Shakespeare Festival 2024 in Neuss: Herminentheater zeigt ein bescheidener Vorschlag
Das Herminentheater in Neuss bereitet sich auf ein besonderes Ereignis vor: das Shakespeare Festival 2024. Vom 15. Juni bis 15. Juli 2024 wird das Theater ein umfangreiches Programm mit verschiedenen Aufführungen von Shakespeare-Stücken präsentieren. Die Veranstaltung wird ein Highlight des kulturellen Lebens in Neuss und weit darüber hinaus sein. Das Herminentheater möchte mit diesem Festival die Werke des berühmten englischen Dichters und Dramatikers William Shakespeare einem breiten Publikum nahebringen. Mit einer Vielzahl von Vorstellungen, Workshops und Veranstaltungen wird das Festival ein unvergessliches Erlebnis für alle Besucher werden.
Ein temporeiches Stück: Shakespeare-Festival in Neuss
Das war ein temporeiches Stück, bei dem Shakespeare nur am Rande eine Rolle spielte: Stattdessen ging es beim Shakespeare-Festival am Pfingstwochenende um einen bescheidenen Vorschlag, den das Herminentheater aus Österreich – frei nach der bitterbösen Politsatire von Jonathan Swift aus dem Jahr 1729 – ins Globe brachte.
Die Inszenierung wurde bereits mit dem Nestroy-Preis ausgezeichnet, in Neuss feierte die Produktion jetzt am Pfingstwochenende ihre Deutschlandpremiere. Geschrieben und inszeniert wurde sie von Thomas Toppler und Hannelore Schmid, die das Stück als Bouffon-Theater angelegt haben.
Was bedeutet Bouffon-Theater?
Was das bedeutet, konnte das Publikum nun im Globe erfahren: Mit deformierten Körpern, zotteligen Haaren und Zahnlücken traten die Schauspieler auf die Bühne. Denn Bouffons wurden im Mittelalter Menschen genannt, die von der Norm abweichen, aber auch Definitionen wie „Narr“, „Clown“ oder „Vollhorst“ sind im Wörterbuch zu finden.
Eine Stunde voller Vergnügen
Im Globe gewannen die Bouffons erst einmal mit Komplimenten die Herzen der Zuschauer: „Wow die san so schön“, sagten sie etwa, als sie in das Publikum sahen. Schlag auf Schlag folgten dann ein Witz nach dem anderen, ehe sie in die eigentliche Handlung überleiteten.
Auch darin geht es um eine Theatergruppe, die Shakespeare probt. Darunter ist auch Youssef, der noch ein Asylverfahren durchläuft. Bald schon wird er bei einer Behörde vorstellig, deren teilnahmslose Beamtin ihn nur hektisch mit Formularen abspeist.
Politik und Medien im Fokus
Während Youssef also um sein Bleiberecht bangt, ist zu sehen, wie der Staatsapparat sich mit seiner Gewaltenteilung auflöst: Exekutive und Legislative, die jeweils von einem Schauspieler verkörpert werden, scheinen zu verschmelzen, die Judikative gerät ins Abseits. Und auch die Medien, dargestellt als „Medi, die vierte Gewalt“, mischen im Staatsgeschehen, das immer mehr von einem autoritären Stil bestimmt wird, mit.
Während die Akteure ihre Machtkämpfe austragen, sich um Themen wie Wiederwahl, das eigene Wohlergehen, Sensationen und Lösungen für Themen wie „Klimakrise“ oder „Migration“ sorgen, ist es am Ende „Medi“, die einen nicht zu Ende gesprochen Vorschlag und einen Tabubruch in den Raum stellt.
Ein provokantes Ende
Und der knüpft an Swifts Satire an, in der arme Kinder als Nahrungsmittel dienen sollten. All das geschieht so temporeich und komprimiert, dass die komplexe Thematik – aufgelockert durch übertriebene Überzeichnungen – in 70 Minuten stimmig erzählt werden können.
Obwohl von Politik und Medien als „Vorzeigemigrant“ betitelt, muss Youssef das Land verlassen. Er hält eine bewegende Ansprache über das Menschsein. Als er zusammensackt, machen sich die Bouffons über ihn her. Ein provokantes Ende, das jedes Lachen im Halse stecken bleiben und noch lange über das so eben Gesehene nachdenken lässt.
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