Sandro Mattiolis neues Buch: Wie die Mafia in Deutschland operiert

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Sandro Mattiolis neues Buch: Wie die Mafia in Deutschland operiert

Der italienische Journalist Sandro Mattioli hat ein neues Buch veröffentlicht, das für großes Aufsehen sorgt. Unter dem Titel Die Mafia in Deutschland deckt Mattioli die Aktivitäten der organisierten Kriminalität in Deutschland auf. In seinem Buch beschreibt er, wie die Mafia in Deutschland unterschiedliche Geschäftsfelder wie den Drogenhandel, die Prostitution und die Geldwäsche kontrolliert. Mattioli, der bereits durch seine Recherchen über die 'Ndrangheta bekannt wurde, liefert in seinem neuen Buch eine detaillierte Analyse der Mafia-Strukturen in Deutschland. Seine Erkenntnisse sind alarmierend und werfen ein Schlaglicht auf die Verstrickungen zwischen Mafia und Politik.

Mafia-Angriff auf Deutschland: Wie die 'Ndrangheta die Bundesrepublik infiltriert

Es war das brutale Ende einer Geburtstagsfeier in der Pizzeria „Da Bruno“: Im August 2007 starben sechs Italiener im Kugelhagel vor dem Restaurant in Duisburg. Die Täter hatten mit Schnellfeuerwaffen mehr als 70 Mal geschossen. Es war die Tat eines Mafia-Kommandos der kalabrischen 'Ndrangheta, der brutale Höhepunkt einer Fehde zwischen zwei rivalisierenden Gruppen – und die Mafia war plötzlich sichtbar in der Bundesrepublik.

„Die Bilder der abgedeckten Leichen führten den Menschen in Deutschland die Anwesenheit der Mafia zur Hauptnachrichtenzeit vor Augen“, schreibt der Autor Sandro Mattioli in seinem neuen Buch „Germafia. Wie die Mafia Deutschland übernimmt“.

Die Mafia in Deutschland: Eine unsichtbare Gefahr für die Republik

Die Mafia in Deutschland: Eine unsichtbare Gefahr für die Republik

Bis zum Zeitpunkt der Duisburger Mafiamorde galt Deutschland eher als Rückzugsort für Geschäftemacher und Gewalttäter der Mafia. Und nicht als Schauplatz brutaler Morde. Die Taten in Duisburg haben nach Überzeugung von Mattioli aber dafür gesorgt, dass die 'Ndrangheta und ihre Anwesenheit in Deutschland nun für alle deutlich wurde.

Mafia-Experte Sandro Mattioli lebt in Berlin. Foto: RPO/Lorenzo Maccotta

„Die Tat war die aufsehenerregendste, es folgten keine annähernd so brutalen“, sagt Mattioli. Die Mafia ist wieder unsichtbar geworden. Das hat nach Überzeugung des Autors aber nicht damit zu tun, dass sie nicht mehr präsent ist. „Die Mafia ist in Deutschland seltsam ortlos“, schreibt er. „Sie ist quasi geschichtslos, weil niemand ihre Geschichte aufschreibt.“

Germafia: Wie die Mafia Deutschland übernimmt

Germafia: Wie die Mafia Deutschland übernimmt

Er beschreibt, wie die Strukturen der Mafia in Deutschland oft unerkannt bleiben und was getan werden müsste, um die Organisation wirkungsvoll zu bekämpfen. In Deutschland leben nach offiziellen Angaben des Bundeskriminalamtes fast 1000 Mafiosi, italienische Staatsanwälte sprechen von mehreren Tausend.

Mehr als die Hälfte der italienischen Mafia-Mitglieder gehören zur kalabrischen 'Ndrangheta. Aber auch Cosa Nostra und Camorra sind in Deutschland aktiv. Der Name Cosa Nostra fiel in NRW vor allem im Zusammenhang mit der Kölner „Baumafia“. Bauunternehmer ließen sich mit Scheinrechnungen für nicht erbrachte Dienstleistungen bezahlen.

„Das Geld wurde zum Beispiel für die Korruption von Auftraggebern genutzt“, sagt Mattioli.

Es ist nur ein Fall von vielen Fällen im Immobiliensektor, wo die Mafia seiner Überzeugung nach aktiv ist. Auch das Fußballbusiness ist nach Recherchen des Autors ein interessantes Feld für Mafiosi und deren Geschäfte.

Ein Kapitel des Buches trägt den Titel: „Wie ich versuchte, herauszufinden, ob der Fahrer von Karl-Heinz Rummenigge tatsächlich ein Mafioso ist“. Dabei geht es auch um die Probleme bei seinen investigativen Recherchen und die Mauern des Schweigens, auf die er stößt.

Mattioli hat für sein Buch mit Polizisten, Staatsanwälten, Opfern der Mafia und Aussteigern gesprochen. Er berichtet von regen Aktivitäten der Mafia in deutschen Institutionen und Bereichen, wo man sie nicht vermutet hätte. Ihr Geschäft: Drogen, Geldwäsche, Erpressung.

Mattioli beschreibt die Strategie der 'Ndrangheta, die sich seit der offen ausgetragenen Fehde 2007 verändert hat: Der Mafiosi tritt demnach heute eher als Unternehmer, Gastwirte oder vermeintlich harmlose Geschäftspartner auf.

In NRW gibt es wohl mehrere Familienclans, die gewerbliche Betriebe aufgebaut haben, um Geld zu waschen. Andere Mafiosi sind im internationalen Rauschgifthandel aktiv.

Einen besonderen Zugang bekommt Mattioli vor allem durch einen Ex-Mafia-Boss, Luigi Bonaventura. Der ehemalige Mafioso sagt seit vielen Jahren als Kronzeuge gegen seine einstigen Partner aus und lebt verborgen in Italien.

Mattioli greift im Buch auch die popkulturelle Verklärung auf – etwa durch Filme wie „Der Pate“ oder „Good Fellas“ –, die seiner Meinung nach zur Verharmlosung der Verbrecherorganisation beiträgt. Wenn Mattioli in einem Restaurant eine „Pizza Cosa Nostra“ auf der Speisekarte entdeckt, vergeht ihm der Appetit.

„Mich ärgert ein derart unreflektierter Umgang mit solchen Begriffen“, sagt er. „Eine Verbrecherorganisation, die Leute umgebracht hat, sollte man definitiv nicht mit einer Pizza ehren.“

Holger Peters

Ich bin Holger, Redakteur bei Real Raw News, einer digitalen Generalistenzeitung mit Schwerpunkt auf nationalen Nachrichten in Deutschland. Meine Leidenschaft gilt der Berichterstattung über Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuellen Nachrichten. Durch meine fundierten Recherchen und mein Gespür für relevante Themen trage ich dazu bei, unseren Lesern stets aktuelle und informative Inhalte zu präsentieren. Mein Ziel ist es, die Vielfalt und Tiefe der deutschen Nachrichtenlandschaft abzubilden und unseren Lesern einen umfassenden Überblick über das Geschehen im Land zu bieten.

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