Initiative Außenhören in Düsseldorf kämpft gegen Einsamkeit

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Initiative Außenhören in Düsseldorf kämpft gegen Einsamkeit

Die Einsamkeit ist ein Problem, das viele Menschen in Deutschland betrifft. Insbesondere in Großstädten wie Düsseldorf kann es für Menschen schwierig sein, soziale Kontakte zu knüpfen und sich nicht einsam zu fühlen. Um diesem Problem entgegenzutreten, hat sich in Düsseldorf die Initiative Außenhören gegründet. Ziel dieser Initiative ist es, Menschen zusammenzubringen, die gleiche Interessen teilen und sich gegenseitig unterstützen. Durch gemeinsame Aktivitäten und gesellige Veranstaltungen soll die Einsamkeit bekämpft und ein gefühl von Zugehörigkeit geschaffen werden.

Initiative Außenhören in Düsseldorf kämpft gegen Einsamkeit

Auf dem Kirchplatz in Unterbilk stehen vier Personen mit orangefarbenen Herzen und warten darauf, dass sie jemandem zuhören dürfen. Im Gras ruht ein Schwarm Tauben. Eine Handvoll Leute schlendert über den Platz, vier von ihnen tragen Holzschilder in Herzform. „Ich höre Dir zu“ kann man auf diesen unter anderem lesen.

Neben der St. Peter-Kirche steht eine Parkbank, an der Rückenlehne ist eine Plakette geklebt: „Setzen Sie sich gerne dazu.“ Die vier mit den Herzen sind sogenannte Zuhörerinnen.

Einsamkeit bekämpfen: Initiative Außenhören bietet Zuhörer für alle

Einsamkeit bekämpfen: Initiative Außenhören bietet Zuhörer für alle

2021 lebten in Düsseldorf rund 54 Prozent der Menschen in Single-Haushalten. Der soziale Anschluss sei da keine Selbstverständlichkeit mehr, sagt Christine von Fragstein. Vor rund drei Jahren hat sie die Initiative „Zuhören draußen“ gegründet, mitten in der Pandemie. Spätestens da ist das Thema Einsamkeit zunehmend in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt.

Erst im Juni veranstaltete die Landesregierung eine Einsamkeitskonferenz. Einsamkeit, sagte Ministerpräsident Hendrik Wüst damals, „ist die neue soziale Frage unserer Zeit“.

InfoSoziale und emotionale Einsamkeit

InfoSoziale und emotionale Einsamkeit

Das Gefühl der Einsamkeit wird häufig unterschieden in emotionale und soziale Einsamkeit. Emotional einsam ist, wer darunter leidet, dass ihm oder ihr besonders enge Bezugspersonen wie Freunde oder Lebenspartner fehlen. Unter sozialer Einsamkeit leidet, wer nicht für seine Bedürfnisse ausreichend in soziale Netzwerke wie Familien oder Freundesgruppen eingebunden ist.

Stille Helden: Ehrenamtliche in Düsseldorf lauschen und helfen gegen Einsamkeit

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Um dieser Frage zu begegnen, hat Christine von Fragstein die Initiative gegründet. „Unser Ziel ist es, Menschen aus anderen Lebensumständen kennenzulernen“, sagt sie. Das Konzept ist einfach: Ehrenamtliche stehen auf öffentlichen Plätzen mit Schildern oder sitzen auf den sogenannten Zuhörbänken. Wer etwas erzählen möchte, setzt sich dazu und beginnt zu reden.

Gemeinsam aus der Einsamkeit

Gemeinsam aus der Einsamkeit

„Unsere Zuhörbänke sind ein Ort des Austauschs für alle, die sich nach einem offenen Ohr sehnen“, sagt von Fragstein. Mittlerweile gibt es insgesamt zwölf dieser Bänke in Düsseldorf. Und auch in Ratingen und Bonn ist die Initiative präsent.

In der Landeshauptstadt kooperieren die Zuhörerinnen unter anderem mit Büchereien, der Einrichtung „Hilfe bei der sprachlichen Integration“ und dem Bürgerhaus Salzmannbau an der Himmelgeister Straße.

Nuria, duale Studentin der Sozialen Arbeit und bei der Stadt Düsseldorf beschäftigt, ist auch am Montag Zuhörerin. „Das Angebot, dass jemand einem zuhört, ist im persönlichen Umfeld nicht immer gegeben“, sagt die 26-Jährige.

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Zuhörer werden könne im Grund jeder. „Es ist gut, wenn die Person wenig Berührungsängste hat. Und man sollte geduldig sein“, so die Zuhörerinnen Nuria und Sabine.

Doch wie kommt man überhaupt ins Gespräch? „Wenn Leute mich ansehen, dann spreche ich sie häufig an und sage einfach ‚Hallo’“, erklärt Nuria. Oder sie setze sich auf die Zuhörbank am Kirchplatz. „Manche Menschen trauen sich eher, wenn sie sehen, dass da schon eine andere Person vor ihnen auf der Bank gesessen hat, der zugehört worden ist.“

Auch an diesem Montagnachmittag setzt sich bald schon eine Person auf die Bank neben eine der Ehrenamtlerinnen. Was diese Person erzählt, bleibt unter den beiden auf der Bank. Vertraulichkeit ist wichtig: „Wir hören hier wertfrei zu, ohne Situationen zu beurteilen“, sagt Sabine.

Familie, Beruf, Gesundheit – davon erzählen die Leute oft, stellen Sabine und Nuria fest. „Menschen sind häufig sehr froh, wenn da jemand ist, der sie bestärkt, von einer Sache erzählen zu dürfen“, sagt Sabine.

Mitunter komme es vor, dass Menschen von Problemen erzählen, bei denen sie professionelle Hilfe brauchen könnten. „Wir hören zu, aber wir beraten nicht“, erklärt Christine von Fragstein. „Dafür sind wir auch gar nicht ausgebildet. Aber wir haben Flyer mit den Adressen der wichtigsten Beratungsstellen.“

Und auch den Ehrenamtlichen werde bei Bedarf eine psychologisch geschulte Ansprechperson zur Seite gestellt.

Die Menschen erzählen aber nicht nur von den Schattenseiten. Manche berichten auch von guten Freundschaften. Die Gespräche seien auch unterschiedlich lang, sagt Nuria. „Manche Leute kommen auch für kurze Gespräche“, erzählt sie. „Es gab Tage, an denen hatte ich in anderthalb Stunden fünf Gespräche.“ Aber, betont sie, „jedes kleine Gespräch zählt“.

Uwe Köhler

Ich bin Uwe, Redakteur bei Real Raw News, einer digitalen Generalistenzeitung mit Schwerpunkt auf nationalen Nachrichten in Deutschland. Bei uns findest du Artikel zu Themen wie Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuellen Nachrichten. Als Teil des Teams von Real Raw News ist es meine Leidenschaft, fundierte und relevante Inhalte für unsere Leser zu erstellen und sie stets über die neuesten Entwicklungen in Deutschland informiert zu halten.

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