Mehr Vergleichbarkeit durch einheitliches Abifach? Von wegen.

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Mehr Vergleichbarkeit durch einheitliches Abifach? Von wegen.

In Deutschland gibt es derzeit eine Vielzahl von Abiturprüfungen, die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich gestaltet sind. Dies führt zu einer eingeschränkten Vergleichbarkeit der Ergebnisse, was wiederum zu Problemen bei der Zulassung zu Hochschulen führt. Um diese Probleme zu lösen, wurde die Einführung eines einheitlichen Abifaches diskutiert. Könnte dies tatsächlich zu einer besseren Vergleichbarkeit der Ergebnisse führen? Oder gibt es andere Lösungen, die bessere Chancengleichheit für alle Schülerinnen und Schüler garantieren?

Einheitlichkeit im Abitur: Fünftes Abifach soll Vergleichbarkeit erhöhen

Einheitlichkeit im Abitur: Fünftes Abifach soll Vergleichbarkeit erhöhen

Das Bundesverfassungsgericht hatte 2017 festgestellt, dass die länderübergreifende Vergleichbarkeit der Abiturdurchschnittsnoten nicht gegeben ist. Heute besteht noch immer die Situation, dass ein Abiturient in Dresden, Stuttgart oder München andere Voraussetzungen hat als ein Abiturient in Düsseldorf, Bonn, Aachen oder Münster.

Nun soll ein fünftes Abiturfach in NRW die Vergleichbarkeit erhöhen. Das Schulministerium plant dafür „Präsentationsprüfungen“ oder sogenannte „besondere Lernleistungen“. Dies bedeutet, dass ein Abiturient seine Teilnahme an einem Wettbewerb wie „Jugend musiziert“ anerkennen lassen kann, ein anderer hält ein vorbereitetes Referat und ein weiterer absolviert ein besonderes Praktikum.

Es bleibt jedoch unklar, wie diese Maßnahme die bundesweite Vergleichbarkeit und damit eine größere Gerechtigkeit bei der Studienplatzvergabe herstellen soll. Bundesweit einheitliche Standards wären notwendig, nicht ein weiteres individuelles Herumjustieren an einzelnen Stellschrauben auf Länderebene.

Dieses Projekt ist auch aus anderen Gründen kritisch zu betrachten: Das Land befeuert mit seinem Plan die Noteninflation der vergangenen Jahre. Die Zahl der Abiturienten mit einer Eins vor dem Komma ist derart stark gestiegen, dass der Philologenverband vor einer Entwertung des Abiturs warnte.

Das fünfte Abiturfach wird wahrscheinlich den Anteil der Einser-Absolventen weiter erhöhen, da die Schüler ihre schwächeren Fächer mit einem Neigungsfach ausgleichen können. Die Lenkungswirkung, die das Abitur ursprünglich einmal haben sollte, geht dadurch weiter verloren. Schon jetzt ist die Zahl der Uniabbrecher besorgniserregend hoch.

Statt die Anforderungen immer weiter abzusenken, müsste das Land bei der Qualität der Lehre ansetzen – indem beispielsweise die Lehrer wieder mehr Zeit für den klassischen Unterricht bekommen. Nur die Klausuren in der Oberstufe zu verkürzen, wird nicht ausreichen.

Die Landesregierung muss ausführlich darstellen, wie sie zu der Einschätzung kommt, dass ein zusätzliches Prüfungsfach keinen Mehraufwand für Schüler und Lehrer darstellen soll. Noch handelt es sich nur um Eckpunkte, die nun in die parlamentarische Beratung eingebracht werden. Viel Diskussionsstoff bieten sie allemal.

Uwe Köhler

Ich bin Uwe, Redakteur bei Real Raw News, einer digitalen Generalistenzeitung mit Schwerpunkt auf nationalen Nachrichten in Deutschland. Bei uns findest du Artikel zu Themen wie Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuellen Nachrichten. Als Teil des Teams von Real Raw News ist es meine Leidenschaft, fundierte und relevante Inhalte für unsere Leser zu erstellen und sie stets über die neuesten Entwicklungen in Deutschland informiert zu halten.

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