Transfermarkt: Warum der Deadline Day im Fußball ein Wahnsinn ist
Der Deadline Day im Fußball ist eine Zeit des absoluten Wahnsinns. In den letzten Stunden vor dem Ende des Transferfensters finden die meisten Vereine nochmal alles daran, um ihre Mannschaften zu verstärken. Die Transfergerüchtekübeln sich, die Spieler werden gehandelt wie Ware auf einem Basar und die Transfergebühren erreichen astronomische Höhen. Doch warum ist der Deadline Day so wichtig für die Vereine und was sind die Gründe für den Wahnsinn, der sich jedes Jahr wiederholt? In diesem Artikel werfen wir einen Blick hinter die Kulissen des Transfermarkts und analysieren, warum der Deadline Day im Fußball ein wahres Spektakel ist.
Der Deadline Day: Ein Wahnsinn, der den Fußball verkehrt
Die Anatomie des Gosens-Abgangs bei Union Berlin
Dankbar müssen wir Robin Gosens, Union Berlin und dem AC Florenz sein. Dankbar dafür, dass die drei als Beteiligte an einem Transfer des Emmerichers den ganzen Irrsinn dieses Deadline Days entlarven.
Die Anatomie des Gosens-Abgangs bei Union Berlin: Was war passiert? Gosens war fest eingeplant von Berliner Seite für das Bundesligaheimspiel am Freitagabend gegen den FC St. Pauli (1:0). Was dann passierte, schildert Mitspieler Rani Khedira so: „Beim Mittagessen war es klar, dass er bei uns bleibt, dass er spielt. Und zwei Stunden später, nach seinem Mittagsschlaf, kommt dann die Nachricht, dass es dann doch so aufgeht.“ Verrückt, oder?
Monopoly mit echten Menschen
Aber warum die Aufregung? Am Ende erfüllte sich doch Gosens' Wunsch, Union kann mit der Lösung leben, und Florenz freut sich auf eine Verstärkung. Also doch alles tutti, oder?
Weil das Beispiel Robin Gosens zeigt, dass der Deadline Day ausarten kann. Zum Monopoly mit echten Menschen. Denn auch wenn die Spieler und ihre Berater bei diesem Spiel wahrlich nicht als die Unschuldigen gelten dürfen, die Begleitumstände solcher Last-Minute-Wechsel kehren das Schlechteste aus dem Fußball heraus. Die maximal kapitalistische Seite. Die böse Fratze, die jedem zeigt, dass der Sport dann doch nur ein Geschäft ist.
Die gesellschaftliche Verantwortung
Der Fußball muss sich dringend über seine gesellschaftliche Verantwortung klar werden. Denn man muss ja nicht mal den großen Humanisten in sich herausholen, um darüber nachzudenken, dass an Fußballern ganze Familien dranhängen. Kinder, die abends am Deadline Day einschlafen, und am nächsten Morgen erfahren, dass sie nächste Woche in eine andere Schule in einem anderen Land gehen müssen.
Das mag für manchen der Preis sein, den Topsportler eben für ihre Topgehälter kassieren. Aber wenn der Fußball immer wieder betont, welche gesellschaftliche Verantwortung er hat, dann muss er dieses Pokern um Existenzen anders gestalten.
Anpassungen sind nötig
Die Natur der Sache, dass ein zeitlich begrenztes Transferfenster unweigerlich einen letzten Tag, eine letzte Stunde, eine letzte Minute haben muss. Doch zumindest der europäische Fußball muss schleunigst, also bis zum kommenden Sommer, zwei Übereinkünfte erzielen: Erstens muss das Transferfenster zwingend vor dem Saisonstart der (großen) Ligen schließen, und zweitens muss die Deadline selbst überall dieselbe Uhrzeit sein, Ortszeit einkalkuliert.
Denn wenn Spieler quasi aus der Startaufstellung heraus wegtransferiert werden, schadet das dem Wettbewerb, schadet das der Identifikation der Menschen mit ihrem Klub, mit dem Fußball als Ganzes. Mit jedem Deadline-Day-Transfer wirkt das Küssen des Vereinswappens durch einen Torschützen wieder ein Stück lächerlicher.
Neuester Trend: Leihen mit Kaufpflicht
Und darüber hinaus gilt: Am Deadline Day versucht jeder cleverer sein, als sein Partner am anderen Ende des geplanten Geschäfts. Dumm nur, dass der Fußball in seiner Vergangenheit immer mal wieder bewiesen hat, dass er böse danebenliegen kann, wenn er meint, cleverer zu sein als alle anderen. Neuester Trend offenbar: Leihen mit Kaufpflicht. Betriebswirtschaftlich empfehlenswert. In der Wahrnehmung des Fußball-Orbits zumindest leicht gaga.
Der Fußball muss sich ändern
Wenn der Fußball den Deadline-Day-Irrsinn perfektionieren will, sollte er sich aber bitteschön auch dringend am Vorbild NFL orientieren. In der US-Football-Profiliga werden Spieler seit jeher quasi ohne Mitspracherecht quer durchs Land transferiert. Das ist dann die Monopoly-Gold-Edition. Da steht dann aber rein gar nichts mehr von gesellschaftlicher Verantwortung in der Spielanleitung. Stört ja vielleicht auch nur.
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