Wegberg: Ganz früher verfügte jede Bürgermeisterei über ein eigenes Gefängnis

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Wegberg: Ganz früher verfügte jede Bürgermeisterei über ein eigenes Gefängnis

In der Geschichte der Stadt Wegberg gibt es viele überraschende Fakten, die bis heute kaum bekannt sind. Eine dieser Überraschungen ist die Tatsache, dass jede Bürgermeisterei in Wegberg über ein eigenes Gefängnis verfügte. Dies mag heute zunächst unvorstellbar erscheinen, aber die historischen Aufzeichnungen belegen, dass dies tatsächlich der Fall war. In diesem Artikel werden wir uns näher mit dieser faszinierenden Geschichte auseinandersetzen und die Hintergründe dieser eigenartigen Regelung erkunden.

Wegberg: Einzigartige Akte enthüllt Details über das Polizeigefängnis im Altkreis Erkelenz

Ein Dokument des Landratsamtes Erkelenz gibt tiefere Einblicke in die Zeit von 1872 bis 1925 über die Polizeigefängnisse im Altkreis Erkelenz. Der Auslöser für die ursprüngliche Erhebung waren die Kosten für die Bewachung und Verpflegung von Arrestanten, die nicht sofort ins Kreisgefängnis überführt werden konnten.

Diese Kosten fielen der örtlichen Polizeibehörde zur Last und damit der Wegberger Gemeinde. Schon damals waren die Finanzmittel knapp. Bis dato galten zum Teil noch französische Vorschriften, das linksrheinische Rheinland gehörte seit der französischen Revolution bis zum Jahre 1815 offiziell zu Frankreich, die zwar zwischen 1846 und 1850 revidiert worden, sollten aber nun im Jahre 1872 umfassend geändert werden.

Blick zurück in die Zeit: Polizeigefängnisse im Altkreis Erkelenz

Blick zurück in die Zeit: Polizeigefängnisse im Altkreis Erkelenz

Dazu sollten die Bürgermeister der Gemeinden dem Landrat die Unzulänglichkeiten mancher Gefängnislokale, deren Einrichtung und die Mängel melden. Gleichzeitig standen drastische Maßnahmen an: Aufgegriffene Bettler und Vagabunden, Verbrecher und Betrunkene sollten im öffentlichen Interesse von der Straße geschafft werden und bis zur Abführung ins Kreisgefängnis in finstere Kellerräume geschafft werden.

Soweit der Wunsch der königlichen Regierung, allerdings mit dem Hinweis, dass dies nicht mehr den jetzigen Zeitverhältnissen entspricht, sondern vielmehr den örtlichen Verhältnissen geschuldet sei. Für Wegberg ist durch einen glücklichen Zufall ein Lageplan für das unterirdische Gefängnis überliefert worden. Die genaue Lage war bisher in der örtlichen Literatur nicht bekannt.

Dieses Polizeigefängnis war dem Alten Rathaus am Markt, heute Brunnenanlage in der Hauptstraße, angegliedert. In den beiden Zellen stand jeweils eine Pritsche. Auch in den meisten anderen Orten waren Zellen im Gemeindehaus eingerichtet. Nach der Verfügung des Erkelenzer Landrates sollten die Bürgermeister von Beeck, Elmpt, Erkelenz-Kückhoven, Gerderath, Kleingladbach, Lövenich, Niederkrüchten und Wegberg Bericht erstatten.

In Doveren und Schwanenberg waren gerade neue Gemeindehäuser im Bau, von daher konnte man nichts dazu sagen. In Lövenich und Gerderath waren die Arrestzellen bei den Schulräumen untergebracht. Wie einige Grundrisse zeigen, lagen die meisten Räumlichkeiten ebenerdig. Es gab hier zum Teil Wachmänner oder Polizeidiener, die den zuständigen Ortspolizisten unterstützen, das war meist der jeweilige Bürgermeister.

Das Gerichtsgefängnis in Wegberg

Neben den Polizeigefängnissen gab es in den Orten, wo ein Amtsgericht vorhanden war, noch ein zusätzliches Gerichtsgefängnis. So in Erkelenz und in Wegberg, das Gericht in Wegberg war zuständig für die Gemeinden: Beeck, Wegberg, Niederkrüchten, Elmpt, Schwanenberg und Gerderath (diese beiden bis 1893), ab 1879 kam die Gemeinde Arsbeck hinzu.

Da im Wegberger Rathaus 1903 ein Umbau stattfand, durfte das Gerichtsgefängnis mitbenutzt werden. Dadurch ist die Beschwerde eines Inhaftierten Karl Dietrich aus Nordhausen überliefert worden. Das Gericht sollte sich an der Aufklärung beteiligen. Dieser hatte sich darüber echauffiert, dass in seiner Zelle in Beeck ein benutzter Strohsack lag. Der dortige Polizeidiener Fritzen bestritt dies. Dietrich wurde übrigens wegen Bettelei festgesetzt und dann zum Gefängnis nach Nordhausen transportiert.

Da das alte Amtsgericht an der Beecker Straße zu einem Wohn- und Geschäftshaus umgebaut wurde, blieb der Gefängnistrakt im Anbau zumindest als Gebäude erhalten. Das neuerbaute Amtsgericht an der Bahnhofstraße, die sogenannte „Villa Köhler“, wurde zum Leidwesen vieler Wegberger Einwohner im Jahre 1978 abgerissen.

Nach einer erhalten gebliebenen Statistik für den Kreis Erkelenz aus dem Jahre 1903 sind von den 14 vorhandenen Gefängnissen in dem Jahr sechs nicht belegt gewesen. Tatsächlich soll es keine weiblichen Insassen gegeben haben. Das am meisten frequentierte Gefängnis war das in Erkelenz. Dort gab es den Belegen nach 19 Inhaftierte, die dort 15 Tage einsaßen.

Heike Becker

Ich bin Heike, Journalistin bei Real Raw News, einer digitalen Generalistenzeitung mit Fokus auf nationalen Nachrichten in Deutschland. Bei uns dreht sich alles um Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuelle Nachrichten. Meine Leidenschaft gilt dem Schreiben und der Berichterstattung über relevante Themen, die unsere Leserinnen und Leser interessieren. Mit fundierten Recherchen und einem kritischen Blick auf aktuelle Geschehnisse möchte ich dazu beitragen, dass unsere Leserschaft stets bestens informiert ist und sich eine fundierte Meinung bilden kann.

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