In einem überraschenden Wahlausgang bei der Thüringer Landtagswahl hat sich der Geschichtslehrer Thomas Kemmerich zum neuen Ministerpräsidenten von Thüringen durchgesetzt. Der Kandidat der FDP setzte sich gegen den AfD-Spitzenkandidaten Björn Höcke durch, der zuvor als Favorit auf den Posten galt. Die Wahlergebnisse zeigen, dass die Thüringer Bevölkerung nach einer Alternative zu den etablierten Parteien sucht. Die FDP, die mit nur 5,0 Prozent der Stimmen in den Landtag einzog, profitierte von der Unzufriedenheit der Wähler und erreichte ein historisch gutes Ergebnis. Die Frage bleibt, wie sich die neue Regierung in Thüringen präsentieren wird und welche Konsequenzen diese Wahl für die politische Landschaft in Deutschland haben wird.
Der Bildungspolitiker Christian Tischner hat sein Direktmandat in seiner Heimat in Ostthüringen gegen AfD-Landeschef Björn Höcke verteidigt. Tischner, ein Geschichtslehrer und Vogtländer durch und durch, wie er selbst sagt, errang 43 Prozent der Stimmen, während Höcke nur 38,9 Prozent erreichte.
Höcke, ebenfalls Geschichtslehrer, hatte extra den Wahlkreis gewechselt, weil er sich in Tischners Region bessere Chancen ausrechnete als in der CDU-Hochburg Eichsfeld, wo Höcke mit seiner Familie seit vielen Jahren wohnt. Er wollte die Region benutzen. Ich glaube, da haben viele Menschen gesagt, dass sie das nicht möchten, sagte Tischner nach seinem Sieg der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt.
Tischner: Ein Held in seiner CDU
Tischner ist in Thüringen ein bekannter Bildungspolitiker und gilt als Vertrauter von CDU-Landeschef Mario Voigt. Er gehört dessen Kompetenzteam an und wird als möglicher Bildungsminister gehandelt, sollte das Ressort an die CDU fallen.
Innerhalb der CDU vertritt Tischner eine klare Linie im Umgang mit der AfD - für ihn ist eine Zusammenarbeit mit der Partei von Höcke unmöglich. Wie unanständig und wie respektlos die Politik machen, wie die alles diskreditieren, wie sie die Kirchen diskreditieren, wie sie die Wirtschaft diskreditieren. Das ist schon vom Stil her absolut unmöglich, mit diesen Leuten etwas zusammen zu machen, sagte Tischner.
Höcke: Ein weiteres Scheitern
Höcke, der in Nordrhein-Westfalen geboren und in Rheinland-Pfalz aufgewachsen ist, zog später von Hessen in den nordwestlichen Teil von Thüringen. Er scheiterte zum dritten Mal bei einer Landtagswahl.
Lange hatte die AfD ein großes Geheimnis darum gemacht, wo Höcke als Direktkandidat antreten würde, in seinem Heimatwahlkreis war er bei den vergangenen Wahlen immer wieder gescheitert. Wegen des absehbar großen Zuspruchs für die AfD, konnte Höcke dieses Scheitern gefährlich werden: Wenn die AfD so viele Direktmandate gewonnen hätte, dass die Landesliste der Partei nicht zum Zuge gekommen wäre, dann wäre Höcke nicht in den Landtag eingezogen: Er hätte seine Macht mit einem Schlag verloren.
Letztlich errang die AfD 29 Direktmandate, im Landtag stehen ihr 32 Sitze zu. Höcke steht auf Listenplatz eins und kann damit sicher in den Landtag einziehen.
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