Wieso bleibt Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen Müttern und Vätern ungleich verteilt?

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Wieso bleibt Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen Müttern und Vätern ungleich verteilt?

Die Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen Müttern und Vätern ist nach wie vor ein Thema von großer sozialer Relevanz. Trotz der Fortschritte in der Gleichstellung der Geschlechter bleibt die Verteilung der familiären Pflichten und der beruflichen Verantwortung zwischen Frauen und Männern ungleich. Während Mütter nach wie vor die Hauptlast der Sorgearbeit tragen, sind Väter weiterhin dominierend in der Erwerbsarbeit tätig. Diese Ungleichheit hat weitreichende Folgen für die karriereorientierten Frauen und die familiären Strukturen. In diesem Artikel werden wir die Gründe für diese Ungleichheit untersuchen und mögliche Lösungen aufzeigen, um eine bessere Work-Life-Balance für alle zu erreichen.

Ungleich verteilt: Warum Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen Müttern und Vätern ungleich aufgeteilt bleibt

Ungleich verteilt: Warum Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen Müttern und Vätern ungleich aufgeteilt bleibt

Viele Mütter und Väter wünschen sich eine gleichberechtigte Aufteilung von Kinderbetreuung, Hausarbeit und Berufstätigkeit. Doch in der Realität sieht das immer noch anders aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) auf Basis des familiendemografischen Panels FReDA.

Für die ungleiche Aufteilung gibt es natürlich individuelle Gründe – aber eben auch strukturelle. Frauen in Deutschland arbeiten ungewöhnlich oft in Teilzeit. Zudem sind sie recht selten in Führungspositionen. Das zeigte auch das DIW Managerinnen-Barometer, bei dem der Anteil von Frauen in Vorständen von großen Unternehmen noch immer nur 18 Prozent beträgt. Und sie arbeiten sehr viel häufiger in Berufen, in denen schlechtere Löhne gezahlt werden – beispielsweise in der Pflege-, in der Gesundheits- und Bildungsbranche.

Und auch innerhalb dieser Sparten verdienen Frauen immer noch deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen. Die Bundesrepublik war im vergangenen Jahr beim Gender Pay Gap Schlusslicht im europäischen Vergleich. Der Gender Pay Gap beschreibt den Verdienstabstand pro Stunde zwischen Frauen und Männern. Dabei unterscheidet man zwischen der bereinigten und der unbereinigten Kluft zwischen den Geschlechtern.

Kritiker behaupten, dass die Berufswahl und die Entscheidung, in einer Führungsposition oder Teilzeit zu arbeiten, die „freie Wahl“ von Frauen seien. Doch dürften sich Frauen kaum freiwillig dafür entscheiden, beruflich weniger Verantwortung zu übernehmen, in schlechter bezahlten Berufen und im internationalen Vergleich mit deutlich weniger Arbeitsstunden zu arbeiten.

Vielmehr bewirken in der Regel die gesellschaftlichen Umstände, dass Frauen in den Positionen landen, die dann immer wieder erhoben werden. Das zeigen auch die Studienergebnisse von BiB und DIW. Viele Eltern wünschen sich zwar eine gerechtere Aufteilung, können das aber nicht umsetzen, weil es sich in den meisten Fällen finanziell einfach nicht rentiert.

Beim sogenannten Familienernährermodell, das seltener als ideal gesehen wird, dafür aber in der Realität häufiger vorkommt, arbeitet der Vater in Vollzeit, die Mutter hingegen gar nicht. Ähnlich sieht es mit dem sogenannten Zuverdienermodell aus. Dabei ist die Mutter maximal in Teilzeit erwerbstätig.

„Ideale und die Realität klaffen bei der Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit in Deutschland teils deutlich auseinander“, sagt Katharina Wrohlich, Leiterin der Forschungsgruppe Gender Economics im DIW Berlin. Deutlich mehr Mütter und Väter würden sich wünschen, dass beide Elternteile etwa 30 Stunden pro Woche arbeiten.

Frauen verdienen 2023 erneut weniger als Männer. Aber die Betreuung von Kindern und das Bildungssystem sind in Deutschland so gestaltet, dass Eltern vergleichsweise viel in Anspruch genommen werden. Das Steuersystem, vor allem durch das Ehegattensplitting oder durch Minijobs, macht es häufig wenig attraktiv für Frauen, nach der Familiengründung überhaupt oder deutlich mehr Stunden zu arbeiten.

Zudem lässt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in vielen Unternehmen viel zu wünschen übrig. Frauen in Konzernvorständen verdienen deutlich weniger. Frauen wollen auch nicht deutlich seltener Führungsverantwortung übernehmen als Männer, es wird ihnen nur schwerer gemacht als in vergleichbaren Ländern, vor allem in Skandinavien.

Der Aufstieg hat sich zwar mit den verpflichtenden Quoten für Vorstände und Aufsichtsräte bei großen, mitbestimmungspflichtigen Unternehmen verbessert, trotzdem sind die Karrierechancen für Frauen in Deutschland noch immer deutlich schlechter als für Männer.

Das Argument, Frauen hätten schließlich die Wahl, arbeiteten also freiwillig in Berufen mit schlechterer Bezahlung, ist schlichter Hohn. Bereits 2020 machte eine Studie der DIW deutlich, dass systemrelevante Berufe beispielsweise in der Gesundheitsbranche, in der Pflege, in der Grundversorgung oder in der Bildung besonders häufig von Frauen ausgeübt werden, dass sie gleichzeitig aber durchschnittlich deutlich weniger Bezahlung und weniger Wertschätzung erhalten.

Selbst wenn man die Berechnung des Gender Pay Gaps um diese Erklärungen anpasst, bleibt noch immer ein sogenannter bereinigter Gender Pay Gap von sechs Prozent, der zu einem erheblichen Teil auf anderen Diskriminierungen beruht. Dabei steckt in der Erwerbstätigkeit von Frauen eines der größten wirtschaftlichen Potenziale. Eine bessere Bezahlung und damit einhergehend eine höhere Beschäftigung von Frauen könnten helfen, die Fachkräftelücken zu schließen.

Der Fachkräftemangel ist enorm und wird weiter zunehmen. Unternehmen stehen vor riesigen Herausforderungen und brauchen diverse und innovative Teams. Eine stärkere Beschäftigung von Frauen würde Unternehmen produktiver machen. Politik und Wirtschaft können und sollten handeln.

Für eine egalitäre Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit sind vielfältige Reformen nötig. Die Abschaffung des Ehegattensplittings, eine leistungsfähige Betreuungsinfrastruktur für Kinder und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf wären nötige Schritte. Für den Anfang.

Klaus Schmitz

Ich bin Klaus, ein Experte und leidenschaftlicher Autor für Real Raw News, einer digitalen Generalistenzeitung mit Schwerpunkt auf nationalen Nachrichten in Deutschland. Meine Leidenschaft gilt der Berichterstattung über aktuelle Ereignisse in den Bereichen Kultur, Wirtschaft und Sport. Ich bin stets bestrebt, unseren Lesern fundierte und aktuelle Informationen zu liefern, die sie informieren und zum Nachdenken anregen. Mit meiner langjährigen Erfahrung im Journalismus und meiner Liebe zur deutschen Sprache bin ich stolz darauf, Teil des Teams von Real Raw News zu sein.

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