"A Quiet Place: Tag Eins" im Kino: Horror auf höchstem Niveau

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Das Schweigen als ultimativer Spannungsfaktor: A Quiet Place: Tag Eins erzählt die Vorgeschichte

Die Dialoge in John Krasinskis fulminantem Horrorfilm A Quiet Place (2018) passten auf wenige Schreibmaschinenseiten. Denn das gesprochene Wort war in diesem postapokalyptischen Szenario die größte Gefahrenquelle. Jeder Ton und jedes Geräusch konnte den Tod bedeuten. In der Ruhe lag nicht nur die Kraft, sondern auch die einzige Überlebenschance der Erdenbewohner.

Deren Planet wurde von ominösen Rieseninsekten heimgesucht, die nichts sehen, aber umso besser hören konnten. Mit seinem geradlinigen Konzept gab Krasinski dem Mainstream-Kino etwas zurück, das im superheroischen Digitalgewitter verloren gegangen war: die Stille als ultimativer Spannungsfaktor.

Die Vorgeschichte erzählt

Die Vorgeschichte erzählt

Wie es zu der Invasion der tödlichen Wesen kam, wurde im Film nicht erklärt. Die Handlung setzte an Tag 89 ein. Keine sonore Stimme aus dem Off oder Nachrichtenbilder, die in das Zukunftsszenario einführten. Aber nun soll mit A Quiet Place: Tag Eins der Blick auf den apokalyptischen Ursprung gelenkt werden.

Waren die Vorgängerfilme im ländlichen Raum und der freien Natur angesiedelt, wählt das Prequel nun New York City als Handlungsort. 90 Dezibel – so informiert die Titeleinblendung zu Beginn – misst die durchschnittliche Lautstärke in Manhattan. Kein Wunder, dass die audiosensitiven Außerirdischen sich die dicht besiedelte Metropole als einen der Hauptlandeplätze ausgesucht haben.

Die Invasion beginnt

Ohne Vorwarnung fallen sie über die menschliche Zivilisation her und töten alles, was einen Mucks von sich gibt. In dem Prequel steht nicht mehr die Familie um die von Emily Blunt gespielte Mutter und deren gehörlose Tochter im Zentrum, sondern die schwer an Krebs erkrankte Samira (Lupita Nyong'o).

Im Hospiz ist sie die jüngste Patientin. Die Ärzte haben ihr schon vor Monaten nur noch wenige Wochen gegeben. Allein mit starken Schmerzmitteln kann sie sich aufrecht halten und an dem Ausflug in ein Marionettentheater in Manhattan teilnehmen. Die Vorführung ist noch nicht zu Ende, als die Alien-Invasion über die Stadt hereinbricht.

Das Chaos in Manhattan

Regisseur Michael Sarnoski („Pig“) inszeniert das Chaos aus nächster Nähe, ohne dem Publikum einen Überblick zu verschaffen. Die Staubwolken von zusammenbrechenden Gebäuden rufen die Bilder von den Terroranschlägen am 11. September 2001 wach. Die Menschen, die sich vor Angst zitternd im Theater verstecken, erinnern an das Attentat auf den Pariser Musikclub Bataclan.

Ein ungewöhnliches Paar

Die Verzweifelten hoffen auf eine Rettung über den Hudson River. Ein stummer Strom von Menschen durchströmt die zerstörte Stadt. Aber die kleinsten Geräusche reichen aus, um die Monster anzulocken und eine Massenpanik auszulösen. Samira löst sich aus der Menge der Flüchtenden. Die Sterbenskranke muss ihr Leben nicht mehr retten. Sie geht mit ihrem geliebten Kater auf dem Arm gegen den Strom Richtung Harlem an den Ort ihrer Kindheit, wo ihr Vater in einem Jazz-Club Piano spielte und es die beste Pizza der Stadt gab.

Die Erinnerung an die Vergangenheit ist für sie wichtiger als eine vage Zukunft im Survival-Modus. Aber sie bekommt Gesellschaft. Voller Panik taucht Eric (Joseph Quinn) aus einem überfluteten Metro-Eingang auf, wo er sich vor den außerirdischen Angreifern in Sicherheit gebracht hat. Sein Blick trifft auf Samiras Augen und fortan folgt er ihr wie ein Hund.

Ein humanistischer Kern

Alle Versuche, ihn abzuwimmeln, scheitern. Widerwillig nimmt Samira den orientierungslosen Jura-Studenten, der zu Panikattacken neigt, unter ihre Fittiche. Zwischen den beiden entsteht keine romantische Liebe, aber eine verlässliche Notgemeinschaft, die von gegenseitiger, bedingungsloser Hilfsbereitschaft geprägt ist.

Ähnlich wie in A Quiet Place die überlebenswillige Familie das Horrorszenario ausbalancierte, ist es in Tag Eins die ungewöhnliche, nicht stereotype Zweierbeziehung, die das eigentliche Herz des Filmes ausmacht. Es sind keine heroischen Figuren, die sich hier durch die Apokalypse kämpfen, sondern zwei sichtbar geschwächte Menschen, die in der Gefahr zu gemeinsamer Stärke finden.

Der humanistische Kern der Geschichte ist von schlichter, aber ebenso berührender Klarheit. Die Beziehung des ungleichen Paares wird weniger durch Worte als durch Blicke konstituiert. Im dystopischen Überlebenskampf nimmt sich der Film immer wieder die Zeit, sich in die Augen seiner Figuren zu versenken.

Die famose Lupita Nyong'o („12 Years a Slave“, „Black Panther“) kann allein mit Blicken einen ganzen Kosmos an Emotionen kreieren, und auch Joseph Quinn entfacht in seinen Augen panische Angst ebenso überzeugend wie tiefe, menschliche Wärme. Diese intime, visuelle Nähe zu den Charakteren setzt Regisseur Sarnoski in produktiven Kontrast zu wohl dosierten Schockeffekten und einer urbanen Katastrophenkulisse, in der die tosende Metropole New York zu einem morbiden Ort der Stille und Zerstörung wird.

A Quiet Place: Tag Eins, USA 2024 – Regie: Michael Sarnoski; mit Lupita Nyong'o, Joseph Quinn, Alex Wolff, Djimon Hounsou, Cain Aiden; 99 Minuten

Klaus Schmitz

Ich bin Klaus, ein Experte und leidenschaftlicher Autor für Real Raw News, einer digitalen Generalistenzeitung mit Schwerpunkt auf nationalen Nachrichten in Deutschland. Meine Leidenschaft gilt der Berichterstattung über aktuelle Ereignisse in den Bereichen Kultur, Wirtschaft und Sport. Ich bin stets bestrebt, unseren Lesern fundierte und aktuelle Informationen zu liefern, die sie informieren und zum Nachdenken anregen. Mit meiner langjährigen Erfahrung im Journalismus und meiner Liebe zur deutschen Sprache bin ich stolz darauf, Teil des Teams von Real Raw News zu sein.

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