ADHS bei Frauen: Wie sich die Störung manifestiert - Diagnose und Therapie
Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine neurologische Erkrankung, die oft mit Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit und Impulsivität einhergeht. Lange Zeit wurde angenommen, dass ADHS vor allem bei Jungen und Männern auftritt. Doch inzwischen ist bekannt, dass Frauen und Mädchen auch von dieser Erkrankung betroffen sein können. Die Symptome der ADHS können sich bei Frauen jedoch anders manifestieren, was zu einer verzögerten Diagnose und einer unzureichenden Behandlung führen kann. In diesem Artikel erfahren Sie, wie sich ADHS bei Frauen äußert und wie eine korrekte Diagnose und Therapie erfolgen kann.
ADHS bei Frauen: Die Störung, die oft nicht erkannt wird
Vorurteile im Kopf: Untersucher-Bias
Die Aufmerksamkeitsdefizitstörung mit Hyperaktivität oder ADS ist „eine Besonderheit menschlichen Seins“. So beschreibt es Astrid Neuy-Lobkowicz, Fachärztin für Psychosomatik und Psychotherapie. Menschen mit AD(H)S seien nicht besser oder schlechter als andere, nur eben anders. Gerade bei Frauen werde diese neurobiologische Stoffwechselstörung jedoch oft nicht erkannt.
Die weibliche ADHS: Eine Besonderheit des menschlichen Seins?
Die Unterschiede beginnen schon im Kindesalter. Bei Jungen würde viermal häufiger ADHS diagnostiziert als bei Mädchen, obwohl die Störung gleich häufig unter den Geschlechtern verteilt sei, sagt Neuy-Lobkowicz.
Manche Mädchen seien eher hypoaktiv, also verträumter, schüchterner, langsamer und unauffälliger als Jungen. Frauen können jedoch genauso den impulsiv-hyperaktiven Typus der Störung haben. Dann sind sie häufig „der typische Wildfang“ und bekommen schon als Kind zu hören: „Du wärst besser ein Junge geworden“.
ADHS bei Frauen: Mehr als nur ein einfaches Problem
Mädchen zeigen sozial erwünschtes Verhalten
Frauen mit ADS würden häufig zu Mobbing-Opfern, berichtet Astrid Neuy-Lobkowicz. Weil sie sich schämen, versuchen Mädchen, sich anzupassen und nicht aufzufallen. Sie lernen noch mehr, um in der Schule mitzukommen, haben aber schnell Schuldgefühle oder ein schlechtes Gewissen, wenn sie es nicht schaffen.
„Sie versuchen im Gegensatz zu Jungs ein sozial erwünschtes Verhalten zu zeigen.“
Späte Erkenntnis: ADHS kostet Kraft
Wird AD(H)S nicht erkannt, entwickeln sich häufig Angststörungen oder Depressionen, die sich zwar leicht verhindern ließen, im Erwachsenenalter dann aber zunehmend auffallen und behandelt werden. „Dann denkt aber niemand mehr an ADS“, sagt Neuy-Lobkowicz.
Therapie: Besser leben im Alltag
Steht die Diagnose, setzt sich die Therapie aus mehreren Elementen zusammen. Ein wichtiger Baustein sind Medikamente. Denn das AD(H)S-Gehirn leidet unter ständiger Reizüberflutung, die Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin sind im Ungleichgewicht.
Ergänzt wird die Behandlung oft durch eine Verhaltenstherapie, bei der es darum geht, das Leben besser zu strukturieren. Andere Bausteine können Ergotherapie, Sport und Selbsthilfegruppen sein. Auch Angehörige können eine Stütze im Alltag sein.
Auszeit statt Ausrasten
Neuy-Lobkowicz rät, in der Partnerschaft nicht zu diskutieren, sondern eine Auszeit zu nehmen. Also raus aus der Konflikt-Situation und später mit kühlem Kopf noch einmal besprechen. „AD(H)S-lerinnen sind Mimosen mit Holzkeule“, so Neuy-Lobkowicz, die selbst ADHS hat.
Matthias Rudolph hält Kommunikation für einen wichtigen Baustein. Sein Rat für den Umgang: Halten Sie keine langen Monologe, sondern sprechen Sie in kurzen, klaren Sätzen. Manchmal lohne es sich, Sätze noch einmal zusammenzufassen, mit „habe ich dich richtig verstanden, dass …“.
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