Kempen: Stahl-Nachlass nun im Kreisarchiv zugänglich​

Die Stadt Kempen kann auf einen bedeutenden Schatz zurückblicken. Der Nachlass des renommierten Stahl-Industriellen Fritz Stahl ist nun im Kreisarchiv der Stadt zugänglich. Dieser Schritt markiert einen wichtigen Meilenstein in der Erforschung der Geschichte der Region. Der umfangreiche Nachlass umfasst dokumentarische Quellen, Fotos und Unterlagen, die einen tiefen Einblick in das Leben und Wirken von Fritz Stahl ermöglichen. Durch die Übergabe des Nachlasses an das Kreisarchiv wird es jetzt möglich, die Geschichte der Region zu erforschen und die Bedeutung von Fritz Stahl für die Stadt Kempen zu würdigen.

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StahlNachlass: Einblick in die Arbeit eines SPD-Politikers

Erwin Stahl, ein ehemaliger SPD-Politiker aus Kempen, hat ein Leben lang für die Menschen im Kreis Viersen gekämpft. Jetzt ist sein politischer Nachlass im Kreisarchiv Viersen zugänglich.

Erwin Stahl: Ein Leben für die Menschen im Kreis Viersen

Erwin Stahl: Ein Leben für die Menschen im Kreis Viersen

Erwin Stahl wurde am 25. Juni 1931 in einem kleinen Ort namens Eigenheim im Kreis Hohensalza geboren. Die ehemals preußische Region gehörte zu Polen. Stahls Familie war deutschstämmig und hatte es als Minderheit nicht leicht. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war seine Familie von 1945 bis 1949 in Polen in einem Lager interniert. Die Familie emigrierte danach in den Westen ins Ruhrgebiet. Stahl wurde Bergmann, bildete sich zum Grubensteiger und Grubenbetriebsführer sowie Bergingenieur fort.

Tönisberg am Niederrhein wurde seine Heimat, hier gründete er eine Familie. Die Zeche war sein Arbeitsplatz. Erwin Stahls Tochter Julia Stahl-Hermanns (l.) mit Annegret Hols, Mitarbeiterin im Kreisarchiv Viersen, und dem stellvertretenden Leiter des Kreisarchivs, Matthias Herm.

Auf der Suche nach Erinnerungen: Der politische Nachlass von Erwin Stahl

Auf der Suche nach Erinnerungen: Der politische Nachlass von Erwin Stahl

Seit 1964 gehörte Stahl der SPD an. Von 1970 bis 1975 war er als Stadtverordneter im Rat der Stadt Kempen tätig. Er war stellvertretender Bürgermeister und viele Jahre SPD-Kreisvorsitzender. 1972 zog er erstmals als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag ein. Er blieb es bis 1990.

Dem Sozialdemokraten Stahl war es aber nie vergönnt, direkt in den Bundestag gewählt zu werden. Bei den Bundestagswahlen erhielt damals wie heute der CDU-Kandidat im Kreis Viersen die meisten Stimmen. Stahl zog stets über die Landesliste der SPD Nordrhein-Westfalen in das höchste Parlament der Bundesrepublik Deutschland ein.

Die Bundespolitik wurde damals noch von Bonn aus bestimmt. In der Stadt am Rhein, im Bonner Stadtteil Beuel, lebte Stahl einige Jahre mit seiner Familie, ohne den Kontakt zu seinem Heimatwahlkreis zu verlieren. Er war stets präsent bei SPD-Parteitagen oder anderen öffentlichen Veranstaltungen im Kreis Viersen und am Niederrhein.

Während seiner Zeit als Abgeordneter arbeitete er eng mit seinen CDU-Kollegen aus dem Kreis Viersen zusammen. Ein besonders vertrauensvolles Verhältnis entwickelte er zu Julius Louven aus St. Hubert. Gemeinsam haben die beiden Abgeordneten viel Positives für den Kreis Viersen bewirkt. Ein Beispiel ist die Verlängerung der Autobahn 52 über Schwalmtal nach Elmpt.

Aus der umfangreichen Dokumentation von Stahls Nachlass, den das Kreisarchiv jetzt auch im Onlineportal der Archive in Nordrhein-Westfalen zugänglich macht, wird deutlich, dass sich der SPD-Politiker nicht nur als Lenker in Führungspositionen verstand, sondern vor allem als Sprachrohr des so genannten kleinen Mannes. Er setzte sich unermüdlich für die Bürgerinnen und Bürger im Kreis Viersen ein.

Wie Archivarin Hols festgestellt hat, war es Stahls Anspruch, für jedes Anliegen ein offenes Ohr zu haben. Das ergebe sich als den zahllos erhaltenen Bittschriften an ihn und seinen jeweiligen Antworten: Da meldete sich bei ihm zum Beispiel eine junge Frau, die eine Ausbildungsstelle in einem Männerberuf suchte, oder ein Rentner, der bei den Behörden um seine Rentenansprüche kämpfen musste, oder eine Grundschulklasse der Körnerschule in Viersen, die sich beim Unterricht durch tief fliegende Flugzeuge der britischen Rheinarmee gestört fühlte.

Als Parlamentarischer Staatssekretär hat er von 1978 bis 1982 im Bundesministerium für Forschung und Technologie in der Bundesregierung von Helmut Schmidt (SPD) besondere Akzente in der Energiepolitik gesetzt. Er befürwortete ein Nebeneinander von Kohle und Atomkraft. Zu Zeiten der Anti-Atomkraft-Bewegung machte er sich dabei nicht überall Freunde. Sein Wohnhaus an der Tiefstraße in Kempen, das er 1982 mit seiner Familie bezogen hatte, wurde sogar mal von Unbekannten – vermutlich Atomkraftgegnern – beschmiert.

Stahl selbst blieb auch bei diesem Streitthema unaufgeregt und pragmatisch. Seine ruhige und geradlinige Art wurde dabei stets sehr geschätzt. Nachdem er 1990 nicht mehr für den Bundestag kandidiert hatte, half Stahl beim Aufbau in Ost-Deutschland mit. In der Lausitz arbeitete er noch einige Zeit als Personalvorstand im Energiekombinat „Schwarze Pumpe“.

Das Kreisarchiv Viersen hat jetzt den politischen Nachlass von Erwin Stahl zugänglich gemacht. Im Onlineportal der Archive in Nordrhein-Westfalen sind unter dem Schlagwort (Suchwort) „Erwin Stahl“ 536 Archivalien zu finden, darunter auch Stahls Autobiografie „Aus meinem Leben“. Sie sind auch vor Ort im Kreisarchiv einsehbar.

Heidi Schulze

Ich bin Heidi, eine Journalistin bei der Webseite Real Raw News. Unsere digitale Generalistenzeitung konzentriert sich auf nationale Nachrichten in Deutschland, sowie auf Themen wie Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuelle Ereignisse. Als Teil des Teams von Real Raw News ist es meine Leidenschaft, fundierte und relevante Berichterstattung zu liefern, um unsere Leser stets auf dem neuesten Stand zu halten. Mit meiner Erfahrung und meinem Engagement für Qualitätsjournalismus strebe ich danach, die Vielfalt der Nachrichtenlandschaft in Deutschland abzubilden und wichtige Themen zu beleuchten.

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