Interview mit DWD-Meteorologin: Was kommt heute an Unwettern nach NRW?
In unserem heutigen Exklusiv-Interview sprechen wir mit einer Expertin des Deutschen Wetterdienstes (DWD), um mehr über die aktuellen Wetterbedingungen in Nordrhein-Westfalen zu erfahren. Die Meteorologin gibt uns Einblick in die aktuellen Wetterprognosen und erklärt, was die Bürger von NRW heute und in den kommenden Tagen erwartet. Von starken Niederschlägen bis hin zu stürmischen Böen - wir erfahren, was Sie über die Unwetterlage in NRW wissen müssen.
Unwetterwarnung für Nordrhein-Westfalen: Heftige Gewitter und Regenfälle erwartet
Frau Wiegand, das Pfingstwochenende war geprägt von zum Teil heftigen Gewittern und Regenfällen, das Saarland war besonders betroffen. Für heute sind weitere Gewitter vorhergesagt. Was kommt da auf uns zu?
Wiegand Aktuell läuft eine sogenannte Vorabinformation wegen eines erhöhten Gewitterrisikos. Das Problem dabei wird heute wieder der Starkregen sein. Bis zum Nachmittag werden sich die ersten Gewitter entwickeln, vermutlich im Bereich Bergisches Land/Sauerland. Dem werden dann aber auch weitere Gewitter folgen.
Die Wetterlage kommt aus dem Süden, hier entstehen dann erst die Gewitterzellen. Deswegen bleibt es auch im Norden eher ruhig. Wo die Gewitterzellen dann auftreten, kann man auf jeden Fall mit etwa 20 bis 30 Litern Regen in der Stunde rechnen. Es kann aber lokal immer wieder auch stärkere Regen-Entwicklungen geben, da können durchaus auch 30 bis 40 Liter Regen in kürzester Zeit fallen.
Über mehrere Stunden hinweg, besonders wenn ein Ort mehrfach betroffen ist, kann es sich dann auch auf bis zu 60 Liter pro Quadratmeter steigern. Die Gewitter lassen sich in NRW für heute aber auf einen Bereich eingrenzen, der vom Siegerland über Teile des Bergischen Landes und die Rheinschiene reicht, also Köln und Leverkusen und ab da an westlich bis Richtung Niederlande.
Bis zum Abend beruhigt sich das wieder, gerade in der ersten Nachthälfte kann es aber noch zu zum Teil kräftigen Regenfällen kommen. Der Regen ist also unsere größte Sorge aktuell?
Wiegand Gewitter gehen natürlich immer mit der Gefahr von Blitzschlag einher, das macht sie aus. Aber heute steht definitiv der Regen im Fokus. Es kann örtlich auch etwas Hagel geben, das wird aber eher selten der Fall sein. Auch der Wind steht nicht im Vordergrund, auch wenn Gewitter schon mal eine Windstärke 8, also stürmische Böen, mit sich bringen können. Das hat aber in den meisten Fällen noch keine großen Auswirkungen.
Weiterer Verlauf der Woche
Wie wird der Rest der Woche? Bleibt es so gewittrig? Wiegand Es bleibt zumindest mäßig warm, aber es bleibt auch bei der aktuellen Wetterlage: Wir kommen aus dem Tiefdruckeinfluss nicht heraus. Am Mittwoch und Donnerstag wird es aber weit weniger spektakulär als noch am Dienstag.
Das bedeutet dann eben immer wieder Regenfälle und Schauer, aber immer wieder auch niederschlagsfreie Abschnitte. Die Höchsttemperaturen bewegen sich um die 21 Grad. Meteorologisch ist das wenig spektakulär. Am Freitag könnte es aber erneut zu Gewittern kommen, die Lage sieht bisher ähnlich zu der heute aus.
Die Vorhersagen fürs Wochenende schwanken noch stark, aber ein stabiles Hochdruckgebiet mit sommerlichem Wetter ist auch hier sehr unwahrscheinlich.
Ist das Wetter normal für diese Jahreszeit?
Sind solche Wetterlagen denn um diese Jahreszeit normal? Der April mit seinem sprichwörtlichen Wechselwetter ist ja eigentlich lange vorbei.
Wiegand Das ist eine bei Meteorologen sehr unbeliebte Frage (lacht). Aber ja, grundsätzlich kann man sagen, solche Gewitterlagen sind nicht unwahrscheinlich, auch im Mai, der nun mal noch zum Frühling gehört. Statistisch gesehen hat sich ihre Häufigkeit aber erhöht. Außerdem halten sich Wetterlagen heute grundsätzlich länger, als noch vor Jahren. Solche Entwicklungen finden aber nicht plötzlich statt, sondern eher schleichend.
Kann man etwas über den Sommer sagen?
Können Sie denn schon etwas zum Sommer sagen? Bekommen wir einen Bilderbuch-Sommer? Wiegand Kurze Antwort: Nein kann ich noch nicht sagen. Es gibt gewisse Modelle, die genau das versuchen, etwa beim Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage, doch wirklich festlegen kann man sich da noch nicht. Jahreszeitenprognosen sind heute einfach noch nicht besonders gut und verlässlich. Da müssen wir uns noch ein wenig gedulden.
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