Lebensmittel-Lieferdienste wie Flink, Gorillas und Co. kämpfen in der Krise

Lebensmittel-Lieferung: Flink, Gorillas und Co. in der Krise

Die Lebensmittel-Lieferbranche steht aktuell vor großen Herausforderungen, wie die Unternehmen Flink, Gorillas und Co. in der jüngsten Zeit erfahren mussten. Die hohe Nachfrage nach Lebensmittel-Lieferdiensten in der Pandemie hat zu Lieferengpässen und logistischen Problemen geführt. Die Unternehmen kämpfen mit Lieferverzögerungen, Personalmangel und einer steigenden Anzahl an Bestellungen. Dies hat dazu geführt, dass die Kundenzufriedenheit sinkt und die Profitabilität der Unternehmen gefährdet ist. Es bleibt abzuwarten, wie die Branche auf diese Herausforderungen reagieren wird und ob Innovationen und Investitionen notwendig sind, um die Krise zu bewältigen.

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Online-Lebensmittel Lieferdienste in Deutschland: Herausforderungen und Konsolidierung in Sicht

Es gab Zeiten, in denen durften sich Unternehmen wie Delivery Hero als genau das fühlen, was der englische Name des Berliner Unternehmens verspricht – als Helden des Liefergeschäfts. Das war zu Zeiten der Corona-Pandemie, vor allem 2020 und 2021. Damals durften die Menschen zwar in den Supermärkten und Discountern einkaufen, weil deren Betreiber als existenziell notwendig für den Fortgang des gesellschaftlichen Lebens galten, aber nicht jede(r) konnte die Angst überwinden und den Schritt hinein in den Markt machen. Die Furcht vor der Ansteckung war manchmal größer als das Verlangen, sich mit Lebensmitteln einzudecken. Und so schlug ökonomisch die Stunde der Delivery Heros, Picnics, Gorillas, Flinks und wie sie alle heißen. Doch die goldenen Zeiten sind vorbei. Das liegt natürlich daran, dass für Verbraucherinnen und Verbraucher der Gang in den Lebensmittelmarkt längst wieder zur Selbstverständlichkeit geworden ist. In solchen Zeiten der vergleichsweisen Unbeschwertheit wird nämlich die Schwäche der Lieferdienste sichtbar. „Das Geschäftsmodell ist nicht so einfach, wie es sich manche in der Pandemie gedacht haben“, sagt der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein. Das Problem: Damit die Unternehmen eine akzeptable Marge erwirtschaften, müssen sie entsprechend Zustellgebühren verlangen oder Mindestmengen absetzen, also eigentlich höhere Preise verlangen. Das ist aber im deutschen Lebensmittelgeschäft nicht so einfach. Denn die Kundschaft hierzulande ist sehr preisbewusst und will ihre Lebensmittel möglichst kostengünstig einkaufen.

Das Problem der Lieferdienste ist also evident: Sie zahlen vielfach drauf, was sie in die roten Zahlen treibt. Eine Ausnahme bei diesem Dilemma ist aus Sicht von Heinemann Picnic: „Picnic fährt ganze Touren ab und kann so die Zustellkosten deutlich verringern“, sagt Heinemann. Dagegen kriseln beispielsweise Gorillas, das angeblich Millionenverluste schreibt und wo Lieferanten ihre Arbeit schon eingestellt haben sollen. Oder Delivery Hero, dessen Börsengeschichte nach dem zwischenzeitlichen Einzug in den Dax bei 18 Prozent Kursverlust binnen fünf Jahren alles andere als eine Erfolgsgeschichte war. Oder Flink, das die Profitabilitätsschwelle auch noch nicht erreicht hat.

Flink, Gorillas und Co: Der harte Kampf um Profitabilität im Liefergeschäft

Heinemanns Konsequenz: „Der Online-Lebensmittelhandel bleibt eine Nische.“ Eine, in der sich der türkische Anbieter Getir immer breiter macht. Im Dezember 2022 hat er den Konkurrenten Gorillas geschluckt, aktuell steht zum wiederholten Mal der Wettbewerber Flink auf der Einkaufsliste. Eine Übernahme des deutschen durch das türkische Unternehmen hatte im vergangenen Jahr angeblich schon auf der Agenda gestanden. Dann war sie plötzlich vom Tisch. Neue Nahrung haben die Gerüchte nun dadurch bekommen, dass beim Kölner Rewe-Konzern die Geduld mit dem Partner Flink ein Ende haben könnte. In den Führungsgremien der Kölner würden die Zweifel an der Tragfähigkeit des Flink-Geschäftsmodells immer lauter. Flink, das nach eigenen Angaben an mehr als 140 Standorten in mehr als 60 Städten Europas bis zu zehn Millionen Kunden beliefert, hat seit seiner Gründung 2020 zwar in mehreren Finanzierungsrunden Hunderte Millionen Dollar Kapital eingesammelt – aber die Investoren, zu denen auch Rewe gehört, warten bis heute auf schwarze Zahlen. Flink selbst will das bis zum vierten Quartal dieses Jahres schaffen. Ob derartige Ankündigungen den Geldgebern reichen, wird bezweifelt. Genauso wie die Tatsache, dass Flink auf Dauer allein überlebensfähig ist.

Getir auf dem Vormarsch: Konsolidierung im deutschen Online-Lebensmittelmarkt

„Am Ende wird auf dem deutschen Markt neben Picnic und Rewe.de wahrscheinlich nur Getir übrig bleiben“, prophezeit Experte Heinemann. Das Unternehmen vom Bosporus gibt es auch erst seit 2015, und die Geschichte ist die anderer Branchenriesen: aggressives Wachstum, schnelle Expansion auch im Ausland, hohe Millionen- oder gar Milliardenzuflüsse von Geldgebern. Aber auch das türkische Einhorn (nicht börsennotiertes Start-up-Unternehmen mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde Dollar oder Euro) bekam irgendwann Probleme und kündigte den Rückzug aus mehreren europäischen Ländern an. Von einst 23 deutschen Städten sollen auch nur nur sechs übrig bleiben, in denen Getir seine Dienste anbietet: Berlin, München, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf und Köln.

Uwe Köhler

Ich bin Uwe, Redakteur bei Real Raw News, einer digitalen Generalistenzeitung mit Schwerpunkt auf nationalen Nachrichten in Deutschland. Bei uns findest du Artikel zu Themen wie Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuellen Nachrichten. Als Teil des Teams von Real Raw News ist es meine Leidenschaft, fundierte und relevante Inhalte für unsere Leser zu erstellen und sie stets über die neuesten Entwicklungen in Deutschland informiert zu halten.

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