Uraufführung von 'Moscoviada' von Juri Andruchowytsch im Kessel
Am 19. Oktober 2022 wird im Kessel, einem der bekanntesten Kulturzentren der Stadt, die Uraufführung von 'Moscoviada' stattfinden, einem herausragenden Werk des ukrainischen Schriftstellers Juri Andruchowytsch. Dieses Ereignis verspricht, ein Highlight des kulturellen Lebens der Stadt zu werden. Die 'Moscoviada', ein Roman, der die russische Geschichte und Kultur aufgreift, wird in einer aufwendigen Inszenierung auf die Bühne gebracht. Die Erwartungen sind groß, da das Werk von Andruchowytsch, einem der bedeutendsten Schriftsteller der Ukraine, für seine tiefgründigen und aufwühlenden Geschichten bekannt ist.
Uraufführung von Moscoviada von Juri Andruchowytsch im Kessel: Ein Absurdes Spektakel
Auch in diesem Jahr zeigte das Asphalt-Festival seine besondere Solidarität mit der Ukraine. Der Schriftsteller Juri Andruchowytsch hielt einen politischen Vortrag, und am gleichen Abend war die Theaterfassung seines Romans Moscoviada als tschechisches Gastspiel im Central am Hauptbahnhof zu erleben.
Für die jetzt scheidende ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum bildeten die zahlreichen Düsseldorfer Unterstützungsaktionen für ihr Land ein starkes Band der Freundschaft, sagte sie. Bereits zu Beginn der russischen Aggression habe der Oberbürgermeister Stefan Keller seine Stadt eine Residenz der ukrainischen Kultur genannt.
Juri Andruchowytsch präsentiert Moscoviada im Kessel: Eine politische Abrechnung mit Russland
Juri Andruchowytsch nahm die Dramatisierung seines 1992 erschienenen Romans Moscoviada zum Anlass für eine wortstarke Abrechnung mit dem zerfallenen Vielvölkerstaat: Die Geschichte Russlands ist die Geschichte mehrerer Tyranneien und sonst nichts.
Ende der 1980er-Jahre war der Autor zum Studium an das Moskauer Literaturinstitut Maxim Gorki gekommen. Dort wurde er Zeuge, wie sich die politischen Ereignisse überschlugen. Drei Jahre später erhielt Andruchowytsch ein Stipendium für einen ersten Aufenthalt in Deutschland und nahm sich vor, in dieser Zeit einen Roman über die Moskauer Zeit zu schreiben. Mit diesem Buch wollte ich die imperialen Geister vertreiben. Leider vergeblich.
Auch jetzt noch, 30 Jahre nach seinem Erscheinen, sei das Buch so aktuell wie am ersten Tag. Besonders eindringlich warnte der Autor die Deutschen davor, die vom Kreml gesteuerte Aggression gegenüber dem Westen allzu leicht zu nehmen.
Ein wahrhaft absurdes Spektakel
Das Kollektiv Divadlo X10 aus Prag ist eine offene Plattform für zeitgenössisches Theater. Moscoviada ist, in der Regie von Dušan David Pařizek, ein wahrhaft absurdes Spektakel: An einem trüben Herbstmorgen im Moskau des Jahres 1991 wacht Otto von F., Literaturstudent aus der Westukraine, im Wohnheim des Gorki-Instituts auf.
Er ist noch verkatert, doch schon auf der Suche nach dem nächsten Schluck Alkohol. So beginnt eine fantastische Reise durch die Hauptstadt eines zerfallenden Großreichs. Hierbei trifft Otto, als Alter Ego des Autors, auf die merkwürdigsten Gestalten. Und landet schließlich in der Gewalt von Geheimnisbeamten, die in den Katakomben unter dem Kreml ein gigantisches Rattenheer züchten.
Auf der Bühne agiert, wortstark und zeitweise äußerst destruktiv, das tschechische Theaterkollektiv Divadlo X 10. Zu Beginn ist von Puschkin die Rede, nicht von der Wodkamarke, sondern von Alexander Sergejewitsch Puschkin.
Juri Andruchowytsch erzählt von der Monstrosität eines zerfallenden Imperiums mit der Monstrosität von Sprache. Seine Protagonisten sind keine Puschkin-Figuren. Vielmehr traurige Clowns aus einem Beckett-Drama, die ohne besondere Hoffnung auf das Endspiel warten.
Dieses ereignet sich bei Dušan David Pařizek in der Form absoluter Zerstörung des Bühnenbodens. Alles wummert und kracht, nur Wodka ist immer noch nicht in Sicht. Moscoviada als Theaterabend ist keine leicht verdauliche Kost. Umso mehr aber ein Grund, den furiosen Leistungen der tschechischen Darsteller Beifall zu spenden.
Juri Andruchowytsch, 1960 in dem westukrainischen Ort Stanislaw geboren, ist Schriftsteller, Essayist und Übersetzer. 2022 erhielt Andruchowytsch den Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf.
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