmerz nicht mehr spüren will“, sagt Sandra.
Die Suche nach Hilfe
Sandra suchte nach einem Therapeuten und fand einen. Ihre Tochter öffnete sich ein Stückweit und sie selbst durfte bei einigen Gesprächen mit dabei sein. Auslöser wurden teilweise gefunden und Sandra erfuhr, dass die Tochter ihr sogar eine Teilschuld gab. Aber trotzdem ging es nicht weiter und ein Klinikaufenthalt folgte.
„Das Schlimme ist einfach, dass man nicht weiß, was man tun soll. Ich hätte mir Hilfe gewünscht. Daher finde ich es so wichtig, dass es eine Selbsthilfegruppe für Angehörige gibt, wo man sich austauschen kann und feststellt, dass man nicht alleine ist“, sagt Sandra.
Info-Treffen der Gruppe in Brüggen
Wer ein Interesse daran hat, die Selbsthilfegruppe für Angehörige und Freunde für Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) kennenzulernen, kann sich an die Selbsthilfekontaktstelle BIS wenden, Telefonnummer 02163 5622 oder E-Mail [email protected]. Die neu an den Start gehende Gruppe legt den Fokus auf einen persönlichen Austausch. Die Treffen finden in den Räumlichkeiten des KCM BeWo, Dilborner Straße 65 in Brüggen, statt.
Die gesamte Situation als solche belastete die ganze Familie. Nach einem Jahr der Aufs und Abs mit der Begleitung von ambulanter Therapie ging ihre Tochter wieder in eine Klinik, wobei es sich als sehr schwer gestaltete, überhaupt einen Therapieplatz zu bekommen. Letztendlich brach die Tochter die Therapie ab.
Sandra hat inzwischen gelernt, mit der Erkrankung umzugehen und für sich selbst Grenzen zu setzen, wenn die Schuldgefühle und das Bedürfnis nach Rechtfertigung sie zu übermannen drohen. „Wenn man die volle Ladung der Vorwürfe von einem erkrankten Menschen abbekommt, weil man ja angeblich auf der bösen Seite steht, muss man sich abgrenzen können und sich klar machen, dass das nichts mit einem selber zu tun hat. Meine Tochter agiert nur zwischen den beiden Gefühlen gut und schlecht. Dazwischen gibt es nichts. Sie kann es nicht steuern. Aber ich kann ebenso wenig die Welt in dem Maße verändern, damit es ihr gut geht“, sagt Sandra.
Die Leiterin des BIS, Ralf Kurzweg, bestätigt, dass es keine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung im Kreis Viersen oder in der näheren Umgebung gibt. Sandra würde sich sehr freuen, wenn eine Selbsthilfegruppe im BIS in Brüggen zustande kommen würde, um sich auszutauschen.
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