Schauspielhaus Moers: Pygmalion als grotesker Theater-Spaß

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Schauspielhaus Moers: Pygmalion als grotesker Theater-Spaß

Im Schauspielhaus Moers wird der Klassiker Pygmalion in einer neuen, skurrilen Interpretation auf die Bühne gebracht. Die Regisseurin Lisa Nielebock hat das Stück des irischen Dramatikers George Bernard Shaw in eine zeitgenössische, groteske Komödie umgearbeitet. Die Geschichte des Professors Henry Higgins, der eine Blumenverkäuferin zu einer feinen Dame macht, wird hier zu einem theatralischen Spaß, der die Zuschauer mit seiner exzentrischen Inszenierung und witzigen Dialogen begeistern wird. Ein Abend voller Überraschungen und Lachen wartet auf die Besucher des Schauspielhauses Moers.

Pygmalion als grotesker TheaterSpaß: Ein Experiment zwischen Nonsens und Schenkelklopfern

Pygmalion als grotesker TheaterSpaß: Ein Experiment zwischen Nonsens und Schenkelklopfern

Am Ende bilden Eliza Doolittle, Henry Higgins, Oberst Pickering und Higgins Mutter einen Stuhlkreis. Seine Meinung darf nur derjenige äußern, der den gelben Ball zugespielt bekommt. So reflektieren sie ein Experiment, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt war.

Offen bleibt letzlich die Frage, was nach dem sprachlichen Feinschliff aus dem Blumenmädchen Eliza Doolittle wird, das aus der Gosse kam, den Aufstieg suchte und wie „ne Dame vornehm quasseln“ lernen wollte. Schauspieler Matthias Heße übernimmt mehrere Rollen.

Foto: Jakob Studnar/JAKOB STUDNAR Eine emanzipierte Klassenkämpferin vielleicht? Oder schlicht das Opfer einer Welt voller Snobs, die sich nicht für den Einzelnen interessiert?

Regisseur Damian Popp und das Ensemble des Schlosstheaters gehen dieser Versuchsanordnung, zu der George Bernard Shaw mit „Pygmalion“ die Vorlage lieferte, lustvoll zwischen Nonsens und Schenkelklopfern nach und heimsen dafür begeisterten Publikumsapplaus ein.

Joanne Gläsel spielt unter anderem Higgins Mutter. Foto: Jakob Studnar/JAKOB STUDNAR

Die Geschichte, die Shaw mit Pygmalion erzählt, ist allseits bekannt, vermutlich stark eingefärbt durch die Musicalverfilmung mit Schauspielerin Audrey Hepburn in der Hauptrolle.

Damian Popp, der in Moers seinen Einstand als Regisseur mit der Inszenierung von Praunheims „Zwei Fleischfachverkäuferinnen“ gegeben hatte, lässt es nicht „grünen“, sondern folgt mit seinem Pygmalion der gesellschaftskritischen Vorlage von George Bernard Shaw, der seinen Schluss sogar umschrieb, um nicht die Steilvorlage für eine Romanze zwischen Eliza Doolittle und Higgins zu liefern.

Hier geht es um eine Wette: Higgins, selbstverliebter Phonetiker, wettet, dass er Eliza Doolittle zu einer Lady machen könne, indem er ihr beibringt, mit dem Akzent der feinen Gesellschaft zu sprechen.

Regisseur Popp, der in Rheinberg aufwuchs, liefert eine pralle, in Teilen dichte und groteske Aufarbeitung, die auf Humor und Lachen abzielt – die aber auch ihre Längen hat.

Seine Figuren sind Karikaturen ohne Tiefgang. Professor Higgins, gespielt von Ludwig Michael, wirkt in seinem schwarzen Frack, mit dem schwarzen Nagellack und dem schwarz umrandeten Auge (Monokel) wie eine Fledermaus.

„Im Zeitalter der Emporkömmlinge“ zählt für diesen Snob nur die Phonetik. Die Mahnung, was aus Eliza nach dem Experiment werden soll, schlägt er in den Wind.

Damian Popp lässt ihn urkomisch auf einem „ABC-bra“ über die Bühne im Schloss reiten, das er als „mein Pferd Lady“ vorstellt.

Um die Zunge fürs Sprachtraining zu lockern, wird erst einmal mit Wettpartner Oberst Pickering (Leonardo Lukanow) im rosa Jacket kräftig geknutscht.

Joanne Gläsel und Matthias Heße, die beide gleich in mehrere Rollen schlüpfen, sorgen mit ihren Einlagen dafür, dass der groteske Spaß nicht zu kurz kommt.

Gläsel als herumballernde Haushälterin, Heße unter anderem beim rasanten Perückenwechsel als Karikatur der High Society, die den Smalltalk über Gesundheit und Wetter perfektioniert hat: „Wie geht es Ihnen?“ „Mir geht es gut. Und ihnen?“ Hohle Phrasen, die durch die monotone Wiederholung lustvoll auf die Spitze getrieben werden und so auch als Spiegel der heutigen Gesellschaft dienen sollen.

Schauspielerin Maditha Dolle, die ein neues Gesicht am Moerser Schlosstheater ist, legt ihre Figur Eliza Doolittle natürlich als freche Göre an, die weiß, was sie will, sich von der ihr zugesprochenen Rolle längst emanzipiert hat und einfordert, als Person gesehen zu werden.

Die Aufführungsdauer beträgt gut zwei Stunden. Es gibt keine Pause. Tickets gibt es unter Telefon 02841 8834110, Internet: www.schlosstheater-moers.de

Weitere Aufführungen von „Pygmalion oder my fairest Lady“ sind am 10., 12., 25., 26. Mai und am 2. Juni im Schloss.

Dirk Werner

Als Redaktionsleiter von Real Raw News habe ich eine umfangreiche Erfahrung im Journalismus gesammelt. Mit einem starken Fokus auf nationale Nachrichten in Deutschland decke ich als digitaler Generalist Themen wie Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuelle Ereignisse ab. Mein Ziel ist es, unseren Lesern stets fundierte und relevante Informationen zu liefern und sie mit spannenden Geschichten zu begeistern. Mit meiner langjährigen Expertise in der Branche stehe ich für eine professionelle und qualitativ hochwertige Berichterstattung.

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