Treffen im Ständehaus: Karl-Theodor zu Guttenberg: 'Der Verlust hat mir gut getan'

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Treffen im Ständehaus: Karl-Theodor zu Guttenberg: 'Der Verlust hat mir gut getan'

Am gestrigen Abend fand im traditionsreichen Ständehaus in München ein hochkarätiges Treffen statt, bei dem der ehemalige Bundesminister Karl-Theodor zu Guttenberg zu Gast war. Im Rahmen des Events sprach der Politiker über seine Erfahrungen und Erkenntnisse seit seinem Rücktritt vom Amt des Bundesministers der Verteidigung. In einer offenen und ehrlichen Rede betonte Guttenberg, dass der Verlust seines Amtes für ihn letztendlich von Vorteil war. Der Verlust hat mir gut getan, sagte er und erläuterte, dass dieser Schritt ihm die Möglichkeit gab, sich neu zu orientieren und neue Wege zu beschreiten.

Karl-Theodor zu Guttenberg: Der Verlust hat mir gut getan

Er war einst der Überflieger der Republik. In weniger als einem Jahr stieg der frühere CSU-Politiker Karl-Theodor zu Guttenberg zwischen Oktober 2008 und Oktober 2009 vom Generalsekretär seiner Partei erst zum Wirtschaftsminister, dann zum Verteidigungsminister auf. Er wurde rasch zum populärsten Politiker Deutschlands und auf dem Gipfel seines Höhenflugs bereits als Nachfolger von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gehandelt.

Der Spitzenpolitiker über seine Fehler und seine Zukunft

Der Spitzenpolitiker über seine Fehler und seine Zukunft

Genauso jäh war sein Absturz. Nachdem ihm die Universität Bayreuth wegen erwiesenem Plagiats und Verletzungen des Urheberrechts den Doktortitel aberkannte, trat zu Guttenberg von allen öffentlichen Ämtern zurück. Beim Ständehaus-Treff der Rheinischen Post vor 450 geladenen Gästen lässt der frühere Spitzenpolitiker die dramatische Vergangenheit noch einmal Revue passieren.

„Ich war vielleicht zu jung. Aber Jugend bedeutet auch Unbekümmertheit“, sagte er. Aber er macht sich auch grundsätzliche Gedanken über die Politik. „Es gibt hübsche Mechanismen des politischen Geschäfts. Gerade die Aufmerksamkeit hat einen süchtigmachenden Faktor in sich. Das war auch bei mir so“, sagt er selbstkritisch.

Eeinmal Überflieger, jetzt im Schatten: Karl-Theodor zu Guttenberg

Eeinmal Überflieger, jetzt im Schatten: Karl-Theodor zu Guttenberg

Sein Plagiat bei der Doktorarbeit nennt er im Nachhinein eine Dummheit. Auch wenn er sich am Anfang mit Händen und Füßen gewehrt habe, sie sei ein Plagiat. „Ich habe die Härte bekommen, die ich verdient habe“, meint er jetzt. „Man darf nicht mit Milde rechnen.“

Zugleich ist er kritisch gegenüber der Häme und Schadenfreude, die gerade in Deutschland Menschen entgegengebracht wird, die scheitern. „Es würde unserem Land nicht schlecht zu Gesicht stehen, wenn man sich an der zweiten Chance von Menschen freut und ihnen das Gefühl gibt, das man auch mal scheitern darf.“

Guttenberg über Depression, Wehrpflicht und die Zukunft der Union

Guttenberg über Depression, Wehrpflicht und die Zukunft der Union

Aber er fügt für sich hinzu: „Die Niederlage hat mir gut getan.“ Karl-Theodor zu Guttenberg zu Gast beim Ständehaus-Treff Netzwerken in Düsseldorf.

Der CSU-Politiker hat in der Zeit danach nach eigenen Worten „viel gelernt“. Er sei wieder in die Wirtschaft zurückgekehrt, er spricht über interessante Innovationen, mit der er zu tun hatte, und Erfahrungen jenseits der Politik.

Er mache auch Ausflüge in das Mediengeschäft, in einen Podcast mit dem Linken-Politiker Gregor Gysi, einen politischen Antipoden, mit dem man aber hervorragend diskutieren könne. „Es wird debattiert, nicht sofort niedergemacht.“

Niemand hätte dem Konzept eine Zukunft zugetraut, meint zu Guttenberg. „Aber es ist eine kleine Erfolgsgeschichte geworden.“

Der frühere Spitzenpolitiker spricht auch über die Depression, die ihn kurz nach dem plötzlichen Ausscheiden aus der Politik gequält hatte. Es habe sie bereits in der Familie gegeben. „Mein Vater hatte schwere Depressionen, aber er nahm keine Hilfe an.“

Hier war der eigentlich konservativer Sohn viel fortschrittlicher. Und in seiner zweiten Heimat, den USA, könne man darüber viel unbeschwerter reden. Zu Guttenberg: „Die Therapie hat mich aus der Depression gebracht. Es waren viele Gespräche notwendig, auch Medikamente. Nach einem Jahr war ich geheilt.“

In Deutschland herrsche eine große Verhuschtheit über Depressionen. „Man schämt sich in Deutschland, psychisch krank zu sein. Ohne den Impuls in den USA hätte ich das nicht gemacht.“

Und er berichtet von seinen Begegnungen mit deutschen und amerikanischen Soldaten, die ungleich härter traumatisiert waren. „Da kam mir meine eigene beschissene Depression richtig klein vor.“

Aber psychische Erkrankungen seien eine Volkskrankheit, die gut 20 Millionen Deutsche betreffe. „Hierauf wollte ich aufmerksam machen.“

Er wird von Chefredakteur Döbler auch zu aktuellen Problemen angesprochen, etwa zur Wehrpflicht, die unter seiner Führung als Verteidigungsminister ausgesetzt wurde. „Ein Fehler?“ fragt der Moderator.

Da plädiert der frühere Ressortchef für mehr Ehrlichkeit in der Debatte. „Wenn man heute eine Wehrpflicht oder Dienstpflicht wieder einführen möchte, spricht man über viele, viele Milliarden. Das muss dann die politische Mitte und die Gesellschaft auch bereit sein zu tragen“, sagt der CSU-Politiker.

Für eine Wehrpflicht für Frauen zeigt er sich offen: „Wenn, dann müssen wir es uns für Männlein und Weiblein anschauen. Das ist nicht trivial. Es macht Sinn, ein Angebot zu schaffen, das Männer und Frauen offensteht. Man kann es verpflichtend gestalten oder auf Freiwilligkeit bauen. Aber beides kostet unfassbar viel Geld. Hier muss man sich ehrlich machen“, meint zu Guttenberg weiter.

Natürlich möchte der Frager auch wissen, wie der einstige CSU-Politiker zur Kanzlerkandidatur der Union steht. Zu Guttenberg drängt die Union, rasch diese Frage zu klären: „Ich würde gerne wissen, wohin die Union geht – und das bald“, meint der einstige Hoffnungsträger dieser beiden Parteien.

Die Menschen, so zu Guttenberg, wollten Klarheit. Über Friedrich Merz (CDU) sagt der frühere Spitzenpolitiker: „Der Ball liegt naturgemäß beim Vorsitzenden der CDU. Ich halte ihn für einen absolut geeigneten Kandidaten.“

Zugleich betont der Ex-CSU-Politiker, dass die Union in der guten Lage sei, mehrere Politiker zu haben, „die die Grundstatur für diesen Dienst am Land haben“. Guttenberg weiter: „Merz hat keine Regierungserfahrung, bringt aber andere Erfahrungen mit. Söder hat Regierungserfahrung, hat aber seine eigenen Schwächen.“

In der Absage von Hendrik Wüst (CDU) sieht Guttenberg eine Chance: „Wüst hat seine Position nicht geschwächt. Es ist der erste, der wirklich für Klarheit gesorgt hat. Das ist das, was die Menschen wollen. Ich hoffe, dass wir vom CDU-Vorsitzenden bald diese Klarheit hören werden.“

Zuletzt landet zu Guttenberg bei einem Thema, über das er sich dank seiner zeitweisen Wahlheimat bestens auskennt: die US-Wahl. Er mahnt Europa, sich auf einen Wahlsieg von Donald Trump vorzubereiten: „Ich hoffe auf Kamala Harris, aber wir sollten vorbereitet sein auf eine zweite Amtszeit Trumps.“ Das gelte für Politik und Unternehmen. Europa müsse sich so aufstellen, dass man es als Faktor in der Welt begreife und nicht als Opfer.

Zugleich mahnt Guttenberg: „Auch mit Harris bleibt es protektionistisch.“ Die Zeiten bleiben eben herausfordernd.

Uwe Köhler

Ich bin Uwe, Redakteur bei Real Raw News, einer digitalen Generalistenzeitung mit Schwerpunkt auf nationalen Nachrichten in Deutschland. Bei uns findest du Artikel zu Themen wie Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuellen Nachrichten. Als Teil des Teams von Real Raw News ist es meine Leidenschaft, fundierte und relevante Inhalte für unsere Leser zu erstellen und sie stets über die neuesten Entwicklungen in Deutschland informiert zu halten.

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